Salad Days Vol. 2

Band
Motorpsycho
Format
5 LP
Jahr
2022
Label
Rune Grammofon
Kennung
RALP 325
Zusatz
Nr. 0660/2000, 4 Platten (Demon Box, Mountain, Another Ugly EP, Live At Blitz ’93) in Klappcovern (Demon Box) bzw. Cover mit Mittelloch (Live At Blitz ’93) im Pappschuber, bedruckte Innenhüllen (Mountain, Another Ugly EP)

Krischan am

Schau, was mir der Weihnachtsmann mitgebracht hat! Und ich musste fast nichts dazubezahlen. Also nur den größten Teil. Aber nicht alles.

Eine von zwei zufällig kurz vor der Weihnachtszeit herausgekommenen niegelnagelneuen Boxen für Sammler ist das – davon gibts ja bei Motorpsycho-Fans auch nicht wenige. Schick aufgemachter silbrig bedruckter Pappschuber mit lasziver Grafik (Russ Meyer lässt aber eigentlich nicht grüßen) und dezenter Schrift und auf dem Rücken einem etwas zu großen und also um die Kante schwappenden Band-Logo-Schriftzug, musikalisch aber in Wirklichkeit in den ganz alten Schmuddelkisten wühlend:

– das dritte Album namens »Demon Box«, das ich genau so mit Klappcover und dem komischen Familienfoto auf der Vorderseite und der merkwürdig deplatziert wirkenden Kinder-Gekrakel-Grafik von Kim Hiorthøy auf der Rückseite, aber mit weißen statt schwarzen Innenhüllen schon ewig und weit mehr als zwanzig Jahre auf Doppelvinyl im Regal stehen und oft auf dem Plattenteller liegen (beziehungsweise lange Zeit als plattenschonende Überspielung auf Kassette im Deck stecken) habe;

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

– die zwei Singles EPs »Mountain« und »Another Ugly EP«, die nach diesem Album kamen, und die es bislang nur auf CD gab, von denen ich freilich auch beide schon urst lange rumstehen habe, aber eben: nur auf CD, und nicht auf schöner großer Schallplatte mit viel Platz für das auf einmal ins Bräunliche der Album-Vorderseite abgedriftete, Walt-Disney-Motive mit nackten Hintern und dicken Knarren kombinierende Artwork, der bandnamenstiftende Russ Meyer lässt jetzt also doch schön grüßen;

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

– eine schmucklose Platte in nacktem weißem Cover mit Mittelloch und gefütterten weißen Innenhüllen mit einer Live-Aufnahme von einem Konzert im Osloer linksalternativen Kulturzentrum »Blitz« aus dem Jahr 1993, die es auch schon mal auf die Deluxe-Ausgabe der »Demon Box« geschafft hat, also bislang auch nur als Teil einer CD-Veröffentlichung zu haben war, und nicht als zwölfzölliges Vinyl.

Immer noch staubiger alter Schweine-Rock für langhaarige Jeans-Westen-Träger einerseits, aber inzwischen doch deutlich angereichert mit allerhand Einflüssen aus anderen Rock-Richtungen, mit langatmig psychedelischen, spacigen, quasi Hawkwind-mäßigen Zwischenstücken zum Beispiel, aber auch mit mättligen, noisigen oder hardcorigen Klängen. Akustik-klampfiges Folkzeugs andererseits. Und komisches B-Seiten-Zeugs auf den Singles EPs, synthesizerlastiger Lofi-Kram zum Beispiel oder Kiss- und Jefferson-Airplane-Cover-Songs etwa oder ein schwer nach Motörhead klingendes, auf Cover und Label nicht erwähntes Pseudo-Live-Stück für Lemmys Mama oder ein angeblich aus der Feder des walisischen Großonkels des Schlagzeugers stammender Song aus den Siebzigern, der dann ganz bestimmt auch von genau jenem gesungen wird, und nicht von einem nachträglich runtergepitchten Typen aus dem Band-Umfeld, wie ich bislang immer wegen des ulkigen Klangs dachte. Insgesamt also schon deutlich abwechslungsreicher geworden und auf dem direkten Weg in die noch viel besser werdende Zukunft.

Alles jedenfalls in vollem Umfang und in originalem Artwork – sofern Originale existieren. Was man bei den Singles so nicht sagen kann; trotz des größeren Platzangebots fehlen merkwürdigerweise ein paar der Band- und Familien-Fotos aus den CD-Booklets.

Die Katalognummer der »Demon Box« passt nicht ins Schema, die wurde vor ein paar Jahren gerade sowieso nochmal von Rune Arkiv wiederveröffentlicht und einfach hier mit eingetütet. Aber außer der Kiste drumrum nichts zusätzliches drin: keine Heftchen mit Fotos zum Angucken, keine langen Essays und Erinnerungsschreiben zum Schwelgen, keine Poster zum An-die-Wand-hängen, keine Gimmicks zum Rumzeigen. Keine Downloads. Naja. Sollen wir mal froh sein, dass wir die alten Scheiben überhaupt nochmal in nicht nur originaler, sondern sogar überarbeiteter, also verbesserter Qualität in die Finger kriegen.

Tracks

  1. Waiting For The One
  2. Nothing To Say
  3. Feedtime
  4. Gutwrench
  5. Sunchild
  6. Mountain
  7. Tuesday Morning
  8. All Is Loneliness
  9. Come On In
  10. Step Inside Again
  11. Demon Box
  12. Babylon & Mr Who
  13. Junior
  14. Plan #1
  15. Sheer Profoundity
  16. The One Who Went Away
  17. Mountain
  18. Fleshharrower
  19. The House At Pooneil Corners
  20. Viscount GriSnah
  21. Sister Confusion (Confused Version)
  22. Another Ugly Tune
  23. Watching You
  24. She Used To Be A Twin
  25. Blueberry Daydream (Daydream Version)
  26. Summertime Is Here
  27. Sound Scale
  28. Motorhead Mama
  29. Sheer Profoundity
  30. Loaded
  31. Nothing To Say
  32. Demon Box

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