Dodo wie der Vogel, Voodoo wie der Zauber. Nehm ich mal an. Vielleicht heißt das auch auf Norwegisch irgendwas ganz anderes. Wenn man es anders schreibt und/oder anders ausspricht. Oder es ist eben einfach ein lustiges Wortspiel, das auch geschrieben lustig aussieht. Wer findet das Wort mit den meisten Os. Mit der höchsten O-Dichte. Dro Chonoson vollocht.
Es sind aber drei Norweger, die sich hier zusammengefunden haben. Den einen kennen wir schon: Ståle Storløkken, der auf zwei Motorpsycho-Platten namentlich auftaucht, weil er deren Musik mit seinem Orgel-Gegniedel angereichert hat. Die anderen zwei kennen wir nicht, man kann ja nicht jeden kennen, auch wenn Norwegen im Allgemeinen und die Trondheimer Musikszene im Besonderen ziemlich dünn besiedelt sind. Obwohl, zumindest der Drummer scheint ja ein bunter Hund und Hans Dampf in allen Bands zu sein, wenn man den Internetquellen glauben darf.
Und was die drei da zusammen machen, klingt tatsächlich ziemlich schick. Saucool. Total verrückt. (Lieb gemeint.) Irgendwas zwischen Jazz-Rock, Prog-Rock, Math-Rock und handgemachter Disko. Aber gar nicht so verstaubt, wie man da denken möchte. Das rappelt und zappelt wie verrückt, es bratzelt und quietscht und jault, hoch und runter, kreuz und quer, im Kreis hüpfend und stur geradeaus galoppierend, sich in Seitengängen verfransend und doch immer wieder in der Lobby zusammenfindend. Und zwischendurch auch mal ruhiger mit dem Hintern wackelnd in der Ecke stehend und vor sich hinsummend, das aber eigentlich nur als Vorbereitung auf den nächsten Ansturm von Ekstase und Gehopse. Jawollo.
Und immer wieder die ausufernden Gniedelpassagen, die hier aber durch die manisch vor sich hinrasende Rhythmus-Fraktion ganz anders aufgefangen und einsortiert werden als bei Motorpsycho. Und durch akkurat dazwischengeschossene Breaks wirklich prima zerhackt werden. Oh Mann. Man weiß gar nicht so richtig, ob das viele, mit unterschiedlichen Sounds spielende Keyboard- und Orgel-Massaker für das Drums-und-Bass-Duo letztlich doch nur eine alibimäßige Anlassfolie ist, um sich mal so richtig auszutoben. Ich glaub wirklich, das gefällt mir.
Das längste letzte Stück beginnt als elegische Filmabspannmusik, deren Keyboard-Linien fast unbemerkt immer wirrer werden, bis die Musiker nach reichlich sechs Minuten merken, dass sie in der zweiten Hälfte doch lieber ohne die Fesseln dieser gleichmäßigen Grundlage ein bisschen ausprobieren möchten, was man noch so alles mit dem gerade verfügbaren Instrumentarium anstellen kann.
Auf die Band gestoßen bin ich natürlich über die Beschäftigung mit Motorpsycho, konkret durch die Lektüre der Motorpsycho-Bücher, die ich mal von meiner Holden geschenkt bekommen habe. Wie lange ist das schon wieder her? Eins hab ich aber inzwischen ausgelesen. Das andere harrt noch meiner. Da wurde jedenfalls nicht nur Møster erwähnt, sondern auch immer wieder Elephant9. Und auf der Website des norwegischen Hauslabels Rune Grammofon findet man sie ja auch. Und auf bandcamp kann man reinhören. Und begeistert sein. Und alles runterladen. Und dann mal was bestellen.
Das hier ist das Debut von vor sechzehn Jahren. (Vermutlich eine Neuauflage von 2016; die Erstauflage gabs nur in weiß.) Da steppt der Bär noch am gewaltigsten. Später leg ich mir bestimmt noch ein-zwei andere Platten von denen zu. Da wirds zwar pö-a-pö ruhiger und gesitteter, aber das ist ja manchmal auch okay. Ich werde ja auch ruhiger und gesitteter. Irgendwann. Ganz bestümmt.
Und wie bei fast allen Platten auf Rune Grammofon ist auch hier das Cover von Kim Hiorthøy gestaltet worden. Lustige bunte Dreiecks-Landschaft, deren rechtwinklige Regelmäßigkeit und einheitliche Farbgebung dynamisch verändert und gestört wurde. Die anderen Platten spielen auf ähnliche Weise mit geometrischen Formen und bunten Farben, mal mit kreisrunden Punkten, mal mit parallelen Linienbündeln, mal mit Formen, die an dreidimensionale Darstellungen von geometrischen Körpern erinnern. Also nicht ganz so abwechslungsreich wie bei Motorpsycho, wo man ja nicht glauben möchte, dass die Plattencover der ersten Jahrzehnte alle aus derselben Hand stammen.
Kein Download-Code. Die guten alten Zeiten sind endgültig vorbei.
Tracks
- Dodovoodoo
- Directions
- I Cover The Mountain Top
- Hymne
- Skink
- Doctor Honoris Causa