Dust Breathing

Band
Møster!
Format
LP
Jahr
2020
Label
Hubro
Kennung
HUBROLP 3638
Zusatz
bedruckte Innenhülle

Krischan am

Diese Band mit dem formschönen Namen könnte man von meiner Warte aus als Nebenprojekt von Motorpsycho einordnen, und genau auf diesem Weg hab ich ja auch von ihr erfahren: in einem der Motorpsycho-Fan-Bücher, die meine Olle mir geschenkt hat, wird sie erwähnt, und auch über andere Quellen bin ich immer mal wieder auf den Namen gestoßen. Eine wilde norwegische Jazzband, die nach dem Chef und Saxophonisten Kjetil Møster benannt ist und bei der seit geraumer Zeit der Gitarrist (Hans »Snah« Magnus Ryan) und immer schon einer der ehemaligen Schlagzeuger (Kenneth Kapstad) von Motorpsycho mitspielen. Und weil es die natürlich auch auf bandcamp gibt, hab ich dann irgendwann doch mal reingehört und das Gehörte tatsächlich für gut befunden. Und bestellt.

Hier könnte eigentlich ein Bandcamp-Player hin.

Stellenweise so wie die Jazz-Kollaboration im Fishtank, insgesamt aber viel freejazziger als dort, teilweise aber auch ein bisschen an das nette skandinavische Jazz-Zeugs erinnernd, das ich mal meiner Schwester geschenkt habe. Die Gitarren im Zusammenklang mit den Keyboards durchaus ähnlich dem einen oder anderen Konzept-Album von Motorpsycho, wo ja auch ganz gern der eine oder andere Jazzer mitspielt, aber das mäandernde Saxophon des Frontmanns steht hier natürlich über weite Strecken viel deutlicher im Vordergrund, der Rest ist dann nur die Begleitung. Stellenweise auch nicht weit weg von ähnlich gelagerten Projekten aus dem Hause Thurston Moore oder so, also durchaus mit krachigen Passagen, nicht nur so gniedeldadeldudelquietsch, sondern auch mal rappelknarzkrachschrammelschepper.

Das zweite Stück zum Beispiel viel deutlicher nach vorne gerockt, das ist ja fast schon ein Tanzbodenfeger für die Indie-Disko, das hat mit Jazz nahezu gar nichts zu tun, daran ändern auch die Bläser nichts, die gibts in der Pop- und Rockmusik schon länger.

Als Kontrast dann gleich wieder verzagtes und/oder kontemplatives Suchen nach Struktur und Gemeinsamkeit, das zwar immer deutlicher und dringender wird, aber auf keinen grünen Zweig findet. Aber wer braucht heute schon noch Harmonien, Melodien und so altmodischen Kram. Erstmal eine Portion düster drohendes Dröhnen angehängt, von dem man herrlicherweise fast gar nicht raushört, aus welchen Instrumenten es kommt. Fetzt.

Und dann doch wieder der typische Jazzrock mit mehrstimmigen Bläsern, rappeligen Drums und vertrackten Strukturen, damit man mal sieht, was die Leute so drauf haben, technisch und theoretisch. Oder wie immer man sowas nennt. Viel Schweinerock ist noch mit drin, die Bläser sind sozusagen nur drübergebügelt, so als hätten sie keine breitbeinigen Gniedelgitarristen bei der Hand gehabt, und wirklich machen sich ja Bläser für solche Eskapaden viel besser. Und je länger das Stück wird, desto mehr wird es ein typisches Motorpsycho-Stück, da stehen die Bläser tatsächlich mal nicht mehr so im Vordergrund, sondern die psychedelisch-progressive Rockband, die da mit lauter Synthi- und sonstigen Spuren ausgelassen umeinander herumwabert und alles krachen lässt, was gerade so zu erreichen war. Knappe zehn Minuten sind dafür nur angemessen; das erste Stück war ja noch länger.

Als Abschluss nochmal was ähnliches, aber stimmungsmäßig anders gelagertes: da sind die Bläser wirklich nur noch Beiwerk des stampfenden Rock-Bombasts. Irgendwie kommt das alles aber nicht aus dem Stadium eines Intros heraus, alles nur Akkord und Vorbereitung und rhythmisches Klischee. Komisch, das als Ende einzubauen, wäre ein besserer Anfang gewesen.

Die Hüllen der Platten dieses Labels sehen fast alle gleich aus: derselbe runde Labelbutton mit der albernen Eule, der eigentlich nur auf die Einschweißfolie gehört, nur die Farbe und die Ecke wechseln; derselbe farbige Streifen am Rand, nur die Farbe wechselt; dieselbe filzstiftige Schreibschrift für die Betitelung, nur Farbe und natürlich Band und Plattentitel wechseln. Mit dem Foto bzw. der Grafik kann dann aber der Hauptbestandteil frei gewählt werden (wer auch immer den dann auswählt). Findsch putzig.

Tracks

  1. The Bonfire, The Sun
  2. Waistful Tendensities
  3. Ausculptation
  4. Organ Of Bodies I: Blightness
  5. Organ Of Bodies II: Tentactility
  6. Organ Of Bodies III: Palpatience

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