CD 192

Band
various artists: Tommy Lee / Robert Plant / Box Car Racer / Alien Ant Farm / Weezer / Sonic Youth / Counting Crows / Eminem / Papa Roach / Elvis Costello / Sum 41
Format
CD
Jahr
2002
Label
Universal
Kennung
CD 192
Zusatz
Pappschuber, Promo

Krischan am

Ein kleines Paket aus Argentinien (das teure Porto hat mich ja lange abgeschreckt, diese ansonsten doch recht billige Compilation anzuklicken), das ich mir natürlich extra von der Post abholen musste, bescherte mir heute diese CD:

Eröffnen darf Tommy Lee – jaja, Mötley Crüe und Busen-Pamela –, der musikalisch und textlich gesehen überhaupt kein wilder Rocker ist, sondern nur ein beleidigter Jammerlappen, der sich hinter Elektrobeats und Akustik-Klampfen-Surrogat versteckt und stammelnd nach Hilfe ruft. Auch mit den lauten Grunge-Gitarren im Refrain ist das narzistische Selbstmitleid eher typischer Bestandteil des kleinkriminellen Machos als eines Rockers. Das ist nun aber wiederum eigentlich überhaupt nicht verwunderlich, dass das Klischee der Regenbogenpresse gar nichts mit künstlerischen Ausdrucksformen zu tun hat. (Wobei: es rockt ja durchaus, wenn auch ein wenig einfältig. Insofern passt es schon zum Klischee. Egal, ich lass es so stehen.)

Lässt sich über den eklig frisierten Robert Plant etwas besseres sagen? Die Musik von Led Zeppelin war ja nicht nur und nicht ganz schlecht. Aber hier ist ja nicht Led Zeppelin drauf, sondern deren altgewordener Sänger, der sich einen alten Folkrock-Klassiker vorknöpft, den ich wiederum vor allem von den Einstürzenden Neubauten kenne. Und obwohl mir E.N.s Version eigentlich auch nicht besonders gut gefällt, könnte der Unterschied kaum größer sein: hier tropfen Schmelz und Schmalz nur so aus dem durch emotional aufgewühlte Wasser eiernden Gesang und den mit etlichen Hallräumen aufgebohrten Effektgeräten, ohne mit all dem Pathos (Streicher dürfen natürlich auch nicht fehlen!) wirklich auf Emotionen treffen zu können. Auf meine jedenfalls nicht.

Box Car Racer, Alien Ant Farm und Weezer sind so hippe Crossover- oder Indie-Rock-Bands, zu denen man irgendwie nichts sagen kann: nicht schlecht, aber zu glatt und daher trotz aller Kunstfertigkeit uninteressant. Bei den einen nervt der tausendfach gehörte 08/15-Surfpunk-Gesang, bei den anderen das unpassende Dauergegniedel im Hintergrund, und Weezer wollen dermaßen gute Laune verbreiten, dass ich das sowieso nicht leiden kann. Die eine oder andere kompositorische Idee hätte schon noch Platz gehabt, Jungs!

Der Opener von Sonic Youths 2002er Album »Murray Street« ist das langweiligste weil poppigste Stück der Platte und also geradezu prädestiniert für den Einsatz auf promotionalen Label-Compilations des multinationalen Unterhaltungs-Konzerns. Schlecht ist es auch nicht, sondern frisch und fluffig und natürlich überhaupt nicht so platt rockend wie der Großteil auf dieser CD, und eine kurze Noise-Passage gibt es auch, nach der es weniger eingängig weitergeht – aber der Rest des Albums ist eben doch mit Abstand besser.

Danach wird immerhin das musikalische Spektrum ein wenig breiter. Dafür nimmt die Hörbarkeit ab: die Counting Crows rühren aus allzu oft bewährten Plattitüden gängiger Stile des Rock und Pop der letzten Jahrzehnte eine farblose Mixtur zusammen, ganz im Gegensatz zu Eminem, der mir als am Rap uninteressierten Hörer wenigstens einen eigenständigen Stil zu haben scheint, der mir zudem besser gefällt als das meiste andere aus der Ecke. Papa Roach sind so Crossover-Macker mit dicken Eiern, deren Musik mir zehn Jahre vor Erscheinen der CD bestimmt auch gefallen hätte, Elvis Costello ist ein alternder Mann mit einem Händchen für langweiligen Was-auch-immer-Rock, und Sum 41 ist noch eine Surfpunk-Band, die genauso klingt wie die zwölftausenddreihundertundfünf anderen.

Fazit? Nö.

Tracks

  1. Hold Me Down [Tommy Lee]
  2. Morning Dew [Robert Plant]
  3. I Feel So (Piano Intro) [Box Car Racer]
  4. Attitude [Alien Ant Farm]
  5. Dope Nose [Weezer]
  6. The Empty Page [Sonic Youth]
  7. American Girls [Counting Crows]
  8. Without Me [Eminem]
  9. She Loves Me Not [Papa Roach]
  10. Tear Off Your Own Head (It’s A Doll Revolution) [Elvis Costello]
  11. In Too Deep [Sum 41]

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