Vorgestern war ich endlich mal wieder auf einem Konzert.
Obwohl, Built To Spill ist ja noch nicht so lange her. Die haben am Freitag vor unserem Herbsturlaub im Postbahnhof gespielt, und ich hab die Vorband komplett und den Beginn der Hauptband ein wenig verpasst. Weil ich erst noch die Kinder ins Bett bringen musste. Und auch im Leben nie vermutet hätte, dass man vor um neun da sein muss, um wenigstens noch zur Hauptband pünktlich zu erscheinen. Zustände sind das. Und dann hab ich mir ja auch erstmal in Ruhe ein Bier geholt, weil ein Blick auf die Bühne bei mir keinen Aha-Effekt auslöste. Die Musik und auch der Sound der vermeintlichen Vorband kamen mir dann zwar erstaunlich ähnlich vor, aber erst bei einsetzendem Gesang erkannte ich verdutzt, dass das doch schon die alten Bartzausel aus Idaho waren. Dann wars jedenfalls dufte wie immer, und in der Pause vor der Zugabe habe ich den Lars getroffen, und wir haben dann noch ziemlich lange gequatscht. Als wir später nochmal rein wollten, Merchandise-T-Shirts gucken, wurden wir schon gar nicht mehr reingelassen. Eintrudelnde Jugend und zum Teil mächtig nostalgisch wirkende Musik vom DJ, vor allem aber das Bedürfnis zu rauchen haben uns sowieso nach draußen gelockt.
Nun aber zum vorgestrigen Konzert: Wie erwartet saß bei meinem Eintrudeln in Reichweite des Lido ein Gruppenrat Dresdner an einem Imbisstisch herum, der auf einem Sebadoh-Konzert keinesfalls fehlen konnte. Noch vor neun standen wir alle im Saal, und der war fast leer. Im Vorraum verkaufte ein bärtiger Lockenkopf Fan-Artikel und posierte auch für Fotos mit Publikum. Später wird er auch verkaufte Schallplatten mit Filzstift bekritzeln.
Pünktlich um neun fing die Vorband an, und nach einem kurzen Erschrecken über den sirenenhaften Gesang gefiel mir der irgendwie mathige Chicago-Gitarren-Pop dann doch ganz gut. Zwischendurch wurde die Gitarre auch mal lauter, der Drummer hatte ein schickes Sonic-Youth-Shirt an, mein Fuß hat gewippt. Muss man vielleicht mal der Katharina empfehlen.
Eine Stunde später gings dann los mit Lou Barlow, Jason Loewenstein und – wie heißt der Drummer? Der Sound war am Anfang unter aller Sau, keine Gitarre, extremes Becken-Geschepper, und auch die Band hat sich nicht ausgewogen gehört. Aber mit der Zeit wurde es deutlich besser. Nach ein paar neuen Songs (zwei?) kamen erstmal ein paar recht alte Klopper, und später eine bunte Mischung vor allem von Hits aus der Mitte der Neunziger. Dezentes Gekasper in den Stimmpausen, launige Zwischenrufe aus dem inzwischen zahlreicher gewordenen Publikum, witzige Widerworte von der Bühne, super Stimmung auf allen Seiten. Jason Loewenstein singt viel mehr Lieder als ich dachte, und der Drummer ist auch viel besser als vermutet.
Kurzes Treffen vor dem Laden, gegenseitiges Fotografieren mit signierten Alben, Hinweise auf kommende Konzerte austauschen, und ein neuerdings zeitweise gleich um die Ecke in der Bötzowstraße wohnender Hamburger beglitt mich den längsten Teil meiner Straßenbahn-Heimfahrt.