Eigentlich wollte ich ja keinen Nick-Cave-Kram mehr kaufen. Hab ja schon so viel, und das neue Zeug wars ja in den letzten Jahren auch nicht mehr. Aber dann hab ich neulich was von dem neuen Album gehört, das mich schlicht begeistert hat. Also rin in die Einkaufstüte, die virtuelle.
Denn dieses Album ist so ganz anders ist als seine Vorgänger. Kein Altherren-Bluesrock im Songschema mehr, sondern dunkle düstere stille Fragmente mit einem unglaublichen Sog. Grollende, wie gestrichener Bass klingende Synthesizer, so gut wie keine Drums, hallende atmosphärische Räume, spacige und traumartige Klänge, aber doch intim bleibend, an- und abschwellende Streicher, Nicks Stimme immer wieder in tieferen Lagen, zitternd, aber doch beständig sich aufrecht haltend, das alles in fließenden, suchenden Bewegungen, die mich eine um die andere umspülen und immer tiefer hinabziehen. Das ist eine der traurigsten Platten, die ich (je gehört) habe. Ich bin sprachlos und beeindruckt.
Und auch das Cover ist geradezu diametral untypisch. Keine jazzigen Fotos mit komischer Typografie, sondern blanke, sich einer Gestaltung verweigernde Schrift in giftigem Grün, pixelig und mit verwaschenen Konturen, wie auf einem in die Jahre gekommenen monochromen Bildschirm eines emotionslosen technischen Gerätes. Sonst nix. Nur kalte glänzende Schwärze.
Die Innenhülle zeigt dann aber doch ein sehr schönes Foto von der Aufnahme-Session im Studio, die von einem Filmteam begleitet wurde. Dabei sind nicht nur die Videos zu einigen der Songs entstanden, sondern vor allem ein Film über Nick Cave und das Album. Den ich leider nicht gesehen habe, als er letztes Jahr im Kino war. Aber den gibts ja auf DVD.
Das Vinyl klingt leider an einigen Stellen ziemlich übersteuert in den Mitten, beim Gesang fällt das vor allem auf. Bei den digitalen Dateien ist das nicht so. Dabei ist das doch schönes dickes Polyvinylchlorid in blankem Schwarz. Was war da los im Presswerk? Oder beim Mastering?
Zum Geburtstag habe ich ja auch das Buch von Reinhard Kleist bekommen, die Graphic Novel über die Lebens- und Musikergeschichte, interessant erzählt und schick gezeichnet. Neben vielen echten und gut wiedererkennbaren Personen tauchen auch die Figuren aus seinen morbiden Texten auf und stellen ihren Schöpfer zur Rede.
Ich höre soeben, dass das direkte Vorgänger-Album »Push The Sky Away« an vielen Stellen schon ganz ähnlich klingt. Muss ich mir das wohl auch mal noch besorgen, so richtig physisch auf Polyvinylchlorid zum ins Regal stellen.
Ganz großes Kino jedenfalls. Unbedingt kaufen. Aber habt ihr ja schon vor einem Jahr, nehme ich an.
Tracks
- Jesus Alone
- Rings Of Saturn
- Girl In Amber
- Magneto
- Anthrocene
- I Need You
- Distant Sky
- Skeleton Tree