Celebrating The Eggman

Band
various artists: Tausend Tonnen Obst / Die Vision / Herbst In Peking / Ichfunktion / Der Expander Des Fortschritts / Dekadance / Die Art / Big Savod & The Deep Manko / Feeling B / Kashmir / The Fate / AG Geige / Kampanella Is Dead & Svea
Format
LP
Jahr
1990
Label
Zong
Kennung
2770 015
Zusatz
bedruckte Innenhülle

Krischan am

A Tribute To John Lennon

Jawollja, ein schöner alter Stiefel aus der Wendezeit, da hatte ich lange Zeit ein paar der Lieder auf Kassette, weil Lutze Schramm die Platte mal im Parocktikum vorgestellt hatte, und die Sachen von Herbst in Peking und vor allem von Ichfunktion haben mir total gut gefallen. Und was ist noch so drauf?

Na, Sachen von den Beatles und John Lennon, gecovert von 13 ostdeutschen Bands, auf Platte gepresst vom Amiga-Nachfolger Zong. Eine Compilation mithin.

Tausend Tonnen Obst rocken mit mehrstimmigen Fistelchören, Comic-Stimme und Gitarrensolo prima einen weg, da kann das öde Original nicht annähernd gegen anstinken. Auf ihrer eigenen Amiga-Platte war das Lied ja auch; vorher oder nachher? Die Vision schmalzt mit Akustikgitarren und sensiblem Gesang vergeblich dagegen an.

Herbst in Peking setzt seinen breitwandigen und hippiesk monotonen Stadionrock mit quietschenden Feedbacks und hallenden Schlagzeug-Beats in Szene. Der Gesang kommt mir merkwürdig zurückhaltend vor, müsste da nicht mehr kommen als beim stillen Original? Und müsste das nicht einen Tick langsamer?

Ichfunktion macht einen auf den Blueser, oder ist das auch nur Hippie-Rock, das monotone Gitarrengeknarze mit der kehligen Stimme und die ewigen Solostellen? Und der komische Schlagzeug-Sound? Und die herrliche Steigerung am Ende mit dem Gestöhne im Hintergrund und dem albernen Bassgezappel? Fetzt. Nehmt euch mal daran ein Beispiel, HIPer.

Der Expander des Fortschritts macht sich aber mit schiefen und verbogenen Tasten über diese Rocker und ihre altmodische Musikauffassung lustig. Soll er. Dekadance kaspert sich durch mit clownesken Fragmenten angereicherten Glam- oder Jazzrock oder so, der mir partout nicht gefallen will. Klamauk lustig oder nicht, das ist einfach nicht meine Musik. Die Art aber, die mochte ich immer mit ihrem düsteren New-Wave-Indie, der hier stimmungsmäßig nicht viel gemein hat mit dem geradezu fröhlichen John-Lennon-Original.

Big Savod hab ich eigentlich immer nur vom Namen her gekannt, und siehe da, sie machen aus dem Song auch nicht viel, klingt eigentlich genauso wie das Original. Feeling B dagegen war immer eine meiner Lieblingsbands, und das stellen sie hier mit einem ordentlich runtergerockten Punkstiefel voller Samples und Dudelsäcke und anderer Ideen eindrucksvoll unter Beweis. Wieviele Beatles-Lieder haben sie da jetzt verwurstet?

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Und wer ist Kashmir? Klingt schick, so mit den stillen Liedermacher-Strophen und den rockigeren Refrains, natürlich vor allem wegen der Stimme in den Strophen. Der Rest ist dann letztlich zu lang.

The Fate spielen eine leicht angepunkte, aber trotzwohl recht brave Version des Beatles-Klassikers. AG Geige hingegen macht wie zu erwarten was ganz eigenes, unruhige Beats und Soundgeknörmel, das im Grunde außer dem Text keine Parallelen mit dem Original aufweist. So solls sein. Und Kampanella is dead und die seit einiger Zeit in Berlin weilende Svea aus den USA sind dann zum Schluss wieder näher dran am Ursprung, deutlich rockiger natürlich, so als ganze Band, aber trotz des gemischten Duett-Gesangs eigentlich ganz schön mit den Wechseln zwischen laut und leise. Aber vielleicht ist das trotzdem der einzige Song, der hier im Vergleich zum Original verliert.

Schön auch die von den Amiga-Platten übernommene Idee, der Platte noch etwas Lesestoff mitzugeben: auf der Innenhülle sind nicht nur pedantisch alle Mitwirkenden der jeweiligen Bands aufgeführt, es darf auch von jeder Band einer von seinem ganz persönlichen Beatles-Erweckungserlebnis erzählen. Keine Ahnung, wie wahr das alles ist, für meine nur wenige Jahre jüngere Generation hätte das nicht mehr funktioniert, da hat die Band keine Rolle mehr gespielt. Das ist die Musik unserer Eltern.

Geschickt gekriegt hab ich das gute Stück übrigens aus Leipzig.

Tracks

  1. Drive My Car [Tausend Tonnen Obst]
  2. Julia [Die Vision]
  3. Working Class Hero [Herbst In Peking]
  4. Cold Turkey [Ichfunktion]
  5. Lucy In The Sky With Diamonds [Der Expander Des Fortschritts]
  6. Whatever Gets You Through The Night [Dekadance]
  7. I’m Losing You [Die Art]
  8. Nowhere Man [Big Savod & The Deep Manko]
  9. Revolution No. 89 [Feeling B]
  10. I’m So Tired [Kashmir]
  11. Help [The Fate]
  12. Come Together [AG Geige]
  13. Isolation [Kampanella Is Dead & Svea]

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