Yo Mai

Es wird Frühling, alles schimmert.

Krischan am

Nur die Kiefer quietscht und wimmert.
Jammert über Winterschäden,
muss zum Kieferorthopäden.
— Wiglaf Droste

Die Apfelbäume auf dem Velodrom blühen, die rosanen Kirschbäume auf der Käthe-Niederkirchener-Straße und der weiße im Hof der Bambini Oase sind aber schon fast durch. Grad eben warens noch zwanzig Grad, obwohls kurz vorher nur neun waren, und ich konnte die Pudelmütze endlich gegen eine Sonnebrille tauschen. Da ist die Kollegin auf der anderen Seite des Flurs aber erleichtert. Vorm Küchenfenster tummeln sich Spatzen, Kohl- und Blaumeisen, Amseln, Krähen, Ringeltauben, Mönchsgrasmücken und Hausrotschwänze. Bei den Tauben wird eifrig gepoppt. Die Kastanien haben schöne weiche hellgrüne Blätter bekommen und fangen schon an, ihre Blüten zu öffnen.

Und hinter jedem Baum ein Mörder. Quatsch, ich meine: in jedem Gebüsch eine Nachtigall. Auf dem Arnswalder Platz, an der Tankstelle im Volkspark Friedrichshain, am S-Bahnhof Landsberger Allee – die höre ich auch durchs offene Bürofenster –, an etlichen Stellen des Blümchenviertels hinter der Storkower, durch das ich immer gehe, wenn ich in der Mittagspause eine Runde durch den Volkspark Prenzlauer Berg drehen will: überall brüllen einem die Nachtigallen ihr Quietsch-Quietsch Zwitscher-Schnatter-Blubber-Flötüt entgegen.

Ist mir früher gar nicht so aufgefallen. Aber ich kann ja dieses spezifische Flöten auch erst seit zwei-drei Jahren der Nachtigall zuordnen. Vielleicht liegts daran. Denn Berlin ist ja schon länger als eine von einer kulturfremden Nachtigallenschwemme unterwanderte Stadt bekannt.

baoma am 12. Mai 2016

und wir haben heut höchst amüsiert an deine ausfälle bezüglich vogelgezwitscher auf dem zeltplatz vor x jahren angesichts des gedichts in der taz, letzte seite, gedacht.

Krischan am 12. Mai 2016

Ja, das ist schön, nicht? Am Wochenende ist übrigens die Stunde der Gartenvögel.