Dass die Zeitung mit den vier großen Buchstaben demnächst in scheinbar generöser Geste an jeden deutschen Haushalt kostenlos ein Exemplar des Korans ihrer Jubiläumsausgabe verteilen will, hat sich ja so allmählich schon rumgesprochen.
Und dass man was dagegen unternehmen kann, vielleicht auch. Schon vor einigen Wochen kamen mir da die ersten Vorschläge unter die Maus, dass man Verfügungen oder andere Schreiben schicken könne, die eine Zustellung als unerwünscht melden (was aber den unangenehmen Beigeschmack des Portozahlens und Kontaktdatenlieferns hätte), oder dass man Aufkleber an den Briefkasten oder diesen am entsprechenden Tag ganz zukleben könne (was den faden Beigeschmack des feigen Verweigerns ohne echte Verhinderung hätte).
Aber es geht ja nicht nur darum, dass man persönlich diesen reaktionären und unmoralischen Schund und Schmutz nicht lesen möchte, man möchte ja als ein Mensch mit einem Gewissen auch nicht, dass dafür der halbe brasilianische Urwald gefällt werden muss und Tonnen von Papier produziert und bedruckt und verarbeitet und transportiert werden müssen, und nicht zuletzt will man schon gar nicht, dass der Achselkonzern mit dem Versprechen, alle Haushalte inklusive der sogenannten Werbeverweigerer zu erreichen, nie dagewesene Werbeeinnahmen erzielt, die deutlich höher sein werden als die Produktions- und Vertriebskosten der ganzen Chose.
Die jetzt ruchbar gewordene und hiermit auch von mir beworbene Aktion beinhaltet dann wie gerufen auch gleich einen von allerlei Anwälten durchgesehenen E-Mail-Text, der die Zustellung gerichtsfest untersagt, die sonstige Verwendung der Kontaktdaten wirkungsvoll unterbindet und dabei so formuliert ist, dass man auch nicht wegen übler Nachrede oder weiß der Geier was belangt werden kann. Alles drin und dran, wie’s scheint.
Und wenn da genug Leute mitmachen, wird der logistische Aufwand, diese vielen Haushalte von der Zustellung auszunehmen, für die Herren mit den kurzen Willis dermaßen teuer, dass das ganze Unternehmen im besten Falle sogar ganz abgesagt wird. Vielleicht. Wäre doch schön!
Kurz und gut: Macht alle mit! Mehr als 70.000 200.000 sind momentan schon dabei.
(Wenn die mal nicht so verfahren wie die Heinis von z.B. der Berliner Woche, die einfach jede Woche im Treppenhaus einen ganzen überreichlich bemessenen Stapel abkippen. Einzelne Briefkästen ansteuern? Nee danke. Keen Bock.)
Krischan am 21. September 2013
»Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben Ihren Werbekunden angekündigt, am 23.06.2012 die von Ihnen verlegte BILD-Zeitung in einer Sonderausgabe an alle Haushalte in Deutschland zu verschenken. Ich möchte die BILD-Zeitung nicht geschenkt bekommen, weder als Sonder-, noch als reguläre Ausgabe.
Hiermit untersage ich der Axel Springer AG, Tochtergesellschaften, eventuellen Auftragsnehmern und anderen Vertragspartnern ausdrücklich, mir an die oben genannte Anschrift am 23.06.2012 oder an einem anderen Tag ohne meine vorherige schriftliche Einwilligung die BILD-Zeitung oder andere Erzeugnisse der Axel-Springer AG oder ihrer Tochtergesellschaften zuzustellen oder in den Briefkasten einzulegen oder durch Dritte zustellen oder in den Briefkasten einlegen zu lassen.
Ferner untersage ich Ihnen ausdrücklich, meine persönlichen Daten zu einem anderen Zwecke zu verwenden, als es für die logistische Umsetzung meines hier formulierten Anliegens zwingend notwendig ist und fordere Sie auf, anschließend sämtliche Daten umgehend und restlos zu löschen.
Mit freundlichen Grüßen«
lautete damals laut oben verlinkter Kampagnen-Website der Text des Briefes, Betonung auf oder an einem anderen Tag. Also durften die mir auch heute keine Zeitung zustellen, oder sehe ich das falsch?
Hab sie längst zerrissen und in den unter den Briefkästen angebrachten Papierkorb geschmissen, aber vielleicht sollte ich sie nochmal da rausholen und unfrei zurückschicken?
Krischan am 8. Juni 2014
Da war ja schon wieder so ein Mistlappen im Teppichformat in meinem Briefkasten … ich werd mal wieder versuchen, einen Anti-Werbezettel auf den Einwurfschlitzdeckel zu kleben, der nicht nur Reklame, sondern auch kostenlose Zeitungen und Zeitschriften (sowie zur Sicherheit diesmal auch ganz konkret benannt die Bild) vom Einwurf ausschließt, wie wir eigentlich schon einmal einen auf dem Kasten hatten, der dann jedoch irgendwann vom Vermieter oder einem seiner Handlanger durch einen schmucklosen einheitlichen ersetzt wurde, der nur noch den Einwurf von Reklame/Werbung verbietet.
Krischan am 2. Oktober 2015
Da hatte ich also erst mittwoch abend Wind davon bekommen, dass uns schon wieder so eine Gratis-Bild ins Haus steht – offenbar hat man bei Springer dazugelernt und gibt neuerdings solcherlei Vorhaben erst kurz vorher bekannt, damit Gegenaktionen nicht mehr zum Zuge kommen – und habe schnell noch mit Klebeband einen großen Zettel an den Briefkasten gepappt, dass ich keine Bild in meinem Briefkasten möchte. Und was erwartet mich da wohl am Abend? Genau. Eine Bild im Briefkasten, auf dem kein Zettel mehr klebt. War das jetzt der Postbote, der den Zettel entfernt hat, um nicht mit übriggebliebenen Zeitungen umgehen zu müssen? War der Hausmeister vor Ort und hat mir mal wieder in die Verfügungsgewalt über meinen Briefkasten hineingepfuscht? Den hab ich doch mitgemietet! Da schreib ich drauf, was ich will.
Ich nehme mir also wieder mal vor, einen weiteren Aufkleber anzubringen, der den Einwurf von kostenlosen Zeitungen verbietet, und sollte der auch wieder verschwinden, wende ich mich direkt an die Hausverwaltung, auf dass sie mir, wenn sie tatsächlich private Aufkleber nicht dulden möchte (Darf sie das überhaupt?), bitte einen äquivalenten zur Verfügung stellt, und nicht so einen unvollständigen, s.o.