Führerschein-Pflichtumtausch

Ich habe Post vom Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten bekommen.

Krischan am

Lauter schöne Wörter.

Man möchte mich informieren. Die Information wäre aber nur relevant, wenn ich im Besitz eines Papier-Führerscheins (rosa oder grau oder ehem. DDR) wäre. Weiß man das auf dem Amt etwa gar nicht? Bis 2033 seien alle Führerscheine in das EU-einheitliche und fälschungssichere Kartenmodell umzutauschen. Und nach Anlage 8e gehöre ich zum Personenkreis der ab 1971 geborenen. Link, Unterlagenhinweise, Grüße.

In der Zwischenzeit hatte ich mich aber doch schon selbst gekümmert und mir vor einigen Wochen bereits für nächste Woche einen Termin besorgt, um meinen papiernen Führerschein (Da steht ja wirklich »Führerschein« drauf, wird nicht ab und zu behauptet, das wäre falsch, richtig wäre »Fahrerlaubnis«? Und sowieso: Führer. Autobahn. Geht gar nicht.) umzutauschen in so eine dämliche Plastekarte, die einem immer kaputtgeht im Portemonnaie in der Arschtasche beim Draufsitzen. Obwohl, muss ich ja üblicherweise gar nicht dabeihaben, ich fahre ja gar nicht Auto. Oder Moped. Oder Motorrad. Oder so Kram. Aber die Umstellung ist vorgeschrieben. Auch wenn da steht »Fahrerlaubnis unbefristet gültig.« Siehste: Fahrerlaubnis. Die wird einem wohl mit so einem Führerschein bescheinigt.

Und jedenfalls wurde immer wieder mal kontrovers diskutiert, ob man selber losgehen müsse oder ob man Post bekomme und wieso man überhaupt noch das alte Ding habe, das wäre doch gar nicht mehr gültig. Aber ich hatte mich belesen und herausgefunden, dass eben pö-a-pö alle Jahrgänge nacheinander aufgefordert werden, hatte aber auch gesehen, dass ich meinen Lappen bis Anfang nächsten Jahres umtauschen müsse, und da ich die Berliner Ämter inzwischen ein bisschen kenne, dachte ich, da warte ich mal lieber nicht länger als nötig, sondern werde selbst aktiv. Eigeninitiative, nicht wahr nicht. Sehr lobenswert, danke. Und kaum ist die Chose eingetütet, kommt der Brief. Ziemlich genau ein halbes Jahr vor Ende der Frist. Berliner Verwaltung doch besser, als man immer denken möchte.

Termin für neuen Personalausweis hab ich auch gleich in derselben Woche. Wenn man ein bisschen rumprobiert, kriegt man nämlich raus, um welche Uhrzeit bei welchem Amt für welche Dienstleistung neue freie Plätze angeboten werden. Beziehungsweise dass es unterschiedliche Uhrzeiten gibt, zu denen die jeweils angefragten Dienstleistungen auf einmal freie Plätze anbieten, die man dann online buchen kann. Und dann hat man sogar die Wahl und muss gar nicht unbedingt zu den dämlichsten Uhrzeiten ans andere Ende der Stadt, sondern bequem vormittags nur bis zur Karl-Marx-Allee in Friedrichshain.

Die notwendigen Fotos hab ich übrigens fürn Appel und n Ei im Mini-Baumarkt auf der Prenzlauer bekommen. Nachdem ich zwar gesehen habe, dass es in einigen Bürgerämtern Automaten gibt, aber nirgends vermerkt war, wieviel dort die Bilder kosten und mit welchen Zahlungsmitteln die erworben werden können, war ich nämlich in der Fröbelstraße gucken: zehn Euro. Also war ich auf dem Weg zum Fotoladen auf der Danziger, wo Katharina ihre Fotos hat machen lassen, oder warens die der Kinder für irgendwelche Schülerausweise, jedenfalls die paar Euro mehr für einen echten Fotoladen, wo einer weiß, was er machen muss und man halbwegs eine Sicherheit hat, dass das Ergebnis vom Amt anerkannt wird, das wars mir wert, aber auf dem halben Weg der Mini-Baumarkt, wo ich ja eh reinwollte, um nach einem Kittmesser zu fragen, und vor der Tür ein Aufsteller mit Werbung für Passbilder, und am Tresen die Info, die kosten nur sechs Euro. Geil. Musste ich in der Hitze nicht noch weiter durch die Stadt latschen. Hat der Kollege flott drei Aufnahmen gemacht, ich durfte mir eins aussuchen, Ausdruck, zahlen, fertsch. Einen Briefumschlag gabs auch noch dazu, na sowas.

Krischan am 8. Juli 2024

Und was zeige ich jetzt immer vor, wenn ich mal wieder angeben will, was ich früher für alberne Frisuren hatte? Muss ich wohl doch hier mal eine Galerie einbauen.

