Interessante Compilation von 1985 auf dem New Yorker Label Giorno Poetry Systems, das als Künstler-Netzwerk im Literatur-, Performance- und Spoken-Word-Bereich sowie in der Erprobung moderner Kunst-Kommunikation experimentierte.
Hüsker Dü sind eine englisch klingende Punk-Band, David Johansen dagegen – eigentlich als New-York-Dolls-Punker bekannt – macht widerliche Achtziger-Jahre-Disko mit Background-Chor und Funk-Anleihen, und John Giorno – Begründer des Labels – mit seiner Band deklamiert Texte zu Rock-Musik (naja, muss man ja nicht dauernd dazusagen, dass das schwer nach Achtziger Jahre klingt) mit Synthie-Sounds.
Der Schriftsteller William S. Burroughs liest vor lachendem Publikum etwas aus einem seiner Bücher und klingt dabei so, wie viele andere alte, nuschelnde, zotenreißende, witzige oder nur sendungsbewusste Amerikaner eben so klingen.
Von Sonic Youth gibt es den depressiv klingenden Halloween-Song, der ja auch ein wenig so klingt wie schauspielerisch interpretierte Literatur mit improvisierten Hintergrund-Geräuschen.
Cabaret Voltaire machen im Grunde die für das Jahrzehnt typische Elektro-Musik, die hier aber ziemlich experimentell (He, das war doch in jungen Jahren ein gern benutztes Wort, um bevorzugte Musikrichtungen zu beschreiben!) bearbeitet wird und dann eigentlich nur durch die Länge des Songs nervt, was natürlich die Nervensäge Diamanda Galás mit ihrem an singende Sägen gemahnenden Sirenengekreisch viel besser kann, wohingegen Coil ganz nett (und nur ein wenig angestrengt) nach Film-Vorspann-Musik klingen.
Michael Gira von den Swans macht auf Schriftsteller und liest betont gelangweilt einen albernen Text, bei David Van Tieghem klingt's nach düsterem Elektro-Soundtrack, und der Song von Jessica Hagedorn (eine philippinische Schriftstellerin) und dem Gangster-Chor klingt nach dem einen komischen Ciccone-Youth-Song mit der eklig funkigen Gitarre – oder doch eher nach Lydia Lunch, nur eben schlechter?
Das Cover strotzt nur so vor Grafiken von Keith Haring.
Die Fotos im Cover und auf der Innenhülle sind nur mit den Namen der Fotografen versehen, so dass man gar nicht richtig weiß, wer da jeweils zu sehen ist.
Tracks
- Won’t Change
- Johnsonius
- Scum & Slime
- Excerpts From The Western Land: The President / Colonel Bradford / Every Man A God
- Halloween
- Dead Man’s Shoes
- Excerpt From Eyes Without Blood
- Neither His Nor Yours
- Game
- Out Of The Frying Pan …
- Tenement Lover