Free Chelsea Manning!
Eine neue Thurston-Moore-Kassette! Wieder was halbwegs politisches und wieder mal recht schick auf Kassette.
Das erste und titelgebende Stück fängt erstmal mit einem monotonen Einzelton an, der stetig wiederholt wird und sich pö-a-pö mit dissonanten Tönen mischt. Klingt dann ziemlich bald stark nach den schiefen Akkorden aus den ganz frühen Jahren der Band, nur ein bisschen anders gespielt oder aufgenommen, also cleaner und ordentlicher und weniger aggressiv. Nach zwei Minuten geht es kurz in rockiges Geriffe mit mascischem Solo-Gegniedel über, bevor es schließlich nach typischem Thurston Moore klingt: wackliges, leicht affektiertes, halb gesprochenes Gesinge mit leicht erhobener Stimme über waberndem Gitarrengedröhne. Dann wieder zurück auf Anfang und alles nochmal von vorne, so zieht sich das über fast acht Minuten, wobei es am Ende nochmal zwei Minuten etwas harmonischer und ruhiger wird. Bis auf den etwas zu laut abgemischten beziehungsweise etwas zu leise intonierten Gesang also alles ziemlich dufte. Aber wie war das jetzt eigentlich mit dem Text? Ach, der ist auch gar nicht von TM.
Das andere Stück startet mit einem kurzen Quietschen, bevor das Geschrammel in typischer Thurston-Moore-Manier erklingt, das es genauso auf der letzten Platte gibt. Die eine Stelle könnte aber auch ein Zitat aus dem einen Sonic-Youth-Song der Nuller Jahre sein, oder meine ich da doch einen von der letzten Thurston-Platte? Nach dem, was als Strophe durchgehen könnte – der Gesang ist diesmal genau so, wie er sein soll –, kommt ja dann auch der typische Aufbau aus sich steigernden Melodiebögen mit harmonischen Riffverschiebungen und Gniedel-Soli und Break und zurück bzw. immer weiter vorwärts. Und die Besetzung ist ja auch dieselbe wie auf der letzten Platte, oder? Nee, Steve Shelley trommelt diesmal gar nicht mit. Gefällt mir aber trotzdem beinahe noch besser als der Titelsong. Bis auf das alberne Ende, wo alles immer langsamer wird, so als hätte jemand den Stecker aus dem Bandgerät gezogen. Obwohl, dafür ist die Geschwindigkeits- und Tonhöhenänderung zu langsam.
Auf beiden Seiten sind beide Stücke drauf. Deswegen heißen sie auch weder A oder B noch 1 oder 2, sondern nur Free Chelsea Manning! Wogegen ja nichts zu sagen ist.
Tracks
- Chelsea’s Kiss
- Sad Saturday