A Tribute To Sonic Youth
Da habe ich mir in der letzten Flight-13-Bestellung dann doch mal diese Cover-Compilation geleistet, die ich schon ab und zu beäugt hatte. Weil versprochen wurde, die Zusammenstellung wäre stilistisch abwechslungsreich und voller durchaus eigenständiger Interpretationen, abseits der billigen Versuche, durch umgestimmte Gitarren, Disharmonien und nachgeahmte Sound-Effekte so zu klingen wie. Und bis auf zwei-drei Stücke stimmt das soweit auch.
Gleich als erste covern Racebannon den Hit-it-Hit »Death Valley ’69« vom 1985-er Album »Bad Moon Rising«. Sehr weit vom Original sind sie da eigentlich nicht weg, nur der Sound ist metallisch fetter, und auch der Gesang kommt deutlich aus der Richtung Neurosis und Unsane. Krasses Teil!
Brystl nehmen sich vom Album »Evol« von 1986 den Song »Shadow Of A Doubt« vor und machen eine Art minimalistischen, new-wavigen Trance-Pop daraus. Kann man machen!
New Grenada machen aus dem auch im Original recht simpel dahinpunkenden »Eric’s Trip« vom Album »Daydream Nation« aus dem Jahr 1988 eine uninteressante Indie-Punk-Nummer mit Synthesizer-Sounds und 08/15-Frauengesang. Dämlich!
Steel Pole Bath Tub nehmen sich des hypnotischen Songs »I Dreamed I Dream« des Debut-Albums von 1982 an und bleiben sehr dicht am Original, auch was den Sound angeht, legen aber insgesamt mehr Hall, Noise und Stör-Geräusche drauf. Auch so immer noch ein cooler No-Wave-Song!
Danach folgen spieluhrartige Geräusche und Sprach-Samples von Twink, die sich als eine Version des »Goo«-Songs »Cinderella’s Big Score« verstanden wissen wollen, aber irgendwie überhaupt nichts mit dem Original-Song vom 1990-er Album zu tun haben. Trotzdem ganz witzig!
»Dirty Boots« vom selben Album darf natürlich nicht fehlen und wird von Stationary Odyssey in einen monotonen, an Black Heart Procession oder Arab Strap erinnernden, schwermütig wabernden Gitarren-Ambient-Song verwandelt, der vom grungy punkigen Original kaum noch etwas erahnen lässt. Schick!
Als aktuellster Song ist »Little Trouble Girl« vom Album »Washing Machine« von immerhin 1995 dabei, hier interpretiert von Rapider Than Horsepower, die u.a. mit Geige und mehrstimmigem Refrain das poppige Original in eine getragene, aber immer schräger werdende Folk-Version verwandeln. Kann ich mir aber noch besser vorstellen!
Der (m.E.) am häufigsten verkompilierte Song »Kool Thing« von schon wieder »Goo« kommt dann auch noch dran und wird von Tub Ring in eine irre Crossover-Mischung aus fetten Rock-Riffs, Big-Band-Bläsern, coolem Bar-Piano, futuristischen Vocoder-Effekten (im Dialog zwischen Kim Gordon und Chuck D) und kuhbeinigem Grunge-Gesang überführt. Wenn schon nicht wirklich schick, dann doch recht interessant!
KY Prophet macht aus dem schon im Original zumindest im Gesang hiphoppigen »Making The Nature Scene« vom 1983-er Album »Confusion Is Sex« einen Hip-Hop-Song. Super Idee!
Elf Power, die auf dem bescheuerten Aufkleber vorn auf dem DigiPak-Cover an erster Stelle beworben werden, covern »Kotton Krown«, dessen Original auf dem Album »Sister« von 1987 zu finden ist. Herausgekommen ist aber nur langweiliger Akustik-Indie-Folk mit hippiesk gemischtem Gesang, der tatsächlich mit einer Sitar kombiniert wird. Bäxe!
Parts & Labor machen aus »Sugar Kane« vom populären Album »Dirty« (1992) übersteuerten Disco-Punk mit schrillem Keyboard. Wild!
Am Ende kommt nochmal »Death Valley ’69«, diesmal von Saicobab; das ist die Yoshimi von den Boredoms, die ab und zu auch bei Free Kitten mitspielt. Entstanden ist ein noisiger Klangteppich, der vom Original nur am Anfang etwas erahnen lässt. Schrille Hippe!
Nicht wirklich ärgerlich, aber eben typisch und auch bei einer Veröffentlichung aus dem Jahre 2005 durchaus erwartungskonform ist der Umstand, dass nur ältere Songs aus den ersten zehn Jahren der Band-Geschichte vertreten sind: aus der stilprägenden Phase Ende der Achtziger und der populären Phase Anfang der Neunziger Jahre.
Tracks
- Death Valley ’69
- Shadow Of A Doubt
- Eric’s Trip
- I Dreamed I Dream
- Cinderella’s Big Score
- Dirty Boots
- Little Trouble Girl
- Kool Thing
- Making The Nature Scene
- Kotton Krown
- Sugar Kane
- Death Valley ’69