Vor fünfzehn Jahren haben Sonic Youth bei einer Tribute- und Cover-Compilation für die Carpenters mitgemacht. Bekannter geworden ist der Schnulz-Song erst letztes Jahr durch den Soundtrack für den Film »Juno«.
Die Bands haben wahrscheinlich aus ganz unterschiedlichen Gründen mitgemacht. Aber die Ergebnisse sind gar nicht so breit gefächert, da hatten die Kompilatoren wohl ein Auge drauf.
American Music Club hauchen weichen, wenn nicht weichgespülten, zuckersüßen, warmen Schmuse-Pop: kitschig hoch fünf, aber nett, weil irgendwie überzeugend. Shonen Knife dagegen schmettern fröhlichen Power-Pop, der zwar flott und mit dem japanischen Akzent auch witzig ist, aber ein wenig kühl wirkt.
Thurston Moore von Sonic Youth haucht mystisch in das goldene Mikrofon, während sich Radio-, Stör- und Kratzgeräusche hinter die dezenten Gitarren schieben. Die Cranberries singen mit der bekannten Elfenstimme, die ich lange nicht gehört habe, aber leider deutlich zu schnell, nervös und zu dick aufgetragen, um wirklich gut zu sein. Gesang und Gitarre alleine, ohne die vielen Noten in Bass und Drums, hätten vielleicht mehr innere Ruhe gehabt.
Bettie Serveert langweilen nach einem klassischen Stadion-Rock-Intro durch typischen Kuschel-Rock amerikanischer Prägung mit eingekniffenem Gesang, Solo-Gitarre und Schweineorgel. Dishwalla nerven mit archetypischem Neunziger-Jahre-Crossover aus Elektro-Beats, Funk-Bass, Effekte-Gitarre und Knödel-Gesang: irgendwas zwischen Blues-Rock mit Ethno-Touch und Grunge-Pop.
Sheryl Crow ist eine rockige Liedermacherin, perfekt für das Auto-Radio: flach und pathetisch wie das amerikanische Hinterland. Frau Napolitano und Herr Moreland dagegen machen – der »Bandname« lässt es nicht vermuten – dark-wavigen Gitarren-Pop mit Schellenring und Gitarrenwand, der mich ein wenig an die Siouxsie erinnert.
Redd Kross liefern den perfekten Gute-Laune-, Mitgröl-, Party- und Oldie-Ohrwurm für Herz und Tanzbein ab. Die Babes In Toyland dagegen spielen völlig ohne Eier.
Cracker klimpert einen schwer nach Fuck klingenden, minimalistisch instrumentierten Lofi-Folk mit Besen-Drums, schrägem, stillem Gesang und wenig Gitarre. Matthew Sweet holt dafür alles wieder rein mit überproduziertem Soft-Glam-Rock-Schnulz voller Geigen und Kopfstimmen; an wen erinnert mich das nur?
Das Feedback-Intro der 4 Non Blondes erinnert mich zunächst an die Breeders, doch schnell driften sie ab in uninteressanten Festival-Rock-Scheiße mit emotionalem Jodel-Gesang. Grant Lee Buffalo macht dann aber wieder ehrlichen Kitsch, der zwar alle Register zieht, aber dabei nicht laut oder affektiert wird, sondern sich sanft und intensiv und schunkelig verdichtet, auf dass man mit in Falten gezogener Stirn mitsinge.
Ein Hauch von Ironie ist bei einigen der Interpreten nicht zu leugnen, wenn sie sich der alten Kitsch-Kamellen annehmen. Und auch die furchterregende Grinse-Galerie auf den Innenhüllen scheint mir bewusst in Szene gesetzt zu sein.
Tracks
- Goodbye To Love
- Top Of The World
- Superstar
- (They Long To Be) Close To You
- For All We Know
- It’s Going To Take Some Time
- Solitaire
- Hurting Each Other
- Yesterday Once More
- Calling Occupants Of Interplanetary Craft
- Rainy Days And Mondays
- Let Me Be The One
- Bless The beasts And Children
- We’ve Only Just Begun