Anschlag

Band
Sandow
Format
CD
Jahr
1994
Label
Fluxus
Kennung
FL 0008-2
Zusatz
DigiPak, achtseitiges Booklet

Krischan am

Die neuen Sachen sind zwar nicht mehr so gut, aber ich wollte dann trotzdem mal die Lücken zwischen meinen Sandow-Tonträgern schließen. Was mit diesem Album gar nicht so einfach ist, weil es das zum einen gar nicht auf Platte und auch auf CD nur sehr selten gibt. Aber nach einigen Monaten hab ich jetzt doch mal ein halbwegs bezahlbares Exemplar ergattern können.

Hatte ich vor langer Zeit schonmal als gebrannte Raubkopie, aber damit hatte es dieselbe Bewandtnis wie mit einigen anderen gebrannten CD-Rs aus dieser Zeit: komische Nebengeräusche haben das Hören nahezu unmöglich gemacht. Was bei der experimentellen Musik schwierig war: zu entscheiden, ob das so soll oder ob das dann doch ungewollte Störgeräusche sind. So oder so, sie ist dann beizeiten in den Müll gewandert weil kein Hörgenuss.

Dabei ist das der Nachfolger zur sehr guten Fatalia, aber damit eben leider nicht annähernd vergleichbar. Überall von allem viel zu viel, ein einziges unausgewogenes Gewusel an Stimmen, Instrumenten, Spuren und Effekten, was dann freilich einen undifferenzierten Klangbrei ergibt, der es Prägnanz mangeln lässt. (Mein Test zeigt allerdings gerade, dass es mit Kopfhörern deutlich besser anzuhören ist. Sollte man vielleicht draufschreiben, dass der Techniker vom Mix und/oder Mastering keine Ahnung hat und Kopfhörer vorschreibt.) Aber das ist ja nicht nur ein technisches Problem, sondern auch ein kompositorisches und arrangementiges. Den meisten Stücken fehlt es an Raum und Struktur, es ist alles viel zu dicht. Und das ist offenbar so gewollt.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Trotzdem sind durchaus Ideen zu erkennen: orchestrales mit Streichern und Bläsern, theatralisches mit deklamierendem Flüstern, Pfeifen, schicke Klangeffekte, komische Elektro-Beats – lauter gute und sinnvolle Schritte weg vom Indie-Rock; aber dann ermüdet es eben doch mit gleichförmigem Geratter, das Zeile um Zeile unverändert eintönig skandierend in immer der gleichen Geschwindigkeit und leicht neben dem Rhythmus mit schwer verständlichen Texten in gleichbleibend sparsamer Tonfolge herumreitet. Bisschen Eingängigkeit wäre da schon ganz gut. Melodie vielleicht? Oder stattdessen etwas unerwartetes? Dynamik? Ja gut, die gibt es. Die Unterschiede zwischen den leisen und den lauten Stellen sind sogar außerordentlich.

Und nicht zuletzt ist Herr Kohlschmidt offensichtlich ein eitler Schwätzer. Die Texte sind jedenfalls meinem Eindruck nach nicht mehr auf verzweifelter Suche, sondern verkünden satte Wahrheit. Wenn immer jedes Wort und jede Zeile wichtig ist, ist alles unwichtig.

Schade.

Tracks

  1. Nac
  2. Anschlag
  3. Wohnen In Ruinen
  4. Corrida – Schiff Der Narren
  5. Gesichte Der Wiedergeburt
  6. Creatio
  7. Interniertes Denken
  8. Offensives Denken
  9. Paranoides Denken

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