Live Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin 6/6/99
Der Daniel in Berlin. Das ist dann vielleicht doch die etwas hörbarere Platte, die ich mir gewünscht hatte. Wenn auch nur auf CD. Die rumpeligen Home-Recordings und Lofi-Tapes sind nett, aber so mit echtem Klavier beziehungsweise sogar großem Konzertflügel, für ein paar Stücke auch mit einer Klampfe, auf großer Bühne vor begeistertem Publikum, das bringt die Songs doch ganz anders rüber. Und da ich sowieso eine Vorliebe für diese Mischung aus gebrochener Stimme, simplen Melodien, deprimierenden Inhalten und unbekümmertem Vortrag habe …
So müssen die Songs nämlich klingen, und nicht so runtergenudelt wie auf der Built-To-Spill-Platte. Wobei mir hier wieder auffällt, dass in Built To Spills Werk ja schon vorher Songs von Daniel Johnston aufgetaucht sind.
Und wer jetzt unbedingt seine Erkenntnis herauskramen möchte, dass der Typi ja gar nicht singen kann, vom Klavier- oder Gitarrespielen ganz zu schweigen, der hat freilich gar nichts verstanden, weil es hier ja überhaupt nicht um Technik und Handwerk und Wohlgefallen geht, sondern um gutes Songwriting gern auch einfach gestrickter Stücke einerseits und den künstlerischen Transport von gern auch peinlichen Befindlichkeiten andererseits. Wir sind hier ja nicht mehr im Biedermeier! Inhalt statt Oberfläche. (Bisschen verwunderlich finde ichs dann aber auch, dass er damit phasenweise ein größeres Publikum gefunden hat, und meine Vermutung geht schon in die Richtung, dass da einige Pastorentöchter und Professorengattinen dabei sind, die ihr Mitleid mit dem armen bipolaren Hascherl mit musikalischer Begeisterung verwechseln. Was den vom Leben ja wirklich arg gebeutelten Mann dann nur wieder in neue Krisen gestürzt hat.)
Er hat ja auch gemalt gezeichnet. Davon ist jetzt hier auf den ersten Blick nicht viel zu sehen, weil natürlich ein schönes Schwarzweiß-Foto auf dem Cover einer Live-Platte viel passender daherkommt; aber dafür gibts ja das dicke Booklet (alle achtundzwanzig Seiten scanne ich jetzt aber nicht ein) im Inneren des schönen DigiPaks, das neben weiteren Fotos vom Auftritt, bei dem ihm übrigens sein Vater als Hilfe zur Seite stand, auch einige der comicartigen Zeichnungen enthält. Vor allem einen langen und wirklich schönen Text von taz-Autor Kuhlbrodt, in Deutsch und Englisch, über seinen persönlichen Bezug zur Musik von Daniel Johnston und über das Konzert und die Zeit davor und danach und was für ein riesen Ding das damals in Berlin war und wie es abgelaufen ist mit der technischen Panne und überhaupt. Und eine Biografie und eine Diskografie, beide natürlich noch nach damaligem Stand.
Musste hamm!
Ich sehe gerade, dass es etliche Platten von ihm jetzt auch im digitalen Angebot der Berliner Bibliotheken gibt. Da werd ich wohl mal fleißig runterladen. Und später dann physisch nachkaufen, was mir gefallen hat.
Tracks
- Encore
- I Had A Dream
- I Hate Myself
- History Of Our Love (Broken)
- Kool-Aid
- Live And Let Die
- Folly
- Frustrated Artist
- Spook
- Silly Love
- Bloody Rainbow
- Everlasting Love
- Try To Love
- Wishing You Well
- Wedding Ring Bell Blues
- Like A Dream
- Tuesday Waltz
- Sublime Groove
- Without Love
- Love Is Like A Toy
- Death
- Nothing