This 180 gram Touch and Go Records album
TG444LP is made with 100% Recyclable
Material which is PVC & Phthalates
Free and uses 79% less CO₂ to produce.
Endlich mal wieder eine Shellac-Platte! Ist ja schon ein paar Jährchen her, dass wir mit sowas beglückt wurden: zehn Jahre, wenn man die zwischenzeitlich veröffentlichten alten Peel-Sessions nicht mitzählt.
Hat sich nicht viel geändert. Die wesentliche Eigenschaft der Musik von Shellac scheint mir im Weglassen allen Schnickschnacks zu liegen und in der Konzentration auf wenige wesentliche Aspekte, die dann in ihrer Schlichtheit für sich stehen müssen und in Ruhe von allen Seiten behorcht werden können. Und erst, wenn das alles geklärt ist, werden weitere Elemente hinzugefügt und ausprobiert, an welcher Stelle und in welcher Position zum Rest diese dann passen oder eben nicht.
Das funktioniert natürlich als Trio am besten. Eine schnarrende Gitarrenlinie, ein knackiger Beat, eine Basslinie, die eine Verbindung herstellt oder als dritter Angelpunkt auftritt. Bisschen Gesang dazu, meist mehr gesprochen als gesungen freilich, zwischendurch in Lärm und Geschrei ausbrechen, dann wieder Stille. Weil weglassen. Rhythmische Spielereien von allen dreien, Wechsel von geraden und ungeraden Rhythmen wie gehabt. Melodien sind ohnehin nicht so wichtig. Ganz schön verkopft das alles. Und trotzdem voller Emotionen. Wut ist ja auch eine Emotion schließlich.
Der typische Sound der Band ist wesentlich von den Aluminiumhälsen der Gitarren bestimmt, die einen höhenlastigen, klaren und metallischen Klang erzeugen. Und vermutlich auch von der Marotte des Schlagzeugers, die Sticks am dünnen Ende anzufassen und mit dem dicken Ende auf die Trommeln und Becken zu dreschen. Und freilich von der unglaublichen Akkuratesse, mit der die drei da agieren: da klappert nix, da sitzt der Beat bei allen gleich, keiner läuft vorneweg oder trödelt hinterher oder eiert herum, es ist immer wieder beeindruckend und ja auch live zu überprüfen, dass das keine Studiotricks sind, schon gar nicht bei einer Band, die sich nur analog aufnimmt.
Aber kurz ist die Platte wieder. Weil weglassen? Wie beim Konzert neulich. Beziehungsweise noch schlimmer. Issja nichma ’ne halbe Stunde. Sonst war’s wenigstens knapp drüber. Nuja.
Die Platte selbst ist also nicht aus PVC, aber aus welchem Material nun, darüber wird sich ausgeschwiegen. Scheint ein bisschen leichter zu sein. Und weniger flexibel? Ist aber auch dick. Ein extra aufzuklebendes Label pappt nicht drauf, die knappen Infos sind stattdessen direkt auf den Kunststoff gedruckt. Keine zusätzliche CD, ein Download-Code natürlich auch nicht.
Die traurige Nachricht ganz zum Schluss: Das ist leider die allerletzte Platte der Band. Denn eines hat sich unwiederbringlich geändert: Steve Albini ist kurz vor Erscheinen der Platte an einem Herzinfarkt gestorben. Mit 61. Hat mich ganz schön schockiert. All die vielen Platten, die er aufgenommen hat. Die soliden ethischen Grundsätze, mit denen er das offenbar durchgezogen hat. All die schlauen Sachen, die er zum Musik-Business gesagt hat. Die lustigen und/oder pointierten Tweets in den sozialen Medien. All die merkwürdigen Bands, in denen er selbst gespielt hat. Da ist ein wichtiger Eckpfeiler des Indie verloren gegangen. Schade. Bin immer noch echt traurig.
Tracks
- WSOD
- Girl From Outside
- Chick New Wave
- Tattoos
- Wednesday
- Scrappers
- Days Are Dogs
- How I Wrote How I Wrote Elastic Man (Cock & Bull)
- Scrabby The Rat
- I Don’t Fear Hell