Den Fundamentalisten in die Flinte gepullert!

Berlin behält seinen Passus zum Pflichtfach Ethik-Unterricht.

Krischan am

Erleichtert habe ich heute früh zur Kenntnis genommen, dass sich die Berliner im sonntäglichen Volksentscheid überraschend deutlich gegen die Gesetzes-Initiative von Kirche, CDU und FDP gewandt haben, den Religionsunterricht dem Ethik-Unterricht gleichzustellen und den Schülern die Wahl zu lassen, welchen der beiden sie besuchen.

Berlin ist wohl tatsächlich das einzige Bundesland, in dem das nicht so ist. Diese in meinen Augen sehr fortschrittliche Entscheidung fiel damals im Zusammenhang mit den sogenannten Ehrenmorden an jungen Frauen aus islamischen Familien. Um der Entwicklung von religiös bestimmten Parallelgesellschaften Einhalt zu gebieten, wurde verordnet, dass sich alle Jugendlichen gemeinsam über Werte, Ethik, Moral und Religion austauschen. Wie kommt nun jemand auf die Idee, das wäre eine schlechte?

Weil den Kirchen die Schüler weglaufen. Der gemeine Schüler ist faul, und weil der Religionsunterricht zusätzlich und freiwillig zu besuchen ist, geht er halt nicht hin. Fertig.

Und dann bewerben sie ihre Idee der Gleichstellung von Religionskunde (sachlich kritische Wissensvermittlung, Auseinandersetzung und Erörterung der verschiedenen Religionen, zudem nur ein Teil des Ethik-Unterrichts) und Religionsunterricht (konfessionell gebunden, also weder sachlich noch objektiv, vom Staat zwar beaufsichtigt, aber wegen dessen religiöser Neutralität nicht inhaltlich beeinflusst) mit dem Wort der »Freiheit«! Der Schüler würde durch das gemeinsame Fach bevormundet, nicht etwa durch den einseitig ausgerichteten Religionsunterricht; und in allen anderen Bundesländern können die Schüler sich ja auch separat unterrichten lassen, also sei das so besser; und nur wer seine eigene Religion kenne, könne andere Religionen respektieren und über sie diskutieren – was bei genauem Besehen natürlich alles Quark ist.

Der Slogan »Freie Wahl zwischen Ethik und Religion« ist dann aber doch – wie uns erst die Titanic in ihren Briefen an die Leser zeigen musste – ganz treffend: »Präziser hätten wir es eigentlich auch nicht auf den Punkt bringen können. Es geht halt nur eines: Religion oder Ethik.«

Und das Ergebnis zeigt dann doch wieder die ehemalige Grenze zwischen Ost und West sehr deutlich auf: im Westteil waren die meisten für den Gesetzesentwurf (wenn auch zumeist nicht in ausreichendem Maße), im Ostteil dagegen gab es eine sehr deutliche Mehrheit dagegen. Eine seltene Gelegenheit also für ein:

»Danke, liebe Ossis!«

baoma am 6. Mai 2009

ich war auch von dieser entscheidung der berliner begeistert. in diesem zusammenhang würde mich mal interessieren, wieviel schülerprozente im osten den religionsunterricht besuchen. weiss das jemand? ich bin ja im übrigen für einen wirklich laizistischen staat. was geht das irgendjemanden an, wie mein verhältnis zu gott ist?