No Home Record

Band
Gordon, Kim
Format
LP
Jahr
2019
Label
Matador
Kennung
OLE 1379 LPE
Zusatz
weißes Vinyl, bedruckte Innenhülle, Download-Code

Krischan am

Limited Edition White Vinyl

Die erste Platte unter ausschließlich dem eigenen Namen, offenbar geht das Leben wirklich mit 66 nochmal los.

Ich hatte ja schon das eine oder andere Stückchen gehört, vor allem das eine Lied ist schon vor ein paar Jahren als Digital-Download erhältlich gewesen und hat mich seinerzeit mächtig erschreckt, weil voll die Popmusik. Und dann jetzt die Videos, die zum Teil schon vor Erscheinen dieses Albums ins Internet sickerten und die ich beim ersten Betrachten auch vor lauter Schreck ganz schnell wieder abgebrochen hab, weil voll die Popmusik.

In Wirklichkeit ist das Album aber stilistisch viel breiter aufgestellt: das Lied über die gentrifizierende Untervermietungsplattform (und später noch eins) zum Beispiel ist schrammelig und garagig, soll heißen eindeutig gitarrig. Das danach dann eher experimentell hiphoppig, aber mit Billig- und Spielzeug-Elektronik verwendendem (oder imitierendem) Lofi-Charme. Später gleich zweimal dumpfes Technogestampfe mit Phrasengedresche, wenn auch soundmäßig hinreichend verwaschen, übersteuerter Bass aus der Nachbar-Wohnung und so. Am Ende der Keksbutter fast schon neubautenmäßiges Klopfen und Schaben. Und das schon bekannte schiefe Gesinge auf dezent dröhnender Gitarre wird beim Erdbeben auch nochmal angerissen. Insgesamt ist mir aber beim ersten Hören die elektronische Komponente an zu vielen Stellen zu vordergründig präsent. Nichts gegen Industrial, aber so will ichs nicht haben.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Fragt sich nur: was hab ich denn erwartet? Nochmal das Gedröhne und Gestöhne, das sie in den letzten Jahren schon mit zwei anderen Projekten durchexerziert hat? Wär ja Quatsch. Den Alternative-Rock der ehemaligen Band, der in der Form ja eher von den männlichen Kollegen geprägt war? Wohl kaum. Und elektronische Effekte allein machen ja auch noch lange keine Popmusik, stupides Wiederholen der immer gleichen simplen Zeilen in Text und Note auch nicht. Was könnte mich also stören?

Nach mehrmaligem Hören stellt sich dann auch sowas wie Gewöhnung ein, die neuen Aspekte verstören mich nicht mehr so und lassen das Ohr ungehindert zur Musik durch. Und siehe da: ja, interessant. Passt. Nicht mein Lieblingsstiefel, aber mal was anderes. Nicht böse gemeint.

Ob sie die ganzen Drums und Elektronics auch alleine eingespielt hat oder ob das unter Produktion läuft, bleibt offen, oder? Nee, auf der Innenhülle stehts, wer bei welchem Song die Drums, den Bass oder die Loops beigesteuert hat. Ein Justin Raisen hat da an vielen Stellen seine Finger im Spiel, auch was die Komposition und vor allem die Produktion angeht. Kennt den jemand? Als Credit taucht der jungsche Typ ja ab und an auf, auch bei recht gewichtigen Produktionen.

Das Cover passt mit der Neonschrift und den merkwürdigen Fotos auch ganz gut.

Tracks

  1. Sketch Artist
  2. Air BnB
  3. Paprika Pony
  4. Murdered Out
  5. Don’t Play It
  6. Cookie Butter
  7. Hungry Baby
  8. Earthquake
  9. Get Yr Life Back

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