Krischan am 15. Juli 2024

Heute war ich also im Rathaus Mitte. Das ist der blaue Hochhausquader hinterm Kino International, der so tut, als wäre er das Hotel Berolina. Mangelnde Ausschilderung ließ mich die Frau hinterm Pförtnertresen fragen, die mich auf das Wartezimmer verwies, wo die Nummern aufgerufen würden. Dort gab es an drei Wänden Sitzgelegenheiten, die beiden Monitore mit identischen Anzeigen hingen sinnigerweise nebeneinander an einer dieser Wände, und nicht über der Wand mit der Tür zum Gang oder an zwei verschiedenen Wänden. Anwesende Kinder zauberten uns ein Lächeln ins Gesicht und ein Winken in die Hand, wurden bei deutlicherer Annäherung an die Wartenden aber doch immer wieder energisch zurückgepfiffen.

Meine Nummer kam schon zehn Minuten nach dem eigentlichen Termin, und ich musste ein Stückchen durch das Erdgeschoss laufen und fand meinen Platz Nummer vier. Ausweis, alter Führerschein, neues Passfoto wurden entgegengenommen, zum Teil sehr genau begutachtet und abgetippt und eingescannt und durch weitere Daten ergänzt, ich habe Telefonnummern angesagt, auf einem Tablet unterschrieben und E-Mail-Adressen aufgeschrieben, die dann mit Tipp-Ex wieder unkenntlich gemacht wurden, damit der Zettel mehrfach verwendet werden kann. Und am Schluss stellte sich heraus, dass die Software meinen Antrag gerade nicht annehmen kann.

Da ich schon erwähnt hatte, dass ich bereits einen Termin für einen neuen Personalausweis hätte, wurde gemutmaßt, ich könne ja dann vielleicht dort den Führerscheinumtausch nochmal beantragen, aber dann fing der junge, nette und offenbar noch recht unerfahrene Mitarbeiter trotzdem nochmal von vorne an, lief zwei mal weg, rief ab und zu wo an und ließ sich was erklären und bekam auch Besuch von einer Vorgesetzten, die nochmal die Reihenfolge des Verfahrens erklärte, und am Ende hatte er dann nach einer reichlichen halben Stunde alles nochmal da und in dreifacher Ausfertigung mit und ohne Zusatznotizen und handgeschriebenen Unterschriften auf Papier und erklärte, dass sie den Antrag jetzt später nochmal auf Papier anfertigen und mir zur Unterschrift zuschicken. Und wie lange das dann dauert, ließe sich im Moment noch nicht sagen, auch weil ich ja gar keine Karteikartenabschrift aus dem Ort der Ausstellung meines papiernen Führerscheins eingereicht hatte. Davon hatte ich gestern abend erst in der Terminbestätigungs-E-Mail gelesen. Und das machen die dann ja auch selber, sollen die Ämter das mal ruhig untereinander klären, was geht mich das an, und ob das dann länger oder kürzer dauert, ist mir doch auch egal. Ich habe ja einen Führerschein.

Bezahlen durfte ich aber schon.

Krischan am 23. Juli 2024

Per Post bekommen habe ich jetzt aber nicht nochmal den Antrag zum Unterschreiben, das hab ich ja schließlich schon vor Ort gemacht, sondern eine Kopie des Antrags für meine Unterlagen, eine Antragsbestätigung also, die nochmal auflistet, wer wann was genau beantragt und bezahlt hat.

Sowie ein zweites Schreiben, das nochmal festhält, dass die Feststellungen zu meinem Antrag noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden, ich könne aber zur Beschleunigung der Antragsbearbeitung ebenfalls bei der ausstellenden Behörde einen Auszug der Führerscheindatei anfordern und an das o.g. Geschäftszeichen senden lassen, solle aber von telefonischen Nachfragen oder persönlichen Vorsprachen absehen.

Krischan am 19. August 2024

Und dann ist aber keine vier Wochen später schon der Brief da, man möchte doch bitte vorbeischneien und das Ding abholen. Obwohl ich die Dresdner Behörden nicht mit einem zweiten Antrag auf Karteikopie belästigt habe. Siehste.

Reichlich zehn Minuten vor Büroschluss war ich im Amt und hab mich in die Warteschlange eingereiht, aber fünf Minuten später haben dann auch die Tanten aus den der Dokumentenausgabe benachbarten Zimmern ein paar der Wartenden eingesammelt und die Dokumente rausgereicht. War ich also eine Minute nach Büroschluss wieder draußen.

Und ich hab tatsächlich auch die Klasse A mit reingerechnet bekommen, da war ich mir ja noch unsicher gewesen und auch das Internet konnte sich nicht eindeutig positionieren, ob man die nun automatisch bekommt oder separat beantragen und per Fahrprüfung nachweisen müsse. Wikipedia sagt aber auch »Nachweis der Fahrpraxis nicht erforderlich«. Kann ich also jetzt alle Motorräder fahren, die ich will. Wenn ich will.