In/Out/In

Band
Sonic Youth
Format
LP
Jahr
2022
Label
Three Lobed
Kennung
TLR 134
Zusatz
Obi, Textblatt, Download-Code

Krischan am

Eine neue Platte von Sonic Youth?! Sachen gibt’s.

Aber selbstverfreilich ist das keine neue Musik, sondern nur lauter Proberaum-Gejamme aus den letzten zehn Jahren des Band-Bestehens. Zwei Stück davon kennen wir auch schon.

Hier könnte eigentlich ein Bandcamp-Player hin.

Das erste ist ein knapp zehn Minuten währendes Stück aus der Entstehungszeit von »The Eternal«, das recht nett anfängt mit sommerlich dezenten Melodien und entspannt zurückhaltendem Schlagzeug, sich dann aber immer weiter im Unklaren verliert, ohne dabei aber allzu noisig oder gar interessant zu werden. Genaugenommen gab es das wohl in zwei Teile geteilt auch schonmal digital in dem auf der Website verfügbaren »Mixtape #7«, später dann auch bei bandcamp im Sammelalbum »Rarities 3«, das aber – vermutlich im Zuge dieser Veröffentlichung – wieder vom Netz genommen wurde.

Das zweite ist erst neulich auf der Three-Lobed-Compilation rausgekommen und stammt im wesentlichen von einem Soundcheck aus dem Jahre 2010. Siebeneinhalb Minuten schwirrende Akkorde und widerhallendes Flageolett-Gezupfe und monotones Snare-Rand-Geklapper, dazu das bekannte schiefe Gesummse von Kim Gordon, aber behutsam tastend gehaucht, nicht verstörend stöhnend. Das gab’s nämlich alles auch vor Body/Head schon, nur noch nicht so stringent.

Das dritte gab es auch schonmal, und zwar als Buy-early-get-now-Bonus zu »The Eternal« und dann ebenfalls auf »Rarities 3«. Hier geht es auf dreieinhalb Minuten sehr viel rockiger zu, fast wie bei einem richtigen Song, die Riffs kennt man auch vom Album, nur die Lead-Melodie der einen Gitarre hat sich dann nicht durchgesetzt. Gesungen wird nicht.

Das erste auf der B-Seite lässt sich mit knapp zwölf Minuten deutlich mehr Zeit und war auch schon auf »Rarities 3« im Netz zu haben; offenbar kenne ich also doch alle fünf Stücke schon. Ohne es zu wissen. Übermäßig prägnant sind sie aber auch nicht. Auf sonicyouth.com war das jedenfalls irgendwann auch schon mal zu finden, als Klangspur zu einem Video-Download, wenn ich das richtig verstehe. Und zu hören gibt es zusammengeschnittenes Geräuschemachen aus unterschiedlichen Quellen um die Jahrhundertwende herum, das hat mit Musik nichts zu tun, sondern rauscht und fiepst und knarrt und zischt und – tja, wie nennt man dieses atonale und rhythmusfreie Zeugs? Noise!

Zum Schluss noch so ein langes Ding, das vom Titel her die Umkehrung des zweiten ist und mit diesem gemeinsam auf der o.g. Compilation erschienen ist. Halbwegs eingängig beginnend und sehr nach »Murray Street« oder »A Thousand Leaves« klingend, steigert es sich nach klassischer Sonic-Youth-Manier beizeiten in allerlei Gekrache und Genoise hinein. Das war wohl Teil des Things-Behind-The-Sun-Soundtracks, von dem ein anderer Teil auf »Kali Yug Express« zu hören ist.

Im Grunde also ein Querschnitt der durchaus verschiedenen Noise-Passagen, wie sie üblicherweise in die Songs eingebettet waren. Nur hier mal ohne die Songs drumrum. Wie bei den SYR-Platten. Oder eben eine (sehr kleine) Sammlung unfertiger Song-Ideen aus dem Proberaum, eine Präsentation des Schaffensprozesses, ein Einblick in die Entwicklung der Songs. Wobei, das nun wieder nicht, weil man ja keine konkreten Verbindungen zu den fertigen Endprodukten herstellen kann und also keine Vergleichsmöglichkeiten hat.

Und obwohl ich die Platte schon beizeiten direkt im Band-Shop vorbestellt und bezahlt habe, ist das Ding erst eine knappe Woche nach dem offiziellen Veröffentlichungstermin bei mir eingetrudelt, und nicht einen Tag vorher. Musste die erst aus Amerika nach Berlin verschifft werden, bevor sie in Europa verteilt werden konnte? Sieht so aus. Three Lobed ist ja nur ein relativ kleines (und eher spezielles) Label, die werden keine separate europäische Pressung in Auftrag gegeben haben.

Davon gabs auch noch eine farbige Variante für die Indie-Läden, aber die Farbe ist dann so komisches Rotbraun, das auch die Farbe auf dem Cover ersetzt, und da gefiel mir das Grün viel besser.

Tracks

  1. Basement Contender
  2. In & Out
  3. Machine
  4. Social Static
  5. Out & In

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