Mike Watt ist ein recht umtriebiger Bassist der nordamerikanischen Alternative-Szene und ein guter Freund von Sonic Youth, der oft zu Wort kommt, wenn über die Band berichtet werden soll, und der auch festes Mitglied beim Projekt »Ciccone Youth« war.
Diese Platte hat er natürlich nicht ganz alleine eingespielt. Mit dabei waren – neben 27 anderen mehr oder weniger bekannten Musikern –:
- Frank Black
- Nels Cline
- Mike D.
- Evan Dando
- Flea
- Dave Grohl
- Petra Haden
- Kathleen Hanna
- Adam Horovitz
- Cris Kirkwood
- Curt Kirkwood
- Mark Lanegan
- J Mascis
- Coco Hayley Gordon Moore
- Thurston Moore
- Krist Novoselić
- Dave Pirner
- Lee Ranaldo
- Henry Rollins
- Steve Shelley
- Pat Smear
- Epic Soundtracks
- Edward Vedder
Musikalisch ist das Ganze eine bunte Mischung, nicht zuletzt weil er wohl den Mitwirkenden recht viel Freiheit gelassen hat, seine Ideen umzusetzen.
Los geht es natürlich mit seinem Bass, dem sich aber schnell Gesang zugesellt, der einen an südlichen Blues-Rock erinnernden, no-wavig oder minimalistisch verschrägten Sound aus der Ecke Nick Cave ergibt, zu dem auch gleich J. Mascis losfiedeln darf. Danach kommt ein Stück Schweine-Rock gegen die Siebziger, an dem die ganzen Grunge-Rocker beteiligt sind. Nach einem Ausfaden wird wieder eingefadet und schließlich abgewürgt. Hm. Gefolgt wird das von einem an Fuck erinnernden Flüster-Folk mit harmonisch warmen Bassläufen und Besen-Drums, nur kurz unterbrochen von lauteren Stellen mit Solo-Gitarre. Und den Schluss der ersten Seite bildet ein etwas fader Pogo-Rocker mit Girl-Band-Background-Chor.
Seite B startet mit Frank Black, der den akustisch gespielten Gitarren-Pop-Song sehr, aber angenehm dominiert. Danach muss man sich durch den ersten komischen Jazz-Rock quälen, der offenbar nur dazu gedacht ist, die handwerklichen Fähigkeiten der Instrumentalisten vorzuführen. Naja, in seinen schrägen und free-jazzigen Momenten und seinen vielen interessanten Brüchen ist er dann doch nicht sooo schlecht. Das Sonic-Youth-Cover, bei dem der Großteil der Band mitspielt, ist eigenartig geraten: der Gesang ist eher klassischer Rock-Gesang, aber die Begleitung sehr chaotisch. Die erste Hälfte trommelt J. Mascis völlig wirres Zeug, die zweite, noisige Hälfte mit Geigen ist dann näher am Original. Henry Rollins brüllt danach ins Mikro, damit jeder weiß, was für ein Kerl er ist, dazu gibt es bluesige Gitarren. Und schließlich folgt Sprech-Gesang auf dünnem und doofem Hintergrund-Crossover-Rock mit Mascis-Gefiedel.
Die erste Aufnahme von Kim Gordons und Thurston Moores Tochter Coco Hayley Gordon Moore ist im ersten Song auf der dritten Seite zu hören, einem komischen Fahrstuhl-Ethno-Jazz-Funk-Teil. In ihrem damaligen Alter konnte es natürlich nix anderes sein als Baby-Gequäke. Dazu gibt es Gesang von Mike D. Danach wieder komischer Rock mit Funk- und Blues-Anleihen, der aber wieder ausreichend vertrackt und gniedelig ist, um ein wenig witzig zu scheinen. Das Ding danach ist aber wirklich nur doofer Funk-Crossover, wiederum gefolgt von einem hier noch deutlicher an The Sorts erinnernden, breakig vertrackten, interessanten Funk-Irgendwas. Und so geht es weiter, wird aber wieder dööfer, mit albernen Bläsern und schlechtem Gesang. Vielleicht hat das in Amiland auch kein solches Geschmäckle? Ich jedenfalls kann alles, was nach Funk riecht, wegen seines billigen Gute-Laune-Touchs nicht ausstehen.
Die vierte Seite versöhnt aber mit schrägem Jazz-Rock-Getue, dessen zweite Song-Hälfte aus einer Anrufbeantworter-Aufnahme besteht, in der die obercoole, ständig »fucking« sagende Kathleen Hanna mitteilt, dass sie zu cool ist, um bei einem solchen Platten-Projekt mitmachen zu können, weil sie nicht zwischen die ganzen männlichen weißen Mittel-Klasse-Indie-Stars passt. Was darauf folgt, ist ein nicht enden wollendes Gegniedel von J. Mascis, das dann schließlich doch sehr lange und sehr langsam ausgefadet wird. Und den Abschluss bildet ein Stück, wie aus dem Instrumental-Album der Beastie Boys, das zweimal kurz von chaotischen, nach rückwärts abgespielt klingenden Krach-Passagen unterbrochen wird.
Dass die Zeichnung vorne auf dem Cover von Raymond Pettibon ist, muss ich ja nicht mehr dazusagen, oder?
Tracks
- Big Train
- Against The 70’s
- Drove Up From Pedro
- Piss-Bottle Man
- Chinese Firedrill
- Intense Song For Madonna To Sing
- Tuff Gnarl
- Sexual Military Dynamics
- Max And Wells
- E-Ticket Ride
- Forever – One Reporter’s Opinion
- Song For Igor
- Tell ’em Boy!
- Sidemouse Advice
- Heartbeat
- Maggot Brain
- Coincidence Is Either Hit Or Miss