Nur wenige Augenblicke nach den größten Friedensdemonstrationen in Deutschland seit was-weiß-ich, an denen allein in Berlin mehr als hunderttausend (der Veranstalter sprach von einer halben Million) teilgenommen haben, beschließt die deutsche Regierung, dass jetzt unbedingt sehr viel mehr Geld in die Rüstung fließen soll. Weil: der Russe steht vor der Tür.
Und während sich im Radio darüber mokiert wird, dass man in Russland nicht Krieg sagen oder schreiben darf, sondern einen ganz bestimmten Euphemismus verwenden soll, wird von Verantwortung und erwachsener Außenpolitik geschwafelt, wo Aufrüstung und Kriegsbereitschaft gemeint ist, so als wäre es verantwortungslos, bei Kriegen nicht munter mitzumischen und stattdessen präventiv in den Dialog zu treten, oder als wäre es ein Zeichen von Infantilität, bei Gewalt nicht mit der Schaufel zurückzuschlagen, sondern Konflikte auf andere Weise lösen zu wollen. Aber das passt ja dann wenigstens zum üblich gewordenen küchenpsychologischen Umgang mit politischen Themen.
Und so wird also endlich noch mehr Geld in die Rüstungsindustrie gepumpt, die vom jährlich steigenden Verteidigungsetat und von den ständig wachsenden Exportmengen ja noch nicht genug profitiert hat, weil nach all den Beraterverträgen und Falscheinkäufen des Verteidigungsministeriums ja kein Geld mehr übrig ist und eine Reformierung der Bundeswehr schließlich nur mit sehr-sehr viel Geld gelingen kann. Über dessen Verbleib aber niemand eine Ahnung hat oder haben will. Geld, das dann tatsächlich urplötzlich und quasi über Nacht vorhanden ist und über dessen Verwendung scheinbar gar nicht abgestimmt werden muss, nachdem jahrelang leider-leider gar keines da war für Gesundheit, Pflege, Bildung, Renten, Arbeitslosenunterstützung, Energiewende und all so unnützes Sozialzeug. Putzig. Und natürlich sowohl sozial als auch lupenrein demokratisch.
Krischan am 28. Februar 2022
Das mit dem Nicht-Abstimmen stimmt eher nicht, der 100-Milliarden-Posten kommt einfach mit in den Haushaltsentwurf, über den dann der Bundestag entscheidet. Ohne vorherige Debatte über diesen Posten. Aber die CDU findet das ja mindestens genauso gut wie die Ampel-Männchen von SPD und FDP, und die paar Grünen, die das doof finden, werden sich nicht durchsetzen.
baoma am 28. Februar 2022
und ich auch nicht – in diesem konflikt schaffen mehr waffen mit sicherheit keinen frieden
Krischan am 23. März 2022
Wer gerne möchte, kann mir nacheifern, indem er den Aufruf unter derappell.de unterzeichnet. Hilft zwar niemandem, setzt aber vielleicht ein kleines Zeichen.