Nachdem Kassetten-Imitate ja in jüngster Zeit vor allem als Smartphone-Hülle für Hipster in Mode gekommen sind, erleben sie gerade in echt ein neues Revival als Tonträger für Demos und kleine Auflagen: praktisch zu handhaben, robust und preiswert, einfach zu Hause herzustellen. Thurston Moore hat schon länger ein Faible dafür, ein Buch zum Thema Mixtape hat er auch schon vor Jahren auf den Markt geschmissen, und hier kommt nun sein eigener kleiner Renaissance-Beitrag bei dem Label, das ja die Kassette auch schon im Logo trägt:
Zuerst quietscht es so komisch – das soll bestimmt ein intergalaktischer Funkspruch sein –, dass man denkt, herrje, schon wieder so eine artsy-fartsy Quark-Veröffentlichung, doch dann schraddelt eine typische Thurston-Moore-Gitarre los und Mister Sonic-Youth singt im Hintergrund, und alles ist schick: nicht so richtig rockig, aber auch nicht so stille folkig, nicht zu poppig melodiös, aber auch nicht gar zu schräg (das ist ja auch immer seine Ex), ausgewogene Dosen merkwürdiger Dissonanzen und holperigen Geschrammels, der Gesang ohne das nervige Junggebliebene der letzten Veröffentlichungen, und das ganze in seiner dezenten Monotonie aufs angenehmste an frühe Hits seines Solo-Schaffens erinnernd, nur stiller, ja doch, es wird dann schon still, und irgendwas gestrichenes geigt da im Hintergrund auch wieder rum, die Geigerin lässt er nicht los, aber mit dem schnulzigen Zeug von vor drei Jahren hat das trotz der ähnlichen oder sogar gleichen Besetzung weniger zu tun, mit dem anderen Kram von neulich aber auch nicht, sondern mit schöner Musik zum siebenminütigen Zuhören.
Das zweite Stück fängt auch erstmal recht verhalten an, bratzelt dann aber auf einmal mit übersteuerten Dinosaurier-Gitarren im Hinter- bis Mittelgrund herum, begleitet von einer rumpelnden Schießbude im verschleppten Marschgestampfe, die dann aber alle flugs wieder verschwinden, um wieder dem verträumten Postrock-Sound des Anfangs zu weichen, halbakustischen Einzeltönen und Halleffekten, wie man sie auch von Sonic Youth um die Jahrtausendwende kennt, und so wechselt sich das noch ein paar Mal ab, Sologegniedel à la J inklusive, und mit einem gehörigen Feedback-Gequietsche ist nach vier Minuten schon wieder Schluss. Schade.
Aber in wenigen Wochen kommt ja die neue Langspielplatte raus: wenn die in eine ähnliche Richtung geht, wird sie diesmal richtig gut.
Auf der anderen Seite ist dann übrigens gleich nochmal dasselbe drauf.
Die hab ich auch vorbestellt. Anfang August war das erst. Und in der Zwischenzeit schon fast wieder vergessen. Überraschung sozusagen heute, ein paar Tage vor meinem …zigsten Geburtstag. Supi.
Auf 700 Stück limitiert. So sehr wenig ist das aber eigentlich nicht.
Tracks
- Rosetta / 67P Churyumov-Gerasimenko
- Rebellion Of Joy