Sex O’Clock

Band
Lane, Anita
Format
LP
Jahr
2001
Label
Mute
Kennung
STUMM 183
Zusatz
bedruckte Innenhülle, Download-Code

Krischan am

Mal was anderes. Die Jugend-Freundin von Nick Cave, die auf der ersten Bad-Seeds-Platte noch als Bandmitglied genannt wird, aber auch in anderen Musik-Projekten in diesem Umfeld (Birthday Party, Die Haut, Einstürzende Neubauten) immer wieder mal als Sängerin auftauchte und wohl auch an der Komposition und der Vertextung einiger Songs beteiligt war. Und grafische Arbeiten beigesteuert hat. Und deren durchaus tragische Rolle mir im vor einigen Jahren ins Regal getrudelten Comic-Buch zu Nick Cave etwas klarer geworden ist. Und von der ich ja schon länger eine CD habe, die einige dieser Songs versammelt. Warum dann nicht nochmal eine zweite? Gibts ja jetzt neu (aufgelegt) auch auf Platte?

Bisschen poppiger. Netter. Also nicht so ein düsteres lautes Rockzeugs wie bei Nick Cave manchmal, sondern gesitteter, eleganter, verträumter, aber gern auch ein bisschen schräg und oft sehr traurig, so hatte ich die Musik der ersten CD in Erinnerung. Stellenweise vielleicht mit Lydia Lunch vergleichbar (vielleicht auch auf textlicher Ebene, die im Titel dieses Albums ja unmissverständlich klargestellt wird), die in denselben Kreisen unterwegs war, insgesamt dann aber doch viel wilder drauf ist. Oder sagt man dazu nervig?

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Hier hat sich daran nicht viel geändert, im Vergleich zu den Sachen aus den Achtzigern und frühen Neunzigern ist natürlich die Produktion deutlich ausgefeilter: streicherlastig orchestrierter Pop mit dezent beschwingten Beats, entspannt zurückgelehnter Bass im Hintergrund, lasziv geseuftzer Gesang in der Mitte, ab und zu eine lässige E-Gitarre aus der Mick-Harvey-Ecke oder eine quietschende Schweineorgel daneben … Das ist alles in allem natürlich schon ganz schön kitschig, aber ab und zu kann man das sehr gern mal machen. Wird ja auch bald Weihnachten.

Nur beim letzten Lied bin ich mir nicht schlüssig. Sehr schön, sehr traurig, und sehr beeindruckend inszeniert mit grollendem Bass, perlendem Klavier und sehnsüchtigem Akkordeon und zuckersüß gehauchtem Gesang plus Hintergrund-Chor … – aber: darf man das? So?

Produzent ist übrigens einer, über dessen Namen ich bei den letzten PJ-Harvey-Alben gestolpert bin und der bei genauerem Besehen in irre vielen Post-Punk- und Pop-Sachen vor allem aus der englischen Ecke seine Finger im Spiel hatte, nicht zuletzt auch bei Nick Cave: Flood heißter.

Eine Jubiläums-Ausgabe ist das, zwanzig Jahre nach der Erstveröffentlichung. Da hätte das Vinyl eigentlich ruhig hellblau sein können. Der Download-Code klebt auf der Innenhülle.

Und letztes Jahr isse gestorben.

Tracks

  1. Home Is Where The Hatred Is
  2. The Next Man That I See
  3. Do That Thing
  4. I Hate Myself
  5. A Light Possession
  6. I Love You, I Am No More
  7. Like Caesar Needs A Brutus
  8. Do The Kamasutra
  9. Bella Ciao

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