Beauty In The Underworld
Hier kommt eine weitere Compilation-LP mit Live-Aufnahmen von u.a. Sonic Youth.
Los geht es aber erstmal mit wildem und unverständlichem Geschrei, zu dem einem das Cover aufträgt, man solle raten, wer das ist; der Gewinner gewinnt einen großen Fisch. (Den vom Cover? Der ist ja nicht groß.)
Danach gibt es von den Scientists ein ordentliches Stück Punk-Rock alter Schule: einfallslos aber ehrlich. Oder so. Die Feelies schraddeln wedding-present-mäßig auf ihren Gitarren herum und spielen einen flotten Indie, akustik-folkigen Punk (Naja, Folk wird ja hierzulande gern als irisch missverstanden …) oder Brit-Pop, aber mit längeren Improvisations- bzw. Noise-Passagen, die das simple Pop-Schema aufbrechen. Und irgendwoher kenne ich den Song, ich glaube von ganz früher aus dem Parocktikum.
Sylvia Juncosa ist wahrscheinlich eine Punk-Liedermacherin, nervt aber mit zuviel Rock-Gehabe inklusive Gitarrensolo. Ihre Stimme erinnert an die Siouxsie. Und der komische Rock-Song, den das Dream Syndicate Raymond Chandler, Humphrey Bogart und Lauren Bacall widmet, erinnert mich an die doofen Herbst In Peking mit ihrem selbstverliebten Sänger, der immer so affektiert tat.
Die zunächst sehr leise Noise-Collage danach ist spätestens im Laufe ihrer Steigerung und dem Wieder-Leiser-Werden bis hin zu einem Quietschen mit glockentonartigen Hintergrund-Geräuschen als freejazzige Improvisation von Sonic Youth zu erkennen, die erstaunlich wenig krachig daherkommt, sondern die Intensität von Tönen und Geräuschen gegen die Erwartung von Melodie und Rhythmus setzt.
Die Leaving Trains denken, es reiche, schräg und heiser »fuck« zu singen, um Punk zu sein, fabrizieren aber nur Indie-Rock der langweiligen Art. Dabei hätten sie sich das bei Dinosaur Jr. angucken können, die zwar beim ersten Hören nicht wirklich anders klingen, aber in Struktur und Songwriting sehr viel abwechslungsreicher sind und den Song auch gemeinsam und zusammen spielen und nicht nur gleichzeitig. Dass das J-Gejammer besser sein soll als normales Singen, ist dann schon eher Geschmackssache, ebenso das typische schräge und unmetallische Solo-Gegniedel. Ich mag’s.
Auch und erst recht die Nomads verstehen was von straightem Punk, und zwar vom einfach und abwechslungslos durchgerockten. Alex Chilton dagegen imponiert mit lebensmüde klingender Ansage, Nick Cave (oder David Bowie?) imitierendem Gesang auf schleppendem Wüsten-Indie, albernen Echo-Effekten, Gejaule und geheimnisvoller Mystik. Natürlich nicht, das ist eigentlich nur affig. Aber der Gun Club kreischt wieder schnörkellosen Punk-Rock, na siehste.
Tracks
- Murderess In A Purple Dress
- Crazy Rhythms
- The Desert Song
- 50 In A 25 Zone
- Broken Eye
- So Fucked Up
- The Lung
- Real Gone Lover
- The Rubber Room
- Sexbeat