Das heißt »Geist« auf Italienisch, soviel wissen wir ja schon von der wunderschönen Song-Ohia-Live-Platte. Aber im Spanischen heißt das genauso, und hier haben wir eine quasi spanische Veröffentlichung vor uns, wie man auch auf der Rückseite sieht, wo zu den beiden Songs jeweils der Text in spanischer Übersetzung steht. Und warum? Weil die Single ursprünglich nur auf dem Primavera-Festival verkauft wurde, und das fand auch 2023 im mehr oder weniger spanischen Barcelona statt, und beide Bands sind dort dazumal aufgetreten. Dabei gabs die eigentlich beide schon lange nicht mehr. Aber die alten Leutchen wollens nochmal wissen. Karate hatten wir ja grad live da, und Unwound kommen demnächst auch vorbei.
Die beiden Songs auf der kleinen handlichen Minischallplatte tragen natürlich auch den Geist im Namen:
Unwound mit »Look A Ghost«, einem Song von ihrem letzten Album »Leaves Turn Inside You« von 2001. Da waren sie auf einmal nicht mehr die schräg rockende Post-Hardcore-Band, sondern klangen auf einmal so sinfonisch verwavepoppt, überall Effekte und Keyboards und Produktion, die Songs wabernd und mäandernd und gar nicht mehr knackig postirgendwas, auch auf eine ganz andere Art noisig, damit konnte ich lange nichts anfangen und hab mich immer gewundert, dass die Leute vom damals noch viel lebendigeren Sonic-Youth-Forum die Platte in den grünen Himmel gelobt haben. Jaja, nicht schlecht und durchaus auch interessant, aber halt nix gegen die geilen Platten, die sie vorher gemacht haben. Wie man als Fan halt üblicherweise was gegen allzu viel Veränderung hat.
Karate mit »There Are Ghosts«, einem Song von ihrem 1998er Album »The Bed Is In The Ocean«. Superschicker Opener des Albums mit dem Legoklötzchen vorne drauf, und geht auch gleich los mit herrlichem Bass und soliden Drums und auf unaufdringliche Weise im Vordergrund stehendem Gesang und zu vernachlässigender Gitarre, und die ab dieser Platte überhandnehmenden Gitarrensoli werfen auch schon dezente Schatten. Da wird immer Jazz hineingedeutet, aber vielleicht ist es einfach ehrlicher Blues, nur ohne die breiten Beine oder das Mackergehabe. Und ohne jeden Schnörkel, von den Soli abgesehen. Naja, und den Bassläufen. Die lauter werdende Stelle in der Mitte jedenfalls immer noch post-hardcorig genug, um ernst genommen zu werden. So solls sein.
Also beide Songs auf dieser Single inzwischen schon wieder ein Vierteljahrhundert alt. Wie ich ja auch. Ach nee, bei mir isses schon ein halbes.
Schönes schwarz-weiß-rotes Cover mit Spiegelspielerei im Plattentitel. Nee, ist gedreht, nicht gespiegelt. Die beiden Bandfotos vorne drauf sind auch schön albern. Und die außen aufgeklebten Falze mit der Weiterführung der Fotohintergründe find ich guddi. Eine Innenhülle musste ich der roten Single dann selber spendieren, aber da hab ich ja einen dicken Stapel gefütterte da. Muss ich nur immer ein bisschen beschneiden, so groß wie sich die Hersteller das gedacht haben, sind die Außenhüllen üblicherweise gar nicht.
Gibts direkt beim Hersteller. Zum Beispiel zusammen mit einer weiteren Unwound-Split-Single.
Tracks
- Look A Ghost
- There Are Ghosts