Vor anderthalb Jahren angekündigt, den Veröffentlichungstermin dann aber noch mehrmals verschoben, ist sie jetzt endlich da: die neue Platte von Thurston Moore. Die Wochen vorher gabs ja schon zwei Liederchen im Internet zu begucken, von denen eins jetzt gar nicht auf der regulären Platte mit drauf ist. Überhaupt ist ganz schön wenig drauf, dafür dass es zwei Platten sind und man so lange drauf warten musste. Aber dafür sind die Songs ja auch schön lang.
»Exalted« beginnt wie das vertraute langliedrige Material vergangener Jahre, macht dann nach vier Minuten einen Abstecher in die Siebziger mit mäandernder Melodiegitarre vor psychedelischer Kulisse in mittlerem Tempo, um dann schwer doomig und monoton auf der Eins herumzuschrammen. Nach einer ganzen Weile löst sich das wieder auf und fast acht Minuten nach dem Anfang setzt der Gesang ein, der jedoch leider recht einfallslos bleibt. Vielleicht ist das aber mit den Zeilen von Radieux Radio halbwegs stimmig. Bisschen leiser werdendes Geklimper hinterher und Schluss. Schick.
»Cusp« geht mit ziemlich rappeligem Drive los, dazu setzt dann ein sphärisch in den Raum gemischter, melodiöser, aber wiederum auf der immer gleichen Linie bleibender Gesang ein, ansonsten ändert sich eigentlich nichts. Etwas mehr Monotonie und Krachigkeit nach Ende des Gesangs, dann quasi wieder von vorn, Wiederholung braucht die Rockmusik ja schließlich auch. Naja.
»Turn On« ist ein verträumtes Stück mit netten Gitarren und weichem Bass, die sich in lockeren Harmonien sanft umspielen. Später wirds natürlich flotter und hopsiger, der Gesang setzt ein und schraubt sich nach oben. Danach darf die Gitarre nochmal ein bisschen herumgeigeln, die Verzerrer kommen kurz zum Einsatz, die Akkorde und Harmonien werden variiert, dann wieder leiser werden, so muss das sein. Nur die danach einsetzende und entschieden zu weit nach vorne gemischte Sologitarre könnte man meiner Meinung nach komplett weglassen, aber so lange gniedelt die ja nun auch nicht rum. Dann gehts nochmal von leise nach laut und hippelig, wieder ein bisschen Gesang und Ende. Bis hierhin das beste Stück.
»Smoke Of Dreams« kenne ich eigentlich schon aus dem Internet, hab ich mir aber nie so richtig angehört. Klingt erstmal nach schnulzigem Retrosoftpoprock, langweilige Beats, verhallte Melodiegitarre, softer Gesang, nur die Harmonien und Melodien klingen irgendwie nach Thurston Moore. An irgendein konkretes anderes Lied aus seiner Feder erinnert das auch noch, bloß welches? Dann kommt schon wieder diese dämliche Gitarre mit ihren komischen Melodien, die dann aber doch gleich in das weniger solomäßige Geschrummel übergeht, wie das sonst immer üblich war. Die klassische Sologitarre ist im übrigen auch gar nicht die von Thurston, sondern von dem anderen Gitarristen, der darf auch mal dürfen wie er will und kann. Und ich behaupte jetzt mal auch, dass die kürzere Single-Version aus dem Internet weniger soft klang. Nett.
»Aphrodite« sitzt ganz alleine auf der dritten Seite und beginnt mit schiefen Akkorden auf der Eins. Dann das typische Gitarrenspiel in den üblichen Harmonien, mit bisschen Gefiddel, klingt wie viele andere Sachen von Sonic Youth und/oder Thurston Moore auch, sehr vertraut, nichts überraschendes. Das ist aber nicht schlecht, sondern immer wieder dufte. Dann die obligatorische und schön lange Zwischenstelle mit lauter Gitarreneffekten und Feedbacks, und wieder von vorn, aber diesmal ohne Gesang, sondern mit Gitarrengejaule und -geknirsche, dabei scheinbar langsamer werdend und Schluss. Fetzt.
Aber das Vorgänger-Album war doch noch ein bisschen besser, oder? Werd ich in zwei-drei Jahren wahrscheinlich schon wieder ganz anders beurteilen.
Und das Cover! Nur weil er jetzt einen auf Liebe und Frieden und Politik macht, muss er doch seine Platten nicht in so dämliches Hippiegewand kleiden! Ich bitte dich: Farbverläufe! Und Fotos von als er noch ein ganzes Stück jünger war: wie peinlich! Und all die esoterisch-astrologisch-religiösen Symbole: meine Güte! Die Schrift auf Innen- und Rückseite ist viel zu groß, hier wurde wohl mal wieder eine CD gestaltet und hinterher auf die Größe einer LP aufgeblasen.
Aber fettes Vinyl steckt in solidem Karton mit leider ungefütterten Innenhüllen. Das Etching ist nicht gekratzt, sondern irgendwie anders hergestellte Erhebung und Oberflächenveränderung, geht über das Label und zeigt dasselbe fernöstlich anmutende Ornament wie die beiden o.g. digitalen Singles.
The New Album
Includes Download Card With Bonus Track »Cease Fire«
Das o.g. Lied, das gar nicht mit auf der Platte ist, kann mit dem Download-Code heruntergeladen werden. Nur dieses eine Lied, der Rest jedoch nicht. Wie ich das nun finden soll? Ich soll herausfinden, dass das ein Missverständnis ist. Es sind freilich alle Lieder dabei, mit »Cease Fire« als Zusatz-Extra-Bonus-Beigabe. Und zwar alles im Wave-Format, das ich mir selber in lausiges MP3 umwandeln muss.
Tracks
- Exalted
- Cusp
- Turn On
- Smoke Of Dreams
- Aphrodite