Geil! Eine neue Don Caballero! Die Math-Rock-Helden der ersten Stunde hauen uns wieder was auf die Ohren!
Nach kurzem Geräusche-Intro geht's auch schon in altbekannter Manier los: erst Bass, dann Drums, Gitarre links, kleines Break, dann Gitarre rechts dazu. Die Gitarren spielen annähernd simultan hochfrequente und monotone Linien, der Bass pumpt synkopisch, die Drums holpern offbeatig über Toms und Becken. Dann metert's auf einmal volle Verzerrerpulle los, als hätte man das Debüt-Album aufgelegt!
Es gibt natürlich bei Don Caballero nichts neues zu entdecken. Verschachtelte und ungerade Rhythmen, die zeigen, was der (übrigens auf dem Dresdner Konzert 2006 als nicht übermäßig sympatisch erlebte) Herr Damon Che so drauf hat an seiner Schießbude, und die sich mit den Bass- und Gitarrenlinien zu vielschichtigen Mustern verweben. Und wie beim Vorgänger-Album schon muss ich sagen, dass die Musik nach der Pause 2000–2006 wieder deutlich besser geworden ist im Vergleich zu den Platten aus der mittleren Phase, wo das lahme Melodiegefiedel der Gitarren zum Teil viel zu sehr in den Vordergrund gerückt ist und die eindeutig interessanteren Parts von Bass und Schlagzeug in den Hintergrund gedrängt hat. Und es rockt auch wieder!
Nichts neues? Doch. Natürlich. Leider. Der in den Kritiken angekündigte und zurecht befürchtete Gesang taucht das erste Mal auf Seite B auf, richtiger altmodischer Rock-Gesang, hohe Kopfstimme, kein Gebrülle oder Gegrunze, völlig überflüssig. Wieso fangen all die coolen Instrumental-Bands irgendwann doch mit Gesang an? (Mogwai, Couch, Trans Am, …) Weil sie das auch mal ausprobieren wollen? Der Witz ist doch, dass die instrumentale Musik interessanter ist ohne Gesang, weil sie sich eben nicht auf die bloße Begleitung des Textes zurückziehen kann, sondern die Komposition ganz alleine bestreiten muss. So dass andersrum der zusätzliche Gesang wenn schon nicht stört, so doch unnötige Ablenkung ist. Es ist ja nicht so, dass damit etwas gewonnen wird: es gibt nur wenige gute Instrumental-Bands.
Aber sie reißen sich ja zusammen und besingen nur fünf der Songs. Und zumeist – außer in »Dirty Looks«, der überhaupt ein dämlicher Pop-Song ist, aber gottseidank auch nur ganz kurz; und im Titelsong, der nun wirklich strunzlangweilige Rock-Scheiße ist – auch eher im Stile eines flächigen Keyboards.
Schicke Platten: die eine Hälfte weiß, die andere hellgrün, aber was will mir der Künstler mit dem Front-Cover sagen?
Tracks
- Loudest Shop Vac In The World
- The Irrespective Dick Area
- Bulk Eye
- Shit Kids Galore
- Celestial Dusty Groove
- Pour You Into The Rug
- Challenge Jets
- Lord Krepelka
- Why Is The Couch Always Wet?
- Slaughbaughs’ Ought Not Own Dog Data
- Dirty Looks
- Who’s A Puppy Cat
- Awe Man That’s Jive Skip
- Punkgasm
Krischan am 26. November 2008
Übrigens habe ich die Platte beim ersten Mal anhören mit Katharina zusammen in 33-er Geschwindigkeit laufen lassen – weil ja nirgends was von 45 stand und das ja irgendwie auch als Doppel-LP verkauft wird. Da fanden wir das sehr schick und haben erst auf der zweiten Seite mit Einsetzen des Gesangs gemerkt, dass das so nicht hinhaut. Vorher klang zwar auch der Bass manchmal schon recht matschig, aber dafür war die Musik in diesem Midtempo postrockiger, klang schon fast nach einer Southern-Band. Auf 45-er Geschwindigkeit gestellt war das dann doch wieder (nur) der typische hektische Don-Caballero-Sound mit den hohen Gitarren.