Girls Rock!

Band
various artists: Campers / Palace / Shemo / Blübird / The Blow / Wind Up Birds / Sonic Youth / Sleater-Kinney / King / Low / Gossip / Rainer Maria / Marisa Anderson / Pom Pom Meltdown / Viva Voce
Format
CD
Jahr
2008
Label
Cherchez La Femme
Kennung
1518-15969
Zusatz
Klapp-Pappschuber, Faltblatt

Krischan am

the soundtrack

Das erste ist dann wohl gleich ein Ausschnitt aus dem Film: ein vielstimmiger Mädchenchor mit holpernd rockiger Begleitung, wie aus dem Proberaum einer Schule herübergebeamt, aber natürlich während eines dieser Trainingslager für musikmachende Mädchen entstanden, mit viel Enthusiasmus, wenig Talent, ohne Experimente, aber wenigstens laut. Hat Spaß gemacht.

Das ist dann auch ungefähr das Klischee, das ich im Hinterkopf habe, wenn ich an Frauen-Rockbands denke: holterdipolter, wir machen jetzt mal ein bisschen Krach und nehmen es nicht so genau mit Rhythmus und Tonalität, sondern schreien ganz wild unsere Befindlichkeit in die Welt. Wobei das ja bei allen Punkbands so ist, wo ist also das Problem? Die fehlende Selbstverliebtheit? Spaß an der Freude statt machomäßiger Selbstdarstellung müsste ich doch eigentlich gut finden. Aber in der Tat gibt es nur wenige Frauenbands, die mir wirklich gefallen. L7 ist da ein schlechtes Beispiel, weil die meines Erachtens eher die Breitbeinigkeit der Männerbands nachahmen. Und Bikini Kill oder Sleater-Kinney (oder was das sonst für Bands waren, die ich ab und zu irgendwo gehört habe) sind mir dann eben doch immer zu öde in ihrer (ich sag jetzt nicht: hysterischen) Gleichförmigkeit. Aber ich steh halt auch gar nicht auf klassischen Punkrock. Bisschen Experiment (PJ Harvey) oder Schrägness (Joanna Newsom) oder selbstentblößende Emotionalität (Cat Power) muss schon sein.

Und siehe da, das gibts hier natürlich auch. Der zweite Song zum Beispiel nervt herrlich mit comichafter Stimme und kindlicher Nöligkeit auf jaulenden Gitarren. Mit Will Oldhams Palace hat das also gar nichts zu tun. (Ob man das in mehr als einem Song am Stück so hören möchte, wäre freilich noch die Frage. Aber wir wollen mal nicht voreilig mangelnde Bandbreite unterstellen.)

Dann kommt erstmal nette harmonische Klampfmucke mit mehrstimmigem Gesang, oh je. Aber jedes Mädchen darf die Musik machen, die es möchte. Mitgrölbaren Stadionrock mit plattem Agitationstext etwa. Nicht dass sie nicht recht hätten, es wird ja auch mitgeklatscht. Oder Popmusik mit Elektrospielereien. Kann man (!?) machen. Genauso wie NDW-mäßigen Retro-Mini-Rock, der langsam und sehr schön Lautstärke und Intensität steigert. Aber höre ich da nicht Männerstimmen im Hintergrund?

Und dann kommt auf einmal Sonic Youth, die waren wohl auch dort? Nee, aber ein nicht zu verachtender Einfluss werden sie wohl sein, nicht zuletzt mit ihren feministischen Liedern, von denen »Kool Thing« sicher das erfolgreichste ist.

Und siehste: Sleater-Kinney ist gar nicht immer laut, sondern (vielleicht inzwischen auch erwachsen geworden) auch mal ein bisschen folkiger mit Akustikgitarre und Mundharmonika. Oder was ist das für ein Instrument? Okay, später schepperts dann doch noch ein bisschen rockiger drüber. Aber muss das so übersteuert klingen?

Danach kommen nochmal die Kinder aus dem Camp an die Reihe: die Idee ist zu erkennen, aber an der Umsetzung hapert es (noch) gewaltig.

Low hingegen beherrschen ihre Instrumente. Sind ja bis auf die Sängerin auch alles Männer, höhö. (Wie bei Sonic Youth auch.) Ein paar Sachen von denen find ich gar nicht schlecht, hab ich mir neulich mal auf bandcamp.com angehört, aber wenn dann der harmonische Mann-Frau-Duett-Gesang kommt, steige ich immer aus.

Und wenn bei Gossip der Beat nicht immer so dämlich diskomäßig wäre, könnte ich der Band auch mehr abgewinnen. So ist mir das immer zu … dämlich. Gitarre und Gesang hingegen fetzen. Aber schon der Bass … ich will doch gar nicht tanzen.

Und weiter geht es mit anderen mehr oder weniger rockigen Bands, bei denen zumindest eine Frau an Bass und Mikro steht, unterbrochen von einsamen Sängerinnen ohne Begleitband. Nichts herausragendes, nichts abstoßendes, alles im Rahmen des erträglichen.

Obwohl, das vorletzte ist (bis auf den leider besungenen Teil in der Mitte) voll mathig, jazzig konstruiertes Rock-Gemeter, wie es viel schöner gar nicht geht. Nur den Exkurs in den Hardrock mit seinen fiedelnden Gitarrensoli hätte man am Ende noch um ein ganzes Stück abkürzen können.

Tracks

  1. Camp Theme Song [Campers]
  2. San Francisco Sucks [Palace]
  3. America [Shemo]
  4. Global Warming [Blübird]
  5. Hey Boy [The Blow]
  6. Spaceship & Fame [Wind Up Birds]
  7. Kool Thing [Sonic Youth]
  8. Modern Girl [Sleater-Kinney]
  9. We Will Destroy Our Destination [King]
  10. Tonight [Low]
  11. Standing In The Way Of Control [Gossip]
  12. Artificial Light [Rainer Maria]
  13. Rider [Marisa Anderson]
  14. Tender Friends [Pom Pom Meltdown]
  15. When Planets Collide [Viva Voce]

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