The Music. The Party. The Feeling.
Nach einem zu langen Anfang, der es nicht wirklich spannend macht mit seinen Interviews mit den Machern und ein paar gestellt wirkenden Szenen, die einige der Festival-Besucher begleiten (kleine Mädchen, ein paar Rollstuhlfahrer, ein Schnorrer ohne Fahrschein und Eintrittskarte, ein paar Säufer, eine junge Metal-Band, Leute aus der Technik), dann aber endlich Musik. Und gleich wieder verrückte junge Leute, schwedische Mädels, langhaarige Kiffer, Badende, Trinkende, verkleidete Spinner, Polizisten, Weihnachtsfeiern, Christiania-Aktivisten, Schlammpfützen, die üblichen Besoffenen und Eingepennten, Nacksche, Zeltzerstörungen, verprügelte Matratzen, brennende Zelte, Einkaufswagenwettrennen, auf alles mögliche eintrommelnde Spasten, Drogenopfer, Angeber, Abgeschleppte, Regen, …
Die anderen Bands sind zumeist mit einem mehr oder weniger vollständigen Lied vertreten, von Sonic Youth dagegen gibt es eine leider nur reichlich zweiminütige Collage aus Fragmenten der einstündigen und auch als SYR 8 veröffentlichten Free-Jazz-Noise-Krach-Session vom 1. Juli 2005 mit Mats Gustafsson an der Posaune und Merzbow am Klapprechner. Kim Gordon hantiert außer an Gitarre und Mikrofon auch mit einer Trompete, der Rest nutzt aber vor allem die ihm üblicherweise anvertrauten Instrumente. Was das bei Jim O’Rourke heißt, der damals auch zur Band gehörte? Dazu sieht man verstört und/oder beeindruckt guckende Leute. Sowie vor allem Nachtkamerabilder des weiter fortschreitenden kollektiven Ausrastens.
Im stetigen Wechsel zwischen Musik und Doku kommen natürlich auch Szenen aus den damaligen Berichten sowie aktuelle Kommentare zu dem Unfall beim Pearl-Jam-Konzert 2000, bei dem neun Besucher zerdrückt wurden.
Insgesamt ist mir der ganze Film aber zu schwülstig, zu lang und zu wenig authentisch, trotz der vielen Bilder aus dem Publikum und dem Festival-Geschehen drumrum. Aber da die zum Teil gestellt wirken und vor allem nur an der Oberfläche kratzen und niemanden wirklich über längere Zeit begleiten, ergibt sich kein stimmiges Bild. Sondern nur ein fragmentarisches Mosaik. Aber vielleicht ist das ja auch beabsichtigt. Wird ja am Anfang großkotzig behauptet, dass man den besonderen Charakter des Festivals nicht in ein paar wenige Worte fassen kann. (Aber Bilder sagen doch mehr als tausend Worte? Und hier war Raum für mehr als eine Stunde bewegte Bilder!)
Letztlich fühle ich mich auch wieder darin bestätigt, ganz bewusst nie solche Riesenfestivals besucht zu haben. Konzert gut und schön, auch Open-Air, aber dieses ganze ewig brüllende mehrtägige Chaos drum herum: das soll schön sein? Ich habs dann doch ganz gern ab und zu ein bisschen privat zwischendurch. Und möchte von der Musik was mitbekommen, an das ich mich später noch erinnern kann. Aber ich bin ja auch ein alter Spießer.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass hier eigentlich noch ein Booklet reingehört. Wo ist das?