Recorded live in the 90’s
Der Einstieg ist ja jetzt nicht gerade das, was ich mir unter Grunge vorstelle, sondern mehr so bluesiger Jodelrock mit Gitarrengegniedel für die etwas in die Jahre gekommenen Herren mit dünnem Haar und Bauchansatz, gefällt mir aber trotzdem nicht. Ich akzeptiere aber, dass sowas einer der Ursprünge für die Entwicklung des Genres war. Das sich meiner Meinung nach ohnehin nicht einwandfrei abgrenzen lässt. Aber das tun ja andere Genres der Rockmusik auch nicht.
Und später wird es auch noch wesentlich besser. Zum Beispiel gleich bei Nirvana, die ich ja inzwischen ziemlich mag und die hier zum Teil ordentlich einen runterholzen, aber auch deutlich schlechter aufgenommen wurden. Weiß man eigentlich was über die Daten der Auftritte? Außer dem Jahrzehnt?
Auch Mudhoney ist soweit ganz okay bis janz jut einklich, weil rotziger und punkiger als die komische Perlenmarmelade vom Anfang. Man hört nur leider am Anfang die Gitarren fast gar nicht, sondern nur das Gegröle und das Schlagzeug.
Und über L7 muss man ja gar nichts mehr sagen. Höchstens: die Gitarren sind zu hören. Und der zweite Song wird direkt im letzten Akkord des ersten schon wieder eingezählt. So muss Rock’n’Roll.
Die Alice macht dann nochmal einen kleinen Abstecher ins jodelige Rockgegniedel, gefolgt von den mir im Grunde unbekannten, aber trotz der deutlichen Bluesrock-Tendenz gar nicht allzu schlechten Sundownern und den von vielen zwar verächtlich belächelten, in meiner Gunst aber zumindest mit den frühen Platten recht hoch angesiedelten Kürbissen, bevor der auch noch mit ins Boot geholte Helmut die Latte nochmal ein ganze Stück nach oben hängt mit knackig exaktem Spiel einer- und grottig schlechter Aufnahmequalität andererseits.
Henry Rollins seine Band rappelt und raunzt, gniedelt mir ein bisschen zu weit in Richtung Hard Rock, bei Soundgarden jodelts nochmal unerfreulich kräftig, aber die kreischenden Bäume rocken prima einen weg und auch die Jungs und Mädels von Sonic Youth, die hier eigentlich auch nicht hinpassen (too young to punk, too old to grunge), rumpeln und dröhnen ungebremst auf ihren schäbigen Instrumenten herum, dass es eine Freude ist.
Dass die meisten Bands mit jeweils zwei Songs am Start sind, erhöht natürlich die Chancen auf adäquate Vorstellung der musikalischen Bandbreite und der stilistischen Eigenheiten einer Band. Und die Pause zwischen den Songs, wenn sie denn mitgeliefert wird, transportiert gleichzeitig etwas mehr Live-Feeling, als das bei pausenlosem Ein- und Ausfaden und Umschneiden von einzelnen Songs möglich wäre.
Die Hälfte der Songs ist übrigens mit anderer Reihenfolge auch auf einer anderen CD in meiner Sammlung auch schon drauf, und da hatte ich schonmal rausgekriegt, von wann der Sonic-Youth-Gig ist, der hier in zwei Ausschnitten zu hören ist.
Coole Verpackung: ein DigiPak-Tray auf Wellpappe geklebt, ein mit Strick gebundenes Booklet mit transparenten Vorlegeseiten wie beim Fotoalbum, ein Stück desselben Stricks um das doppelt zusammengefaltete oder -gewickelte Pappdings geknotet, dabei ein einmal gefaltetes Pappschildchen haltend, das einen auf Preisschildchen macht. Sieht alles schon etwas ramponiert aus, aber für das Alter und das Material eigentlich noch erstaunlich gut. Das Ding für einen erträglichen Preis bekommen zu haben, hat aber auch lange Beobachtungszeit benötigt.
Tracks
- Even Flow
- Alive
- Smells Like Teen Spirit
- Come As You Are
- These People
- You Got It
- She’s A Lost Cause
- Death Wish
- Them Bones
- Would?
- Dogs
- The Desperate Bum
- I Am One
- Unsung
- In The Meantime
- Tearing
- Big Dumb Sex
- Hunted Down
- Nearly Lost You
- Youth Against Fascism
- 100%