krischanski.de

Individually numbered double album on 180 g vinyl
Including DVD with the complete 70-minute concert and a 65-minute documentary
And CD.
And! 24-page full sized booklet!

Naja, es ist ja auch Bombast, der hier inszeniert wird: riesen Kirchenorgel und zweidutzendköpfiger gemischter Chor und zwei Streicher und eine Rockband im Nidarosdom von Trondheim beim Kulturfest zu Ehren des heiliggesprochenen Ritterkönigs und norwegischen Nationalidols Olav, dabei textlich bezugnehmend auf ein antinationalistisches Manifest von Johan Harstad, auf dem Cover untertitelt als Norwegische Enttäuschungen und andere Freuden, so flüstern mir jedenfalls die Übersetzungsmaschinen aus dem Internet.

featuring
Kammerkoret Aurum and Sheriffs Of Nothingness

Zunächst hört man sehr leise eine Ansage und Kirchenglocken, bevor Applaus aufbrandet. Dann fernes Donnergrollen und mahnende Engelszungen, bevor die Retro-Rockband einsetzt. Und dann wird es tatsächlich so ähnlich wie erwartet ein interessantes Potpourri aus Stilen, die man von der Band kennt und in diesen Zusammenhang passen: kirchlich anmutende Chöre mit vielen Stimmen in einem breiten Spektrum von Bass bis Sopran, dazu mittelalterrockige Riffs, später wild gniedelnde Orgeln und an alte Science-Fiction-Fantasy-Filme erinnernde Passagen, sphärische, antike oder gruselige Anklänge, aber auch jazzrockige Elemente und moderne zeitgenössische Musik sind mit drin.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Der da an der Orgel sitzt, ist natürlich derselbe Jazz-Keyboarder wie neulich schon auf dem Seefahrer-Konzept-Album. Er wird als wichtige Inspirationsquelle auch auf dem Cover für das andere Album neulich erwähnt.

Beeindruckend jedenfalls, was sie da zusammengeschustert haben, echt. Aber vielleicht haben sie sich doch ein bisschen überhoben. Mir ist es insgesamt zu lang, an ein oder zwei Stellen tut sich für meinen Geschmack zu wenig, wird aber unglaublich viel Zeit gefressen. Oder gehört das zum Konzept einer Kirchenaufführung dazu? Davon versteh ich als Atheist halt nichts, Gott sei Dank.

Auf der DVD kann man sich eine reichlich einstündige Dokumentation mit Interviews aus der Entstehungs- und Probezeit angucken, die dann direkt in den Mitschnitt dieser natürlich einmalig bleibenden Aufführung übergeht.

Das Cover ist ein Klappcover mit in der Mitte eingeklebter dritter Tasche, in der ein vollformatiges Heft steckt, das nach einem englischen Vorwort zum Hintergrund des Konzertes die norwegischen Texte der Stücke enthält, aber ebenso den Text, der wesentlicher Ausgangspunkt für das Konzert und die Platte war: Johan Harstads »Manifest for Folk Flest« auf Norwegisch und Englisch. Zwischen den Texten der Stücke – als Beschreibung der Instrumentalpassagen quasi – ist das norwegische Original und danach im ganzen nochmal die englische Übersetzung der »Norske Skuffelser« zu finden: von wem stammt das? Von den Motorpsychonauten selber? Es wird ja im Vorwort noch ein Text von Sven Erik Omdal erwähnt, der isses aber glaub ich nicht. Am Ende noch ein paar Schnappschüsse aus dem Video.

Die Platte ist mir übrigens zweimal zugeschickt worden: beim ersten mal bin ich nicht benachrichtigt worden, so dass sie wieder zurückgeschickt wurde, aber DHL war kulant und hat dem Absender einen Kulanzcode zukommen lassen, so dass niemand doppelt bezahlen musste.