Bad Bonn’s Selection For The New Ear
066/650
Will Oldham singt live mit Spaß und Schunkelband den Opener von »The Letting Go«, dass es einem als Fan der stillen, schrägen, frühen Sachen fast schon graust. Your Fault klingt mit Klavier und komischem mehrstimmigem Gesang wie eine schlechte Kopie von PJ Harvey. Und Pierre Omer (Gründungsmitglied der Dead Brothers!) spielt wunderbaren, klassischen, nur von Gitarre begleiteten, amerikanischen Folk oder so, kommt aber aus der Schweiz.
Bei Joe Galen wird es elektronisch, aber auf durchaus erträgliche Weise, da das musikalische Rohmaterial noch genug Substanz und Flair mitbringt. (Man hätte das ganze, ohnehin erst nach einer Weile einsetzende Geknarze, Gezappel, Gerumpel und Geschwirre also getrost weglassen können, und übrig geblieben wäre ein nettes kleines Post-Rock-Fragment.) Carla und Ches kompilieren Gerausche, Gerappel und Gebrumme mit Geschrei und Gestammel zu einem Soundtrack aus der Entzugsklinik.
Die Mönche von Sunn O))) lassen in extremer Zeitlupe und mit theatralischem Brimborium meterdicke Gitarrenwände einstürzen, wie immer, nur dass sie noch vor Vollendung rigoros abgeschnitten werden. Sum Of R machen aber gleich mit leichterem Gerät und mehr Luft für Quietschen und Scheppern weiter. Gruselig!
Bulbul und der Boris legen schräges Free-Jazz-Saxophon über Gekratze und Gerumpel. (Schon wieder?!) Combineharvester entspannen den Hörer aber gleich danach wieder mit schleppendem, an Tonwechseln und Abwechslungen armem, und auch im Gesang nach Chokebore klingendem Slow-Mo-Indie im Stile der späten Neunziger Jahre.
Sonic Youth spielen live den »Eternal«-Song »No Way«. In der letzten Strophe fällt offenbar der Strom für die Gitarren-Verstärker aus. Thurston singt aber unbeeindruckt weiter, und auch vom Schlagzeug ist zunächst noch etwas zu hören, bevor Steve erstmal aussetzt. (Oder ist das normal an dieser Stelle?) Da die Frontsau aber weitersingt, wird der letzte Refrain dann wieder mitgetrommelt und auch von Lee mitgesungen. Und hinterher wird begeistert geflucht: »The shit blew off, the gig’s over, man!«
Im Grunde ist diese Platte aber eine Enttäuschung: der Scherenschnitt von Jad Fair ist nur aufgedruckt (Man hätte ihn doch so schön ausstanzen können! Bei genauerem Besehen stellt man dann aber fest, dass er nicht gehalten hätte: die Verbindung nach oben fehlt völlig.), der exklusive Song von Sonic Youth ist nur eine Live-Aufnahme mit kleiner Panne, und zu kaufen gibt es die Platte jetzt auch im Mailorder (Ich hatte die Platte ganz konspirativ per E-Mail direkt beim Schweizer Label vorbestellt und übers Internet bezahlt.).
Tracks
- Love Comes To Me
- I’m Washing Your Feet …
- Lullaby
- Gold Smatter
- Elements Ascending
- Isengard (Chopped & Screwed)
- Not Every Chamber Has A Door
- (Ab)end
- Shallow Is Just Enough
- No Way (Power Cut Version)