Vox Haute Couture

Band
various artists: Passengers / Suede / The Prodigy / Garbage / Radiohead / Supergrass / Sex Pistols / Nick Cave & The Bad Seeds / Sonic Youth / Space / Reef / Cast / Monaco / Teenage Fanclub
Format
CD
Jahr
1997
Label
Vox
Kennung
VOX HC CD 97

Krischan am

Eine weitere langweilige Compilation eines Musik-Magazins ist mir da ins Haus geflattert: lauter englische (beziehungsweise britische) Indie-Bands (wobei hier Indie nicht für von den Multis unabhängige Platten-Labels steht, sondern für einen irgendwie damit in Verbindung gebrachten Musik-Stil), die zum Großteil eher uninteressant, aber kommerziell recht erfolgreich sind.

Die Passengers waren wohl so ein kurzes Seitenprojekt von igitt U2 und bäxe Brian Eno, die hier eine unglaubliche Schnulze aus Schlager-Soft-Rock, Tränen-Geigen und Opern-Gesang, der tatsächlich von buäh Luciano Pavarotti stammt, zusammenschustern. Suede versuchen sich mit ähnlich rührendem, schaffen es aber nur bis zum sogenannten Brit-Pop. Und von Prodigy gibt es natürlich dumpfen Proleten-Techno mit ewigen Intros und Standard-Breaks.

Garbage, von denen zumindest die Sängerin aus GB kommt, verpoppen glattgebügelten Grunge mit Laut-Leise. Radiohead, die ewig überschätzten Alternative-Helden, fassen sich mit Jammergesang und Solo-Gitarren erstaunlich kurz. Bei Supergrass wird's ein bisschen flotter, punkiger, gleichzeitig aber auch britischer und beatiger, so mit Background-Piepsgesang und Disco-Keyboardflächen.

Von den Sex Pistols bekommt man einen albernen Remix in garstigem Sound und mit dämlichen Gniedel-Gitarren zu hören. Ist das jetzt witzig, wenn man den Punk, der sich ja als Gegenbewegung zu den Hippies versteht, musikalisch genau dahin zurücktransformiert? Dann hätte man vielleicht auch eine echte Punk-Band nehmen sollen, und nicht so ein Medienprodukt. Und natürlich ist der Weg nicht weit – Punk ist ja nix revolutionäres, sondern einfach nur schlecht gemachte Rockmusik.

Olle Nick Cave spinnt die alte Leier der Mord-Balladen mit einem Stück weiter, das ich bisher gar nicht kannte, weil es nur die B-Seite zum Kylie-Minogue-Duett ist. (Als Australier ist er natürlich eigentlich auch ein Brite. Und jetzt wohnt ja auch wirklich da.)

Von Sonic Youth, die ja genaugenommen genausowenig etwas Britisches an sich haben wie die hier am Song mitwirkende Lydia Lunch, gibt es mit »Death Valley '69« ein ganz altes Stück aus ihrer minimalistisch krachenden No-Wave-Phase.

Space bluesen und loosen mit langweiligen Indie-Grunge. Reef dagegen rocken in klassischem Sinne gut und schwer, warum sie das ganze aber über annähernd fünf Minuten hinziehen müssen, entzieht sich meinem Verständnis – nach spätestens drei Minuten ist da wirklich die Luft raus.

Cast dümpeln in ruhigen Brit-Pop-Gewässern. Monaco, ein Nebenprojekt vom Warsaw-, Joy-Division- und New-Order-Bassisten Peter Hook, klampfen einen ganz netten, leicht new-wavigen Gitarren-Pop zusammen. Aber Teenage Fanclub sind so langweilig wie immer.

Tracks

  1. Miss Sarajevo [Passengers]
  2. Brass In Pocket [Suede]
  3. Firestarter (Empirion Mix) [The Prodigy]
  4. Supervixen [Garbage]
  5. Banana Co (Live) [Radiohead]
  6. I’d Like To Know [Supergrass]
  7. Submission (Psychedelic Remix) [Sex Pistols]
  8. The Ballad Of Robert Moore & Betty Coltrane [Nick Cave & The Bad Seeds]
  9. Death Valley ’69 [Sonic Youth & Lydia Lunch]
  10. Voodoo Roller (Remix) [Space]
  11. Alottment [Reef]
  12. For So Long [Cast]
  13. Happy Jack [Monaco]
  14. Your Love Is The Place Where I Come From [Teenage Fanclub]

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