Als Dussel unter Greifern und Schnappern

Wie ich unnötiges unnötig kompliziert machte.

Krischan am

Da dachte ich doch eigentlich immer, ich würde mich im Internet weitestgehend auskennen. Mache ja den halben Tag nix anders. Auf Arbeit und zu Hause. Aber ein bisschen dusselig war ich da jetzt schon.

Christl hatte mir aus Dresden geschrieben, dass er die Website von goo international – das Label, auf dem unsere CDs rausgekommen sind, also die Musik der Band tokyo, bei der ich vor mehr als zehn Jahren den Bass gespielt habe – nicht mehr als Anbieter weiterführen möchte. Offenbar sind ihm die zehn bis zwanzig Euro im Jahr zu viel oder der Sinn der Sache einfach nicht mehr einsichtig, warum man eine seit nahezu fünfzehn Jahren veraltete bzw. obsolet gewordene Website weiter am Leben erhalten sollte. Vor einigen Jahren hatte ich ihn ja schon mal überreden müssen, die paar Kröten weiterhin zu spenden, ich meine mich auch zu erinnern, dass eine mit Paket- oder Hosterwechsel verbundene Einsparung der Kosten dabei geholfen hatte. Jetzt war das Thema aber erneut auf dem Tapet, und diesmal wars mir eigentlich auch nicht mehr so wichtig. Und überhaupt: wieso soll ausgerechnet Christl jetzt noch für meine alte Website von Lars seiner in den Sand gesetzten Firma blechen?

Ich hätte die Website natürlich auch einfach auf meinen Webspace umziehen können. Auf dem ja ohnehin schon ein paar andere veraltete Websites laufen: Obergrabenpresse, Kinder-Blogs und so. Hatte ich ja auch vor. Ich wollte damit aber warten, bis der Vertrag von Christl bei seinem Hoster abgelaufen ist und die Domain dann wieder frei ist. Was nochmal ein bisschen länger dauerte als erwartet, weil es nach Ablauf eines solchen Vertrages nochmal eine Karenzzeit von 30 Tagen gibt, von der ich noch gar nichts wusste, und in der die Domain zwar nicht mehr registriert ist, aber auch noch nicht neu übernommen werden kann, da der vorherige Eigentümer sie mit Vorrecht wieder zurückerwerben darf. Soll wohl bei unfreiwilligen oder unter missgünstigen Umständen beendeten Verträgen davor bewahren, wichtige Webadressen zu verlieren. Ein Umzug wäre aber immer noch möglich gewesen, hätte aber weiterhin der Zustimmung des Alteigentümers bedurft.

Hätte ich alles machen können, so einen KK-Antrag hätte der Christl schon auszufüllen gewusst. Aber ich ahnte ja nichts blödes, ein Quentchen Faulheit wird wohl auch dabei gewesen sein, und wer sollte schon Interesse an so einer dämlichen Web-Adresse haben. Also habe bis kurz nach Weihnachten gewartet, da sollte die Karenzzeit um sein, sagte der Text bei der Denic-Abfrage.

An dem Tag waren wir unterwegs nach Dresden, großes Familienfuttern und Geschenkeaustauschen, da habe ich natürlich nicht an so einen Quatsch gedacht. Aber am nächsten Tag habe ich mich in einer freien Minute mühsam auf dem Taschentelefon an die richtige Stelle navigiert, um die Domain goointernational.de zu meinem Webspace hinzuzufügen. Ging aber nicht. Sei schon vergeben, hieß es. Immer noch, wie ich dachte. Ein Blick auf das o.g. Whois der Denic belehrte mich aber eines besseren: der Besitzer ist jetzt eine Firma namens Lanjing Lee International Ltd. aus Vietnam, vertreten durch einen Juri Wajnick aus Bochum. Dessen Adresse ist ein dortiges Studentenwohnheim.

Und inzwischen zeigt die Website auch einen Button zum Kaufen der Domain: denn ein Backordering war das ja nicht, sondern tatsächlich nur ein ordinäres Domaingrabbing bzw. -snapping, das auf gewinnbringendes Weiterverkaufen der unter den Nagel gerissenen Domain hofft, statt sie selber zu nutzen. Der Verkauf läuft über eine Firma namens QBK Schutzrechte Treuhand GmbH aus Wuppertal, vertreten durch einen Christoph Grüneberg, ein Domain-Experte aus der Domain-Community. Was es alles gibt. Möglicherweise wird auch eine Liste von Werbung angezeigt, das blockiert mein Standardbrowser aber alles. Die anderen jedoch nicht: also auch noch Domainparking, der Rubel soll ja rollen, auch ohne Verkauf. Arschkrampen.

