Honor Found In Decay

Band
Neurosis
Format
2 LP
Jahr
2013
Label
Relapse
Kennung
RR 7163
Zusatz
Klappcover, 16-seitiges Booklet

Krischan am

Böh! Säh! Muh! Siiiiieg!

Wobei, böse im eigentlichen Wortsinn eigentlich nicht. Finster, schwer, düster, schleppend, brachial, vielleicht auch brutal, fies, hinterlistig und quälend, aber nicht wirklich gemein oder böswillig.

Und ist das nicht die Band, wo Katharina die Platte schon eher hatte als wie ich? »Through Silver In Blood« von 1996? Da kannten wir uns doch aber schon?

Die wollte ich ja eigentlich auch schon ewig mal live sehen. Hab ich seinerzeit Mitte/Ende der Neunziger schonmal im Dresdner Starclub verpasst, weil wir einen eigenen Auftritt hatten an dem Tag, oder war ich im Urlaub? Jedenfalls konnte ich tatsächlich nicht, und Jörg hat mir dann hinterher sonstwas vorgeschwärmt, er hätte Mühe gehabt, auf dem Nachhauseweg niemanden zu meucheln. Und vor nicht allzu langer Zeit habe ich dann auch erst hinterher erfahren, dass sie im Astra gespielt haben, verdammter Mist. Na wird schon nochmal, einfach die Augen offen halten.

Jedenfalls, von Neurosis wollte ich länger schon mal wieder eine neue Platte haben, aber die sind ja immer so teuer! Bei Green Hell gabs das letzte Album aber auf einmal etwas verbilligt (30 statt 40 Euro), weil ein paar der Cover an einer Ecke leicht angeditscht sind. Und was soll ich sagen: mehr als das übliche Maß an Eckenstauchung kann ich hier gar nicht finden. Bei Flight 13, wo ich sonst meist bestelle, ist das quasi Standard so.

Man könnte auch sagen, ich hab schon genug von denen: die frühen Sachen, wo sie noch als Hardcore-Band durch die Gegend geholzt sind, und die ersten beiden Alben im späteren Stil mit dieser langsamen metalartigen Musik, die sie ja mehr oder weniger erfunden haben, Post-Metal nennt sich das wohl heutzutage. Und eine neuere hab ich ja noch irgendwo als MP3 rumliegen. Aber irgendwie will ich das Zeug nun doch noch ein bisschen ausführlicher haben, damit ich nicht immer dasselbe hören muss, wenn mir mal nach so einem Zeug zumute ist.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Die Band ist ja auch immer ein gutes Beispiel für Synthesizer in der Rockmusik, weil sie die Dinger hier nicht zum Voll- und Dicht- und Zumachen des Sounds mit irgendwelchen wabernden Keyboard-Flächen benutzen – das können verzerrte Gitarren ja letztlich auch viel besser –, sondern für eine echte Sound-Erweiterung und Stimmungsvertiefung mit Gruselfilm-Sounds und fiesen Obertönen und verschiedensten Samples. Ab und zu auch folkige Noten mit der Imitation echter Instrumente.

Ganz so laut wie vor zwanzig Jahren sind sie hier nicht mehr, und irgendwie lassen sie sich für alles einiges an Zeit. Wobei, das war ja schon immer so. Aber ein bisschen reifer geworden klingt das hier schon, nicht mehr ganz so trostlos und hasserfüllt. Der typische Sound ist aber noch da, die Wechsel der dröhnenden Dis- und Harmonien, die lang ausklingenden Akkorde, die heiser herausgewürgten Zeilen, die langen Spannungsbögen mit monotonen Wiederholungen und erlösenden Breaks. Und bei Steve Albini sind sie inzwischen auch hängen geblieben, der hat die letzten fünf Alben alle aufgenommen. Nicht schlecht, aber nach dem dritten Mal hören auch noch nicht so richtig dufte. Aber das hat ja auch noch Zeit.

Die zwei fetten Platten stecken in einem fetten Cover, das allerorten als »Stoughton Tip-On« beworben wird, der Witz ist dabei wohl die fehlende Klebekante auf der Innenseite, wo die Platten reinkommen, was das Rausholen beziehungsweise vor allem das Reinstecken der Platten natürlich wirklich etwas vereinfacht. Ein fettes 16-seitiges Heft in voller Größe steckt auch noch mit drin. Und die Innenhüllen sind natürlich schwarz. Solide verarbeitet also, daher auch der Preis.

Tracks

  1. We All Rage In Gold
  2. At The Well
  3. My Heart For Deliverance
  4. Bleeding The Pigs
  5. Casting Of The Ages
  6. All Is Found … In Time
  7. Raise The Dawn

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