90 Day Men spent a decade boldly in conflict with the world, catering to no one and careening toward its own abyss. Forged by Midwestern teens amid a late-90s spike in angular indie rock, the band wrote itself into the lexicon of Chicago music history. Eschewing trend and time, 90 Day Men was an ornate as it was alienating, transcending genre and embracing the strange.
Hab mich beschwatzen lassen. Hab mir gut zureden lassen. Schicke Box, dachte ich ja selbst, aber teuer! Und eigentlich hab ich doch von denen sogut wie alles schon. Die eine Split-Single (zu der wir aber witzigerweise das Plakat im Wohnzimmer hängen haben) fehlt mir, aber sonst steht alles schon da. Ach nee, da sind eben doch noch unveröffentlichte Outtakes und Peel-Sessions mit drauf. Und guck mal, bei der einen Version gibt’s sogar noch eine zusätzliche Bonus-Kassette mit noch mehr unveröffentlichtem Zeugs obendrauf noch mit dazu, ich muss verrückt sein. Na dann. Kauf ich das Haus. Taschengeld für einen kompletten Monat weg, aber der nächste Monat kommt ja bestümmt.
This 5LP set, remastered by Heba Kadry, collects the band’s three studio albums and a previously unreleased 2001 Peel Session, plus EPs, singles, and outtakes, all detailed within a 68-page oral history curated by Joan of Arc’s Tim Kinsella.
Und damit bietet diese Box tatsächlich einen herrlichen Rundumblick auf nahezu das gesamte Werk der Band. Die ganz frühen Aufnahmen auf der Kassette mit noch recht unspezifischem Holterdipolter, in das sich aber schon schräge Töne und rhythmische Eigenwilligkeiten mischen, etwas später die frühen Singles, auf denen sie dann schon deutlicher nach Slint und June Of 44 und anderen Bands der mittleren Neunziger klingen, rhythmischer und krasser und akzentuierter. Mit der ersten Platte dann die noch deutlicher werdenden Einflüsse aus Math- und Post- und Noise-Rock, die von der Band in einer ganz eigenen Mischung zu ihrem Klang vermischt werden: monotone Passagen, schräge Dissonanzen, ungerade Rhythmen, verkopfte Strukturen, dabei aber mit einem mitreißendem Flow, dem ich mich nur schwer verschließen kann.
Auf der zweiten Platte wird auf einmal das Keyboard wichtiger, das bislang nur im Hintergrund wie eine zweite Gitarre herumgeklimpert hatte, und verschiebt mit dem melodiöser gewordenen Gesang, den sich die Bandmitglieder jetzt vermehrt untereinander teilen, die Musik in eine nun wirklich ganz eigene Richtung zwischen souligem Retro-Pop und mathigem Post-Rock. Auf dem letzten Album treten die Tasten schließlich als Klavier noch deutlicher in den Vordergrund und mäandern mit jaulenden Gesangspassagen und bluesigen Basslinien und fragmentarischen Versatzstücken aus klassischen Rocksongs in einer verschroben gewordenen Mischung aus fast schon hippieskem Prog-Rock und verkopftem Math-Indie durch die länger gewordenen Stücke. Oder wie immer man diese Schubladen jetzt sinnigerweise beschriften soll. Die Outtakes und die Peel-Session aus der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Album ergänzen weitere Puzzleteile und Mosaiksteine.
Schick. Wie eigentlich immer, wenn Numero Group eine solche teure Wiederveröffentlichung macht. Fetter Pappschuber mit retromoderner Sixties-Typografie in der albernen Farbkombi Neonrosa-Silbergrau, die sich mit meinem alten Scanner nur miserabel einscannen lässt. Die Cover der Platten schön an das Box-Layout angepasst, die originalen Cover-Layouts auf den Innenhüllen, ergänzt um eine neue, angestrengt typografische Gestaltung zu den bislang unveröffentlichten Peel-Sessions. Im dicken vollformatigen Heft lauter Interview-Aussagen von Bandmitgliedern und Zeitgenossen und ein paar putzige Fotos.
Freut mich ja, dass die Band jetzt offenbar doch relevant genug ist, um solch eine Veröffentlichung als lohnend erscheinen zu lassen. Ausverkauft ist sie aber noch nicht, auch diese Special Edition hier nicht.
Silver and snow vinyl
Die Kiste ist übrigens in atemberaubendem Tempo zu mir geeilt: gestern früh erst kam die Mail, dass das Paket losgeschickt wurde, aber bis nachmittags sagte die Sendungsverfolgung von FedEx nur was von einer digital angekündigter Sendung. Und doch hat der Paketbote schon heute vormittag halb elf bei uns geklingelt und das Paket überreicht: es wurde am frühen gestrigen Abend beim Absender im englischen Milton Keynes abgeholt, gegen Mitternacht ist es dann auf dem französischen Festland eingetroffen, am frühen Morgen in Berlin gelandet, vom Zoll abgefertigt und gegen neune ins Lieferfahrzeug gelegt worden, das dann anderthalb Stunden später schon bei uns war. Manchmal hat’s halt auch Vorteile, in der Hauptstadt zu wohnen.
