A Woman A Man Walked By

Band
Harvey, PJ & Parish, John
Format
LP
Jahr
2009
Label
Universal Island
Kennung
1797426
Zusatz
Klappcover, Poster, bedruckte Innenhülle, Karte mit Download-Code

Krischan am

Dreizehn Jahre nach der ersten Kooperation kommt nun eine weitere heraus: Polly textet und singt, John komponiert und musiziert.

Sehr viel abwechslungsreicher als der Vorgänger, der mir auf Dauer leider zu langweilig war (Nichts, aber auch gar nichts habe ich gegen die Idee, mit minimalistischem akustischem Instrumentarium ruhige bis elegische Songs aufzunehmen, aber musikalisch war’s mir dafür dann auch nach mehrmaligem Hören doch schlicht zu platt.), ist diese Platte gut als ein Querschnitt durch die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten der schrillen Hippe zu sehen: zwischen kitschig und schrill, schräg und poppig, ruhig und rockig, nett und wild, roh und poliert ist fast alles zu hören.

Der Opener beginnt mit rohem Gitarren-Sound, dem sanfterer Gesang folgt. Im Refrain verbindet sich das mit einer parallel laufenden Melodie-Gitarre zu gesteigerter Intensität: mehr oder weniger unspektakuläre Rock-Musik. Danach wird es besser weil experimenteller: schräger, in der Lautstärke aber etwas angehobener Gesang trifft auf elektronisch anmutende Beats und komisch leierig klingende Gitarre, zwischenzeitlich kommen verdichtende Keyboard-Flächen und Drums dazu, und Polly macht »Ho-Huo-hou«. Dann wird wieder entrüstet gezählt.

»Leaving California« beginnt mit Kopfstimmen-Gepiepse, und filigran bleibt es auch danach: Lofi-Gitarre und hohe, metallisch pfeifende Töne, gegen Ende einige wenige Beats, aber ebenfalls ohne Tiefgang. Danach wird es wirr: der Gesang und die überproduzierte Instrumentierung voller Beats, Bassläufe, Gitarren und Streicher scheinen überhaupt nicht zusammenzupassen, finden aber für ein oder zwei Momente zusammen: sehr interessant.

Minimalistisch geht es beim fragmentarisch anmutenden »April« weiter: ein sparsames, flach klingendes Schlagzeug, ein einfaches, billig tönendes Keyboard und der herumprobierende Tagtraum-Gesang, die sich aber zu einem herzergreifenden Kitsch-Refrain hochschrauben. Im Titelsong danach persifliert Polly mit verstellter Stimme die harten Männer (»I want his fucking Ass!«), und die Musik rumpelt vor sich hin, verliert sich aber bald in chaotischem Saloon-Sound aus Klavier-Geklimper, Percussion-Gerassel und Gitarren-Gegniedel.

Der traurige Soldat klingt nach kratziger Blech-Spieldose: der Gesang ist wieder dünn und hoch, die Instrumentierung von blecherner Gitarre (Banjo?), Klavier und einzelnen Akkordeon-Tönen angeschrägt, filigran und sehr sparsam. Danach natürlich Kontrast-Programm: stöhnend-schräger Gesang schreit auf scheppernde Rock-Versatzstücke, dass es nur so holpert! »I will not!« Polly bellt. Die folgende Stille mit Klavier gehört aber auch noch dazu.

Und es wird wieder elegisch: Hauchen, Flöten, Streicher, weite Melodie-Bögen, Hall; in der Mitte freilich etwas lauter, aber sie beruhigt sich schnell wieder, und aus Verzweiflung wird erneut stille Trauer. Zum Schluss nochmal schüchtern gesprochene, intime Zeilen auf verhallter Vibrato-Gitarre.

Doch! Schön!

Tracks

  1. Black Hearted Love
  2. Sixteen, Fifteen, Fourteen
  3. Leaving California
  4. The Chair
  5. April
  6. A Woman A Man Walked By / The Crow Knows Where All The Little Children Go
  7. The Soldier
  8. Pig Will Not
  9. Passionless, Pointless
  10. Cracks In The Canvas

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