Names Of North End Women

Band
Ranaldo, Lee & Refree, Raül
Format
LP
Jahr
2020
Label
Mute
Kennung
STUMM 445
Zusatz
weißes Vinyl, Faltblatt, Download-Code

Krischan am

Limited Edition White Vinyl
Includes Poster
With Lyrics
Plus Digital Copy

Ganz was anderes. Also weder Altherren-Rock noch Noise-Generve. Sondern mehr so das, was die anderen jetzt neuerdings auch machen: zumindest für mein Gefühl schlingert das hier irgendwo zwischen den letzten Nick-Cave-Sachen und der neuen Kim-Gordon-Platte. Und ein gerüttelt Maß der feuilletonpoppigen Neubauten kann ich auch heraus- oder hineinhören. Ist ja auch alles dieselbe Generation, sind sich alle schon über den Weg gelaufen und mögen sich beziehungsweise die Musik der anderen.

Und all diese Gitarren-Helden der Achtziger und Neunziger machen jetzt sanfte Elektronik-Musik, und inzwischen tun sie das ja auch auf eine Weise, mit der ich mich anfreunden kann. Kaum Beats, analoge Sounds, postrockige Strukturen, atmosphärische Field-Recordings und dezente Samples, leicht unrunde Rhythmen, dabei meist viel Raum lassend für den Gesang, hie und da auch mal lauter und noisiger werdend, sonst durchaus melodiös, aber nicht allzu gefällig. Hier dominiert das über weite Strecken natürlich das gesprochene Wort, das kennen wir ja schon von seinen Beat-Literatur-Spirenzchen auch im Sonic-Youth-Zusammenhang. Die Texte sind aber, wenn ich das richtig gelesen habe, nicht von ihm selber.

Lee Ranaldo vertut sich zwar zwischendurch etwas, wenn es zu sehr in die hippieske gutmenschelnde Ethno-Ecke rutscht, aber diesen Hau hat er ja seit seiner ersten Marokko-Reise in den Achtzigern immer wieder. Wenns ihm da so gefallen hat, wieso nicht. Also bimmelt und klingelt und schellt und klopft es ab und zu ein bisschen, wird inbrünstig immer wieder dieselbe Zeile im Chor gesungen, in die Hände geklatscht … aber das verzeihen wir dem Wuschelkopf doch. Vielleicht sogar den Auto-Tune im vorletzten Stück.

Hier könnte eigentlich ein Video hin.

Wobei er das ja hier nicht alleine verzapft hat, sondern zusammen mit einem Spanier, der schon an der letzten Platte maßgeblich beteiligt war und sich seine Brötchen sonst mit der Produktion von elektronischer Musik verdient. Nee, eigentlich ist der auch Gitarrist oder hat jedenfalls so angefangen. Wie groß da der jeweilige Anteil ist, würde mich schon interessieren, oder besser gesagt, was herausgekommen wäre, wenn Lee Ranaldo das alleine oder mit jemand anderem versucht hätte. Aber solche Fragen sind ja eh arschlos, es wäre halt was anderes herausgekommen, ist ja klar, oder genaugenommen gar nicht erst entstanden, denn als Zusammenarbeit war es ja genau so geplant, und ob es andernfalls besser oder schlechter geworden wäre, bleibt ja letztlich doch eine Geschmacksfrage. Und egal ist es sowieso. Worauf wollte ich hinaus?

Doch, gefällt mir zu überwiegendem Teil sehr gut.

Die großformatigen Fotos von Jessi Reaves’ und Bradley Kronzs Installationen (kein On-The-Road-Sujet!) sind mit Hochglanzfolie gedingst, der naturidentische Rand aber nicht. Das Poster zeigt eine andere Ansicht der Tür mit Vorhang, daneben ein verbastelter Stuhl. Auf der Rückseite stehen die Songtexte und die ganzen Credits in weiß auf grauem Hintergrund, in dem die Gesichter der beiden Gitarreros zu sehen sind. Das Vinyl ist nicht knallweiß, sondern mehr so knochen- oder eierschalenfarben, aber das ist ja eigentlich immer so. Der Download-Code klebt mal wieder auf der Innenhülle.

Tracks

  1. Alice, Etc.
  2. Words Out Of The Haze
  3. New Brain Trajectory
  4. Humps
  5. Names Of North End Women
  6. Light Years Out
  7. The Art Of Losing
  8. At The Forks (Edit)

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