Jetzt hab ich gleich mal bei discogs.com nachrecherchiert, was die Leute aus der Band vorher und hinterher noch so fabriziert haben, außer Disappears ist da nämlich noch viel mehr, und hab mich dann durch die verfügbaren Sachen auf bandcamp.com geklickt. Mal sehen, ob davon noch was physisches in mein Regal wandern wird, digital hab ich mir jedenfalls schomma das eine oder andere »gesichert«.
Tracks
- Dialed In
- Missouri Kids Cuss
- From One Primadonna To Another
- Super Illuminary
- Hans Lucas
- Exploration Vs. Solution, Baby
- Sort Of Is A Country In Love
- Jupiter And Io
- I’ve Got Designs On You
- Last Night, A DJ Saved My Life
- Saint Theresa In Ecstasy
- We Blame Chicago
- Alligator
- A National Car Crash
- Even Time Ghost Can’t Stop Wagner
- When Your Luck Runs Out
- Chronological Disorder
- Sequel
- Too Late Or Too Dead
- Silver And Snow
- Night Birds
- My Trip To Venus
- Sink Potemken
- Streamlines And Breadwinners
- Sweater Queen
- Hey, Citronella!
- From One Prima Donna To Another
- Studio Track Four
- Methodist
- To Everybody: Outtake #1
- To Everybody: Outtake #2
- Harlequin’s Chassis
- Eyes On The Road
- Sort Of Is A Country In Love
- Methodist
- Hans Lucas
- A National Car Crash
- 17,000 Kilojoules Of Light
- Rex Roth
- Orbit To Orbit
- Untitled 01
- Kid Kool Aid
- Untitled 02
- Untitled 03
- Two Word Title
- Pull Up The Brass
- Kid Kool Aid 97
- What’s Next, Explorers?
Krischan am 16. Februar 2024
Soll ich euch mal was sagen? Drei Wochen später kam Post von FedEx. »Sie haben möglicherweise nicht damit gerechnet, eine Rechnung über Zölle und Steuern zu erhalten« usw. Weil die Deppen bei Numero natürlich auch nirgends eine IOSS aufs Paket geschrieben haben. Und nun soll ich mal wieder die Einfuhrsteuer doppelt bezahlen. Aber wenigstens ist FedEx ein bisschen billiger, was die Zusatzgebühr namens Aufwendungspauschale bzw. Vorlageprovision angeht: nur fünf Euro statt der sechs bei DHL.
Krischan am 27. Februar 2024
Inzwischen hab ich bezahlt, auch wenn gar keine Frist auf der Rechnung draufstand. Und hab die Tüpis von Numero angemailt, sie sollen mir gefälligst die doppelte Steuer erstatten, das ist nämlich laut Auskunft vom Zoll die einzige Möglichkeit, mir mein Geld wieder zurückzuholen, weil die doppelte Zahlung schließlich eimannfrei darauf zurückzuführen sei, dass die digitale Übermittlung der Daten vonseiten des Verkäufers nicht erfolgt sei oder nicht vollständig war. Nummer außen aufs Paket schreiben hilft nämlich null.
Aber heute kam nochmal Post von FedEx. »Wir bedauern, dass nach unseren Unterlagen der oben genannte überfällige Betrag noch nicht beglichen wurde. Sollten die ausstehenden Rechnungsbeträge nicht innerhalb von 7 Kalendertagen bei uns eingehen, können wir ohne weitere Ankündigung rechtliche Schritte einleiten.« Das ist lustig, weil der Brief angeblich vom 19.02. stammt und damit vor meiner Zahlung erstellt wurde und die sieben Tage inzwischen auch schon rum sind, er aber erst heute bei mir eintraf. Doch das Formular auf fedex.com sieht so einen Fall schon vor, und ich habe ihnen darüber mitgeteilt, dass ich schon längst bezahlt habe. Das in der Rechnung beworbene Feedback-Formular hingegen hat sich in meinem Browser nicht öffnen lassen, ein Schelm, wer sich da was denkt.
Krischan am 29. Februar 2024
Die Leute von Numero haben sich inzwischen zurückgemeldet und Nachweise gefordert, also hab ich ihnen alle fünf Seiten der FedEx-Rechnung geschickt. Nachdem ich ihnen erst aus Versehen die falsche, die UPS-Rechnung zur Sonic-Youth-Platte geschickt hatte. Daraufhin haben sie jetzt auch die zuviel gezahlte Steuer zurückgepaypalt. Siehste.
Mal sehen, ob FedEx dann auch zufrieden ist, oder ob die in zwei Wochen nochmal rumnerven.