Interiors

Band
Quicksand
Format
LP
Jahr
2017
Label
Epitaph
Kennung
7564-1
Zusatz
grünes Vinyl, bedruckte Innenhülle, Download-Code

Krischan am

Post hardcore legends’ triumphant return

Legende würd ich jetzt ja nicht unbedingt behaupten. Aber in bestimmten enger gezogenen Kreisen stimmt das wahrscheinlich schon. Ich hab die Band ja eher zufällig kennengelernt: hat mir mal der eine Markus empfohlen, der seinerzeit in der Dresdner Neustadt einen Klamotten- und Plattenladen hatte und sich wunderte, dass ich die als Fugazi-Fan gar nicht kenne. Hat er mir also die »Manic Compression« aufgeschwatzt, die ich dann tatsächlich gar nicht so schlecht fand und mit der Zeit sogar immer besser.

Hat ja auch wirklich was von Fugazi, deren Musik für mich in dieser Hinsicht die Messlatte und Legende ist: melodischer und interessanter gewordene Musik ehemaliger Hardcore-Musiker, coole Basslinien, gerne angezerrt, krachige Gitarren nicht mehr überall, aber weiterhin da, nur eben akzentuiert eingesetzt, der Gesang melancholischer und kein reines Gebrülle mehr, die Rhythmen feiner ausgefeilt, die Songs abwechslungsreicher konstruiert.

Ja, und von denen gibt es jetzt eine neue Platte! Was davon zu halten ist, wenn Bands aus den Neunzigern zwanzig Jahre später wieder zusammenfinden und so tun, als würden sie an derselben Stelle weitermachen, an der sie seinerzeit aufgehört haben, ist mir noch nicht so ganz klar. Muss man ja vielleicht auch nicht verallgemeinern. Kann ja auch gut gehen.

Hier jedenfalls ist es ja auch ein bisschen anders. Walter Schreifels hat ja wohl nie so richtig aufgehört, Musik zu machen, nach Youth Of Today und Gorilla Biscuits und Quicksand gab es ja noch Rival Schools und Moondog und einiges als Solo-Künstler ohne Bandnamen. Und nun halt wieder in einer Besetzung wie früher schonmal. Unter demselben Namen wie früher. Und mit ähnlicher Musik. Nur der Gesang ist deutlich softer, aber die Gitarren und das Schlagzeug und der Bass rocken fetzig einen weg. Wie früher™. Und die Kompositionen und die Grooves und die Geschwindigkeiten und der Sound und das alles ist auch nicht weit weg vom Original. Die Ausflüge in die ruhigeren Gefilde vielleicht ausgenommen, aber dafür bin ich ja durchaus offen. Bzw. alt genug. Wenns gut gemacht ist. Und das ist es.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Noch besser wärs aber schon, wenn der Gesang ein bisschen impulsiver wäre. Mit der Zeit wirds dann nämlich doch ein bisschen langweilig. Wobei das gar nicht allein dem Gesang anzulasten ist, es klingt spätestens ab der Hälfte einfach insgesamt ein bisschen zu lahm. Sanfte Gitarrenmusik statt groovigem Posthardcore. Klingt Rival School so? Die kenn ich ja glaub ich gar nicht.

Die digitale Version hat ja nun aber den Vorteil, dass man auf Zufallsreihenfolge umstellen kann, was bei Langeweile durch ungünstige Abfolge der Songs natürlich immer von Vorteil ist. Und siehe da, eigentlich ganz schick das alles. Bisschen Gewöhnung an die nicht ganz so krachige Atmosphäre kommt mit der Zeit auch noch dazu, es ist halt trotz allem nicht mehr die Band aus den Neunzigern, die Leute sind gealtert und der Zeitgeist hat sich gewandelt, was hatte ich denn erwartet? Klar ist »Manic Compression« besser, aber mindestens die Hälfte hier drauf ist keinen Deut schlechter. Echt. Eigentlich fetzt nur »Sick Mind« mit seinem fehlenden Groove nicht; aber vielleicht soll das ja so.

Ich habe hier übrigens ein Exemplar der auf 500 Stück (?) limitierten Ausgabe auf hellgrünem Vinyl ergattert. Exklusiv für europäische Indie-Läden. Konnte man bei Flight13 vorbestellen. Was ich natürlich gleich gemacht habe. Hatte nur mal wieder überlegt und recherchiert, ob nicht eigentlich das klassische schwarze Vinyl bessere Qualität liefert als das bunte Zeugs, mich dann aber trotz aller Zweifel für den kleinen Aufpreis und die farbige Version entschieden. Das Cover ist auf der Innenseite übrigens von derselben merkwürdigen Lachsfarbe wie die Innenhülle.

Das beste zum Schluss: die Band kommt Ende der Woche nach Berlin. Da muss ich dann wohl hin. Ist ja auch schon wieder ewig her, dass ich mal auf einem Konzert war. (Nachtrag: eine Mischung aus 20% hohem Eintrittspreis und 80% akutem Erkältungsanfall hat den sonntäglichen Besuch des SO36 leider vereitelt. Verdammt. Verdammt! Verdammt nochmal! Inzwischen krieg ich die Songs nämlich kaum noch aus der Rübe, so gut gefallen mir die. Eh.)

Tracks

  1. Illuminant
  2. Under The Screw
  3. Warm And Low
  4. >
  5. Cosmonauts
  6. Interiors
  7. Hyperion
  8. Fire This Time
  9. Feels Like A Weight Has Been Lifted
  10. >>
  11. Sick Mind
  12. Normal Love

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