Tramonto

Band
Van Pelt, The
Format
2 LP
Jahr
2016
Label
Flying Kids, Gringo
Kennung
KID 016
Zusatz
bedruckte Innenhüllen, Download-Code

Krischan am

Live In Ferrara 12.08.2014

Eine neue Van-Pelt-Platte? Ach nee, doch nur eine zwar neue Live-Platte, aber natürlich nur mit alten Songs drauf. Und viel von der Live-Atmosphäre ist auch nicht zu hören: nur am Anfang und am Ende gibts je eine kurze Ansage, ansonsten sind die Lücken zwischen den Stücken nahezu alle akkurat rausgeschnippelt, samt eventuellem Gejohle, erklärendem Gelaber und einzählendem One-Two-Three-Four.

Und der Sound ist sehr klar und direkt, aber das ist bei der zumeist relativ ruhig und sparsam instrumentierten Musik ja eigentlich auch kein Wunder. An manchen Stellen fehlt in meinen Ohren aus mir unbekannten Gründen die zweite Gitarre, die man von der Studioaufnahme gewöhnt ist, denn offenbar sind sie ja doch zu viert aufgetreten, so wie man auch alle vier Namen auf der Rückseite lesen und auch tatsächlich vier Musikanten auf den Bildern der Innenhüllen sehen kann. An anderen Stellen kommt mir das Schlagzeug zu eintönig vor, ohne dass ich wüste, was da konkret anders sein müsste. Hauptproblem scheint aber zu sein, dass der Gesang zu weit nach vorne gemischt wurde, so macht das im Postpunk keinen Sinn.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Zum Schluss kommt doch noch ein unbekanntes Lied, das aber nicht neu, sondern das Cover eines Sin-Eaters-Stückes ist. Mit der Band waren sie ja wohl auch mal auf Tour, sagt mir jedenfalls das kleine Plakat, das bei uns zu Hause im Flur hängt.

So richtig der Hammer ist die Platte dann aber leider doch nicht. Einige der Stücke kommen hier deutlich lahmer rüber als auf dem Studioalbum. Und das sollte ja eigentlich eher andersrum sein. Und das hat nicht nur damit zu tun, dass zum Beispiel der Gesang stellenweise ein wenig anders läuft als gewohnt, sondern vor allem damit, dass er über weiter Strecken nicht impulsiv oder emotional genug ist. Was bei der Musikrichtung aber wichtig wäre. Oder? Der Witz an Chris Leos Gesang ist ja eigentlich das Spannungsfeld zwischen dem lakonisch vorgetragenem Halbsprech-Gesang und den … äh, nee, lakonisch triffts nicht. Jedenfalls fehlt da irgendwie was. Es funkt nicht.

Vielleicht sind die Jungs in der Zwischenzeit auch einfach nur zu alt geworden für ihre Musik. Oder die Umgebung im italienischen Garten in Ferrara war zu harmonisch. Stand da nicht auch jemand mit einem vor den Bauch geklemmten Baby im Publikum? So geht das natürlich nicht. Und wozu sollte das überhaupt gut sein? Naja, ich wäre ja auch hingegangen, um diese wirklich tolle Band von vor zwanzig Jahren nochmal zu sehen. (Nochmal? Ich hab das Konzert im Conni seinerzeit verpasst.) Aber sicher ohne Kind.

Ach was, die meisten Lieder sind schon erstaunlich nah am Original, genau so schön und zum Kopfnicken mitreißend, wie ich sie kenne und mag. Nur in der späten Mitte bzw. am Anfang der zweiten Hälfte sind zwei-drei Sachen ein bisschen lahm. Aber sonst: dufte.

Das Cover ist übrigens aus schönem ungebleichtem ungestrichenem Karton, die Innenhüllen aus stabilem Papier, die Platten aus dickem Vinyl. Da kriegt man was für sein Geld.

Tracks

  1. The Young Alchemists
  2. Nanzen Kills A Cat
  3. The Good, The Bad & The Blind
  4. Yamato (Where People Really Die)
  5. ABCD’s Of Fascism
  6. The Threat
  7. Let’s Make A List
  8. It’s A Suffering
  9. We Are The Heathens
  10. Do The Lovers Still Meet At The Chiang Kai-Shek Memorial?
  11. Magic Fantasy (We Are Provincial)
  12. The Betrayal
  13. The Speeding Train
  14. It’s New To Me
  15. My Bouts With Pouncing
  16. His Steppe Is My Praire
  17. His Saxophone Is My Guitar
  18. Pocket Of Pricks
  19. St. John The Divine

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