Acht Millimeter Rasen

Wir waren kurzentschlossen bei einem Konzert.

Krischan am

Bei einer Band, die wir vor ein paar Jahren schonmal in einem anderen kleinen Berliner Club gesehen und gehört hatten: Lawns. Ich konnte mich nur noch ungenau erinnern und hab den Bandcamp-Download auch nicht allzu oft angehört, aber als Katharina am Freitag abend mehrmals nachfragte, ob wir wohl jetzt dahin gehen wollen oder nicht, hab ich mich schließlich doch breitschlagen lassen.

Dann gabs kurze Irritationen über die Auftrittszeit. Das Konzert sollte in einem kleinen Laden namens 8mm stattfinden, auf der Schönhauser, gleich neben dem Pfefferberg. Aber auf der Website stand was von 18 bis 19 Uhr, das war schon vorbei. Bei Instagram gabs aber eine neuere Info von der Band, erst ein paar Minuten alt: dreiviertel neun gehe es los. Die andere Zeit war wahrscheinlich nur eine ungefähre Angabe über den Beginn der Öffnungszeit.

Schuhe an, Hemd an, Schmatze ins Haar, los gehts. Vorm Laden schon ein paar Leute, der Einlass sollte pro Person zwischen zehn und fünfzehn Euro kosten, mehr als zehn fanden wir aber für eine einzige lokale Band zu viel und haben nur jeweils zehn bezahlt. Drinnen nicht viel Platz, alles sprach Englisch, vielleicht hat mich der Barkeeper deswegen um zwei Euro behumst, nachdem ich auf Deutsch ein Berliner und eine Cola bestellt habe. Oder hab ichs selber verbummelt? Später war jedenfalls nicht die erforderliche Menge Kleingeld in meiner Münztasche. Und ich kontrolliere ja das Wechselgeld immer nicht. Das Berliner war ein kleines, die Menge stand aber gar nicht an der Tafel. In anderen Spelunken kriegt man für dasselbe Geld ein großes. Nuja. Berlin Mitte. Ach nee, ist noch Prenzlauer Berg.

Draußen wurde es immer voller, alles steht auf dem für Berliner Verhältnisse recht schmalen Fußweg herum, die Passanten hatten ihre liebe Not. Wollen die alle zum Konzert? Ob es am Einlass eine Kontrolle gab, wieviele Karten sie verkauft haben? Und einen Abgleich mit der Anzahl der Personen, die offiziell in den Laden passen? Spießer.

Es war jedenfalls wieder brechend voll, als die drei Musikanten sich in ihre Overalls gehüllt auf der Bühne einfanden. Die Barhocker hätte man sicher besser vorher weggeräumt, ich stand halb in einem drin, direkt neben dem Tresen. Ein Teil des Publikums zwängte sich auf die Treppe, die neben der Bühne seitlich zu den Klos (vermute ich) führte. Und ein Teil musste sich immer wieder in allerlei Richtungen durch die Menge drängeln. Warm wurde es dann auch recht schnell, und natürlich stand wieder ein Furzer in direkter Nähe, der alle Viertelstunden den halben Club in seine Wolke hüllte.

Der eine Gitarrist hatte meiner Meinung nach beim letzten Mal die Haare anders, aber die anderen kamen mir dann im Bühnenoutfit doch recht bekannt vor. Bestimmt waren sie vorher schon im Gewusel vor dem Laden unterwegs, doch da habe/hätte ich sie nicht erkannt. Zwei Gitarren und ein Schlagzeuger. Eine Bariton-Gitarre bzw. eine mit ein paar Bass-Saiten wurde hin- und hergereicht, manchmal auch weggelassen, je nach Song.

Gespielt haben sie erstmal ihre neue Platte. Das ganze war ja ein Release-Konzert, man konnte die neue Platte in diversen Tonträger-Formaten kaufen, außerdem ein paar T-Shirts. Musikalisch war das wieder eine putzige Mischung aus Oxes, was die Crazyness und den mathigen Rock angeht, ein bisschen was wie Unwound hab ich auch rausgehört, was die Dissonanzen und Noise-Passagen angeht, und dann war da noch was, was ich nicht benennen konnte. Vielleicht der Gesang? Der von beiden Gitarristen bestritten wurde und gern diese lakonische Sprechweise hatte, wie es ihn bei ein paar Bands aus meiner Sammlung auch gibt. Zwischendurch aber auch mal total crazy wurde, ohne gleich ganz in die Make-Up-Ecke zu kippen. Einzwei Songs hatten einen deutlichen New-Wave-Sound, flirrende Gitarrenflächen und dieser Oktav-Bass, das war auch nicht schlecht, aber nicht ganz in den Rest passend. Deutet sich da eine neue musikalische Ausrichtung an?

Die Overalls bekamen beizeiten dunkle Flecken vom Schweiß, die drei freuten sich über Zuspruch und warben ab und zu für die Merchandise-Ecke am anderen Ende des Raumes, auch das immer alles in Englisch, aber die drei wohnen ja auch nur hier in Berlin, kommen jedoch ursprünglich aus anderer Herren Länder. Nach dem neuen Album haben sie noch ein paar Oldies gespielt, da habe ich auch was erkannt, ab und zu habe ich mir die alten Sachen ja doch angehört.

Katharina fands aber gar nicht so doll. Und weil der Laden eh nicht so die Wucht war, sind wir gleich nach Ende des Konzerts losgeseppelt und auf dem Weg nach Hause nochmal kurz im Tomsky versackt. Das Kleingeld hat grad noch für eine Runde gereicht. Dort aber auch neues Personal, leicht veränderte Kundschaft und komische Musik, da mussten wir nicht länger bleiben und sind nach Hause gewackelt. Schlaf ist ja auch was schönes.