Wired Magazine Presents: Music Futurists
Oha: Futuristen der Musik. Da bin ich ja gespannt, denn präsentiert wird das hier ja von Wired, und das ist nicht das britische Musikmagazin, sondern mit dem D am Ende ein amerikanisches Technikmagazin für Nerds und Freaks und Neoliberale.
Ein cineastisches Genremischmasch zwischen Bar-Jazz, Kaffeehaus-Klassik und Tanzboden-Bigband eröffnet die CD, gefolgt von jazzigerem Saxofongetute auf sturem Achtel-Hi-Hat. Mit Steve Reich und seiner elektronischen Lautmalerei wirds abstrakter, noch ein paar dumpfe Beats drüber, und es wäre astreiner Techno, und die guten alten Can kenn ich ja auch schon ein bisschen mit ihrem merkwürdigen Gestammel zwischen Hippie-Rock und Experimental-Elektro.
Mit Todd Rundgren wird es glamig oder progrockig oder so, gefolgt von träumerischem Vokal-Chor-Gewaber aus dem Synthesizer auf Wolke sieben und wavigem Disco-Rock, während die deutschen Progrocker von Tangerine Dream wieder mehr auf schwelgerisches Pathos mit spacigem Schnulzfaktor setzen, dabei deutlich an Hawkwind gemahnend.
Bei Laurie Anderson scheint die CD zu springen, das soll aber so und bestimmt witzig sein, schließlich wirds hier das erste Mal wirklich futuristisch mit Vocoder und so, wovon Thomas Rauschverminderung und die göttliche Nachspeise nur noch einen poppigen Abklatsch geben.
Das nette Stück von Sonic Youth bleibt für Band-Verhältnisse auch ziemlich poppig, da hätte man ruhig was schrilleres aussuchen können, Material zum Stöbern gabs ja auch 1999 schon mehr als genug, aber allzu sehr wollte man die Leserschaft wohl nicht verschrecken; dann hätten sie aber vielleicht von Beck nicht unbedingt so ein schräges Lofi-Geschrammel genommen? Der Grusel-DJ macht gespenstische Geräusche und der Ben dreht an den Knöppchen, während die Wale singen und die Kosmonauten funken, kann man natürlich auch machen, wenn man das für angebracht hält.
Jetzt ist ja Futurismus nicht dasselbe wir Avantgarde, klingt aber vielleicht voll fresh und weniger verbraucht, oder warum haben sie die CD so benannt? Ob das jetzt wirklich immer die Speerspitzen neuer Genres sind, kann ich als Schmalspurkonsument eigentlich schlecht beurteilen, aber ein paar interessante Sachen sind schon dabei, am Anfang und in der Mitte, das Ende stimmt mich eher kulturpessimistisch, aber eigentlich hat sich das ja in den letzten fünfzehn Jahren ja nicht bewahrheitet. Oder? Was weiß ich schon von der aktuellen Entwicklung der Musik? Ich kaufe ja nur noch so olles Zeug.
Tracks
- Granada
- Plutonian Nights
- Pulse (Excerpt)
- Spoon
- International Feel/Never Never Land
- 2/1
- Beautiful World
- Cloudburst Flight
- O Superman (For Massenet)
- She Blinded Me With Science
- Cry
- Schizophrenia
- Total Soul Future (Eat It)
- Thoughts Like Rain
- After The Gold Rush