Die Donnergötter

Band
Chatham, Rhys
Format
2 LP
Jahr
2006
Label
Table Of The Elements
Kennung
TOE LP 801
Zusatz
Klappcover

Krischan am

Von dem wollte ich doch nun auch mal endlich eine richtige Platte haben: Rhys Chatham hat zu Zeiten von Post-Punk und No-Wave Rock- und Minimal-Musik verknüpft und als orchestral inszenierten Oberton-Krach mit mehreren unterschiedlich gestimmten E-Gitarren aufgeführt. (Der heutzutage bekanntere Glenn Branca hat – neben vielen anderen später namhaft gewordenen Musikern – eine Zeit lang in seinem Orchester gespielt und sich einiges von ihm für seine eigene, sehr ähnlich strukturierte Arbeit abgeguckt.)

Auf dieser Platte werden seine Hauptwerke aus dieser Zeit zusammengefasst:

»Die Donnergötter« von 1985/86 donnern gar nicht. Stattdessen flirren Gitarren, rappeln Intro-Drums an jedem Metrum vorbei, die zu schneller werdenden Überleitungs-Schlägen auswachsen und irgendwann zu einem instrumentalen, von der Band Of Susans bekannten Instrumental-Indie-Gitarren-Rock mit Standard-Rock-Beats, pumpend monotonem Bass und harmonischen, aber melodiearmen Gitarren-Schichten finden: mehr als zwanzig Minuten Zugfahr-Musik für den Herbst.

In »Waterloo« marschieren militärische Trommelwirbel und Bläsersätze: beim blanken Hören unangenehme Musik für einen Choreografen.

»Drastic Classicism« ist ein Stück von 1982 und bringt ordentlich Krach aufs Tapet: Hier dirigiert Rhys Chatham nicht, sondern spielt selber mit. Metert!

»Guitar Trio«, ursprünglich von 1977, ist die erste und durch etliche Cover-Versionen von z.B. Band Of Susans bekannteste E-Gitarren-Komposition von Rhys Chatham: mehr als acht Minuten spielen alle in an- und abschwellenden Arrangements vor allem den Kammerton E, aber auf unterschiedlich gestimmten Gitarren, so dass es zu einem Geschwirre der Obertöne kommt. (Eine Aufführung dieses Stücks in seiner weniger durchstrukturierten und halbstündigen und zweimal direkt hintereinander gespielten Fassung war für die Mitglieder von Sonic Youth noch vor Gründung der Band – Kim und Thurston kannten Lee noch gar nicht – so eine Art Erweckungserlebnis. Steht jedenfalls in dem Buch von David Browne. Glaube ich mich zu erinnern. Stimmt auf jeden Fall für Lee Ranaldo.)

Das »Massacre On Macdougal Street« ist wieder ein längeres Stück und aus der mehr dem Jazz zugewandten Ecke seines Schaffens: stellenweise an Didgeridoo erinnernde Bläser und theatralisch daherkommende Drums rumpeln eine laute, dissonante, brummende und verstimmt klingende Mischung aus Disko, Jazz und Rock zusammen.

Lee Ranaldo hat einen Essay für das Cover beigesteuert.

Tracks

  1. Die Donnergötter
  2. Waterloo, No. 2
  3. Drastic Classicism
  4. Guitar Trio
  5. Guitar Trio, Take Two
  6. Massacre On MacDougal Street

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