Ich hab da mal draufgeklickt, auf den Button. Eigentlich wollte ich abwarten, bis die Heinis selber merken, dass sich kein Schwanz für diese Domain interessiert und sie damit kein Geld machen können. Und ehe sie durch meinen Versuch den Eindruck gewinnen, es gäbe doch Interessenten dafür, wollte ich lieber stille halten. Bis die Adresse erneut frei wird. Aber einfacher ist es für solche Firmen wahrscheinlich, darauf sitzen zu bleiben, als die Löschung anzuleiern. Diese Domainvermarkter horten ja sechsstellige Zahlen von Domain-Namen, da kommt es auf eine wertlose mehr oder weniger nicht mehr an. Und selbst wenn, dann wäre da wahrscheinlich auch nur der nächste Grabber aufgesprungen, der seine Rechner automatisch prüfen lässt, wann welche Domainnamen gelöscht werden und zu haben sind. Also hab ich doch probehalber mal einen Euro geboten. Vielleicht hätte ich ja auch wirklich was bezahlt. Zehn Euro oder so. Wichtiger ist mir das nicht mit der alten Website. Steht ja auch nicht viel drin. Schade wärs trotzdem, mir zumindest täte es leid, wenn sie einfach so verschwände.

Aber Pustekuchen. 60 Euro Mindestgebot, heißt es da auf einmal. Da wollen ja schließlich mindestens zwei Firmen von leben. Versteh ich schon, rein wirtschaftlich. Aber danke, nein, das isses mir nicht wert. Könnter behalten, den Mist. Denn siehe: goo-international.de ist noch frei und verfügbar und ohnehin besser lesbar. Kostet mich wenige Minuten und an Kohle genau gar nix, die auch noch in meinen Webspace zu buchen. Und danach achtzig Cent pro Monat. Pffft.

Ich hab mir dann sogar noch die Mühe gemacht, alle Stellen abzuklappern, auf die ich Zugriff habe und an denen die Website irgendwie verlinkt war, um die Adresse zu korrigieren: Bandcamp, Discogs, Last.fm, Soundcloud. An anderen Stellen wird man nun wohl in die Leere bzw. in die an die Stelle der Leere gerückte Werbewelt des Domainparkings geschickt, aber was solls. Wer was findet, kanns mir ja melden, vielleicht lässt sichs ja doch noch ändern.

So. Und nun hätte ich ja vielleicht auch nochmal Zeit, die olle Website ein weiteres mal upzugraden, damit sie auch aufm Handy oder Tablet halbwegs aussieht. Vielleicht kann ich auch gleich noch ein CMS testen? Soll ja außer Drupal (hier und Kita), Wordpress (Kinder-Blogs), Contao (Mostquetsche und so) und CMS Made Simple (Obergrabenpresse) noch weitere geben. Hat jemand einen Tipp? Abgesehen von Joomla und Typo3?

Krischan am 10. Januar 2017

Die erste Stelle mit einem falschen Link, den ich aber nicht korrigieren kann, hab ich schon gefunden: beim Parocktikum-Wiki haben wir nämlich neuerdings auch einen eigenen Eintrag, aus dem ich unter anderem schließe, dass es seit dem merkwürdigen Auftritt 2001 bei einem Leipziger Festival doch noch eine Compilation-CD gibt, auf der wir vertreten sind. Mal sehen, ob ich die irgendwie irgendwo irgendwann ergattern kann.

Krischan am 10. März 2017

So. Ab heute ist die neue Version von goo-international.de online. Doch wieder ohne CMS, das wars für die paar Seiten irgendwie nicht wert, mich da erst irgendwo einzuarbeiten. Außerdem die seitenspezifischen Absolut-Positionierungen überall, das ließ sich ja auch nicht sinnvoll generalisieren. Dafür jetzt mit mehr Details, neu gescannten Bildchen, zusätzlichen Einzelseiten zu den Tonträgern, etwas mehr Presse-Stimmen und einer rudimentären, weil selbstgebastelten Suchfunktion. Und natürlich mobiltauglich. Dafür ohne das animierte Intro.

Krischan am 29. September 2018

Ich hatte gerade festgestellt, dass goointernational.de wieder verfügbar ist. Habe kurz überlegt und sie nun doch wieder auf mich registriert. Zwar sind inzwischen auch bei Parocktikum die Links aktualisiert, aber auf den CDs steht ja noch die originale URL drauf …