Da war ich doch echt neugierig auf einen Remix von »Brother James«, und dann ist das gar keiner: nur die vier Titel auf der Vinyl-Platte sind geremixt, und die Bonus-CD, auf der sich auch Sonic Youths Song befindet, enthält lediglich einen Zusammenschnitt von ollen Punk- und Post-Punk-Songs, ohne Pausen aneinandergepappt, zum Abhotten oder so.
Andererseits hatte ich schon schlimmes befürchtet, denn was kommt schon dabei raus, wenn ein Techno-DJs sich an seine jugendliche Begeisterung für wilden Punk-Rock erinnert und sich dieser Musik creativ annimmt? Aber so einer ist der JD Twitch vielleicht gar nicht, und die Zusammenstellung ist ja andererseits auch wirklich dufte! Vieles kannte ich noch gar nicht oder nur vom Namen her, und es ist eben nicht (nur) der erwartete, aus Funk und Fernsehen bekannte 08/15-Punkrock drauf, sondern es gibt auch jede Menge schräges, schickes und eigenartiges, und gar nicht nur aus England und den USA: Oldschool-Punk der späten Siebziger und frühen Achtziger, ohne zuviel Rock oder ähnlich maskulines Getue, in meinen unbewanderten Ohren am ehesten mit Warsaw zu vergleichen, da ich sonst nix aus der Ecke kenne, aber auch deutlicher postpunkiges mit vielfältigen Andeutungen aus den Ecken New oder Dark Wave oder vielleicht doch eher Pre-Industrial. Oder so. Schön anzuhören auch der schrille Gitarrensound und der reichlich vertretene englische Akzent.
Nur die Übergänge zwischen den Tracks sind recht mangelhaft, manche Aneinanderreihung funktioniert irgendwie überhaupt nicht: nicht zuletzt der Übergang zu und von Sonic Youths deutlich weniger ruppigem Stück ist eher unstimmig.
Auf der Rückseite des Posters, in das die CD eingewickelt ist, schreibt der Herr Twitch noch ein paar Sätze zu seiner damaligen Begeisterung, dass er all sein Geld in die Plattenläden getragen, manche Bands aber verschmäht und dadurch einiges des hier vertretenen erst sehr viel später entdeckt hat und nun den Kiddies zeigen will, was es neben Techno-Gestampfe noch so für schicke Musik (!) gibt. Fein, fein.
Und zehn Inch sind ja immer wieder ein schönes Format, das Cover und so ist ganz nett minimalistisch gestaltet, das kleine rote Label-Logo auf der Rückseite ist sogar handgestempelt, und das Poster lässt sich irgendwie gar nicht ordentlich auseinander- bzw. wieder zusammenfalten, weil kein Platz für den Falz gelassen wurde … Aber von wem all die Songs auf der CD sind, muss man sich aus dem Internet zusammensuchen. (Die Bands und Labels haben ja wohl auch ihr OK nicht gegeben.) Ts ts ts!
Tracks
- Tube Disasters (JD Twitch Re-Edit)
- Guilty (JD Twitch Re-Edit)
- War (JD Twitch Re-Edit)
- Witch Hunt (JD Twitch Re-Edit)
- Bombastic Intro
- Can’t Cheat Karma
- Bata Motel
- Viva Le Rock N’Roll
- Mexican Caravan
- Ever
- Ay Carmela
- CIA Man
- Witch Hunt
- A Screw (Holy Money)
- Brother James
- She Is Beyond Good And Evil
- This Ain’t No Picnic
- Don’t Want To Know If You Are Lonely
- Jordan, Minnesota
- Asbestos, Lead, Asbestos
- Slip It In
- Tube Disasters
- New York
- 122 Hours Of Fear
- Violence Grows
- State Control And Rock N’Roll