Na siehste: So schön können Compilations von Musik-Magazinen sein! Hier eine von dem spanischen Magazin Rockdelux, in einfachem Pappcover mit Filzstift-Grafik, die beinahe ausschließlich angenehme, nette, interessante, fetzige oder coole Songs neuerer Zeit enthält, von denen man einige kennt und die meisten aber nicht.
Der Einstieg mit Television-Gründungsmitglied Tom Verlaine ist aber nicht sehr glücklich gewählt: breitwandiger Softrock mit nach vorn gemischtem Gesang und handwerklich protzendem Gitarrengeklimper, wie er typisch ist für alte Herren, die sich für wichtig halten.
Sonic Youth spielen danach ihren vielbeachteten, aber natürlich trotzdem insgesamt eher schnöden Pop-Song vom aktuellen Album »Rather Ripped«, den ich neulich auf Arbeit im nebenher und viel zu leise dudelnden Motor-FM-Radio erst kurz vor Ende erkannt habe, weil ich zunächst gar nicht auf das eintönig vor sich hin plätschernde Schlagzeug geachtet hatte, dann aber durch das Noise-Break und die prägnante Melodie-Gitarre doch noch aufmerksam wurde.
Von TV On The Radio gibt es das überschätzte, sicher allseits bekannte und durch das zu schwere Heavy-Rotating inzwischen arg nervende Punk-Disco-Stück, Clearlake überraschen mich nicht mit new-wavigem Brit-Pop, aber der Duett-Gesang von Absentee erinnert mich in der Kombination von tiefer und hoher Stimme angenehm an die Halo Benders und im Sound aufreibend an die Pixies.
El Perro Del Mar hat eine piepsige Stimme und spielt die dazu passende Popmusik, der düstere Micah P. Hinson erinnert mich durch den Telefon-Effekt auf dem Gesang und den Einsatz von Streicher-Synthies zumindest im ruhigen ersten Teil an Black Heart Procession, der lautere Schlussteil wird dann aber durch zu gerade Rhythmen und zu wenig Abwechslung eintönig und zu lang.
Bei Bonnie 'Prince' Billy singt eine glockenhelle Frauenstimme mit, die mich in dem fragilen, bereits von kitschigen Geigen emporgehobenen Stück eher stört. Wovenhand klingen mit ihrem Gesang und ihren steeligen Gitarren auch ein wenig nach Palace, sind aber viel poppiger und beinahe darkwavig überproduziert, dagegen schwirrt Stuart A. Staples' (Tindersticks) Kneipen-Musik verblüffend irgendwo zwischen Glitterhouse-Country, Calexico und den knapp an der Peinlichkeit vorbeischrammenden Nick-Cave-Duetts herum.
Sowohl Jolie Holland als auch Lisa Germano machen zwar leicht unterschiedlichen, aber doofen und uninteressanten Kuschel-Irgendwas, der nur anfangs und flüchtig an Cat Power, PJ Harvey, Anita Lane oder Lydia Lunch erinnert, ganz zu schweigen von dem Quatsch von Jody Wildgoose, wohingegen der country-beeinflusste und geradezu klassische Singer-/Songwriter-Folk von Eef Barzelay so nach und nach ganz nett klingt.
Das Wiederhören mit Kimya Dawson bringt keine Überraschungen, sondern ihren typischen witzigen und melancholischen Lofi-Folk mit den holpernden und stellenweise arg schnell gesungenen Zeilen, worauf Jenny Lewis und den Watson Twins nichts anderes als Soft-Rock mit Frauengesang einfällt, worauf Dominique A wiederum mit ungewohnt französischem Gesang irgendwas sphärisches und an Sodastream gemahnendes mit Akustik-Gitarre und Bläsern zaubert.
Supersystem – vorher als El Guapo bei Dischord – bringen dann auf einmal elektronische Beats mit Anleihen aus Hip-Hop und Neo-Elektro-Punk, kurz bevor man von Peter Bjorn And John mit ihrem eingängigen und maximal nervenden, schieftönenden Pfeif-Hit malträtiert wird, das letztes Jahr wirklich jeder vor sich hin pfiff, aber zum Abschluss gibt es dann eine Live-Aufnahme der Arctic Monkeys und einem ihrer funkig-punkigen Gitarren-Pop-Songs oder so – ich kenn' die ja nicht.
Es geht doch.
Tracks
- The Earth Is In The Sky
- Incinerate
- Wolf Like Me
- It’s Getting Light Outside
- Weasel
- I Can’t Talk About It
- You’re Only Lonely
- Love Comes To Me
- Whistling Girl
- That Leaving Feeling
- Crush In The Ghetto
- Into Oblivion
- New Orleans
- Ballad Of Bitter Honey
- My Mom
- Rise Up With Fists!!
- Dans Un Camion
- The Pinnacle Of Experience
- Young Folks
- When The Sun Goes Down (live)