live recordings
»Found some in a box while going through my old stuff« behauptet der Verkäufer, aber ich bezweifle, dass die Kassette original von 1983 ist, dafür ist das alles zu sauber und ordentlich, die Kassette, die Hülle, der Einleger. Der Druck auf gelblich getöntes Papier versucht zwar, vergilbtes Papier vorzutäuschen, scheitert aber kläglich. Zudem weiß keine weitere Quelle von dieser Kassette, was unwahrscheinlich wäre, gäbe es sie wirklich schon seit 25 Jahren. Außerdem ist das Cover offensichtlich eine schiefe Kopie und im Kontrast nicht halb so differenziert wie das Bildchen bei discogs. Also sicher nur eine Raubkopie eines Bootlegs.
Aber ist ja auch wurst, die Aufnahme von Sonic Youth, die sich über die Seite B erstreckt, kenne ich ohnehin schon, weil sie mir bereits digital vorliegt. Mäßig gute Aufnahme aus der ganz frühen Phase, wo sie noch schön no-wavig herumgepoltert sind und richtigen Krach gemacht haben.
Los gehts mit dem Heul-, Johl- und Jaulgeräusch, das üblicherweise den Song »The Burning Spear« einläutet, und nachdem der Gesang recht spät einsetzt, ist es auch schon wieder fertig. Das Publikum will es noch lauter haben und kriegt eine schiefe Basslinie, schiefe Gitarren und schiefes Genöle, meine Güte. Geschraddel, Geholper, Gezappel, glockenartige Gitarrenschläge zur Mitternacht folgen, und den Leuten gefällts immer noch. Ewig Instrumente stimmen, Fleisch abschütteln und rumkreischen, fast schon hiphoppig rappender Gesang, stört die Leute alles nicht. Und wer wills ihnen verübeln?
Vorher auf Seite A gibt es zwei Ausschnitte von Konzerten anderer Noise-Rock-Bands der frühen Achtziger: ein paar Songs von Live Skull, die mir in ihrer monoton verschleppten Rockigkeit mit verzerrt grollendem Bass, ratternden Drums und stöhnendem Gesang ziemlich gut gefallen, auch wenn die Gitarren nicht viel mehr als ein höheres Grundrauschen liefern und es dauernd Aussetzer und Lücken in der auch sonst eher miesen Aufnahme gibt; sowie ein paar Songs von Ut, bei denen die schrammelnden Gitarren, der schiefe Gesang und die spärlichen Drums umeinander herumhüpfen, dass gar kein stimmiges Bild entstehen will, was stellenweise durchaus interessant und wohl auch genau so beabsichtigt ist.
a black mask tape
Tracks
- Mr. Evil
- Tourist Trap
- Skin Job
- I Was Wrong
- Live Walk
- Boil
- Age Of Oil & Wax
- Exilee Goes Out
- Sham Shack
- This Bliss
- Surgery
- The Burning Spear
- Confusion Is Next
- I Don’t Want To Push It
- (She’s In A) Bad Mood
- The World Looks Red
- Shaking Hell
- Making The Nature Scene
- Brother James