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Vor einem halben Jahr erst neu gekauft, ist unsere Waschmaschine heute früh kaputtgegangen. Ich bin davon aufgewacht. Von einem glockenhellen Pling!, von dem ich erst ewig nicht herausfinden konnte, auf welchem Wege Katharina denn das nun schon wieder hingekriegt hat. Aber beim Pullerngehen war’s dann offensichtlich: eine große runde Ecke der aus dickem Glas bestehenden, tief gewölbten Scheibe in der Tür der Waschmaschine war herausgebrochen und in die Trommel gefallen.

Eine spätere Umfrage unter den Mitbewohnern hat nichts ergeben, niemandem ist was runtergefallen in letzter Zeit, schon gar nicht direkt über der Waschmaschine, es ist also nix hartes und/oder schweres auf die Glastür gedonnert. Später fiel mir noch ein, dass ich beim letzten oder vorletzten Saubermachen der Waschmaschine schon so einen komischen Haarriss irgendwo an der Tür wahrgenommen, aber nicht für voll genommen hatte. Sah erst aus wie eins von Emmas dämlichen Haaren, die sich überall um die Socken und Lappen wickeln, ließ sich aber nicht wegwischen und machte ja auch so optische Sperenzchen beim schräg draufgucken. Offenbar hat der dann einfach noch eine Weile gebraucht und noch zwanzig oder dreißig Temperaturwechsel und Schleudergänge, bis er das Oval soweit vervollständigen konnte.

Also Otto angemailt. Da haben wir Boomer das Ding ja bestellt. Als sich nichts tat, nochmal angerufen. Kundennummer, Geburtsdatum, Auftragsnummer, aha, bitte dort und dort anrufen, lange Telefonnummer, die kümmern sich im Rahmen der Garantie, ist ja noch ganz neu. Das Internet verriet mir, das sei die Kundenhotline von Gorenje, dem Hersteller der Waschmaschine. Guten Tag, Garantie, soso, ach die Glasscheibe, nein darauf gibt’s keine Garantieleistungen, das steht so in den Garantiebedingungen, das gilt nicht für leicht zerbrechliche Teile, wir könnten Ihnen aber einen kostenpflichtigen Voranschlag machen, wofür, na für eine Reparatur. Einen schönen Tag hat sie mir dann auch noch gewünscht, nett, nich wahr?

Die bauen also Teile ein, die den mechanischen Anforderungen ans Material nicht gerecht werden, welche sich aber schlicht aus der Funktionsweise der Maschine ergeben, und schließen diese Teile dann wegen genau dieser Unzulänglichkeit von der Garantie aus? Interessantes Geschäftsmodell. (Natürlich muss sich der Hersteller gegen Garantieansprüche aufgrund von unsachgemäßer Behandlung absichern und Verschleißteile vielleicht auch ausnehmen, aber dazu zählen die ja in ihrer Auflistung fast die gesamte Maschine, man fragt sich, worauf sich die Garantie überhaupt bezieht. Und wieso kann das Zeug nicht wenigstens die zwei Jahre der Garantiezeit halten? Naja, aber tausend Euro wollte ich ja auch nicht bezahlen, bin ich also am Ende mal wieder schön selbst schuld?)

So, nun ja, nun gucken wir mal. In Ruhe. Heute abend. Wenn ich fertig bin mit wütend sein. Man kann ja Ersatzteile bestellen. Wenn ich die einbaue, geht natürlich auch die Garantie für die restlichen anderthalb Jahre flöten. Und Ersatzteil plus Versand sind bestimmt auch fast so teuer wie eine halbe neue Maschine. Und ob dann nicht pünktlich nach zwei Jahren die Elektronik streikt? Aber wenn man Fachleute damit beauftragt, dauert’s ja vermutlich noch länger und wird noch teurer, da ist dann die neue Maschine wirklich günstiger. Nachhaltig ist das alles nicht, aber darum kann’s ja im Kapitalismus nicht gehen, und ohne den geht’s offenbar nicht, so die aktuellen Wahlergebnisse.