Songs by Frank Ocean, Nick Cave, Iggy Pop, The Pogues, Billie Holiday and many more
Die letzten Sachen waren ja nix mehr, beziehungsweise im Gegenteil richtig was gefällig poppiges, also nur für mich nix mehr. Aber so ein bisschen bin ich ja doch immer noch verliebt in die alte bzw. junge Cat Power. Also versuch ich’s nochmal.
Und Covers-Platten gab’s ja früher schon ab und zu mal, die waren zum Teil super, zum Teil eher durchwachsen. Ein paar schicke Sachen waren da immer dabei, denen das Abspecken der Originale auf das rohe Grundgerüst den Songs gut gestanden hat. Aber außerdem auch komisches Zeug, das für mein Gefühl so gar nicht passen will, aber für Chan Marshall vielleicht als Einfluss wichtig war.
Und die daraus resultierende Erwartung hat sich ziemlich genau so bestätigt wie gedacht: nette Popmusik mit dezenten Beats und viel Harmonie und lauter dazuproduzierten Spuren. Ursprünglich ja durchaus minimalistisch angelegt, was Instrumentarium und Rhythmus und so angeht, aber dann eben doch wieder fleißig Echo und Background-Gesang und Effekte drangebacken. So als würde es davon besser.
Das war jedenfalls der erste Eindruck beim ersten Hören der ersten Stücke. (Und im Radio war ja auch schon ab und zu was zu hören.) Dann wirds aber wie gehabt durchaus unterschiedlich. Also nochmal ganz in Ruhe:
Frank Ocean kenn ich überhaupt nicht. Das Lied auch nicht. Moderne Popmusik aus Nordamerika. Bisschen gitarrenlastiger umgesetzt, aber eben immer noch diese rumeiernde Melodieführung des R&B im Gesang, mit der ich nichts anfangen kann und die durch das eintönige Bett aus Drums und Klavier auch nicht an Form gewinnt. Wenn schon keine Song-Struktur, dann doch wenigstens was interessantes bitte. Oder andersrum: wenn schon monotone Wiederholung weniger Gitarrentöne, dann doch bitte in irgendwelche Spannungsbögen eingebettet.
Das zweite ist dann gleich ein eigenes Stück, das aber keine Neuinterpretation einer alten Version ist, sondern ein neues. Popmusik. Und halbwegs im Songschema. Aber leider trotzdem uninteressant.
Das dritte Stück ist von einer Band namens Dead Man’s Bones, was ein Projekt von Schauspieler Ryan Gosling zu sein scheint, der mit einem Kumpel zusammen altmodische Musik bzw. Musik zu alten Filmen machen wollte. Infantiler Indie-Pop im Original, bei Cat Power aber ohne den Kinderchor, dafür mit mehr dunklem Pathos. Und zuviel Schlagzeug.
Dann die inzwischen vermutlich unvermeidbare Lana Del Rey. Deren Musik scheint ja das Vorbild zu sein für den (wenigstens düsteren) Pop, den Cat Power neuerdings fabriziert. Unauffälliges Stück mit etwas aufgeregtem Gesang und westernhaften Gitarren-Slidern.
Die Pogues fand ich doch auch mal schick. Quetsche und Flöte und besoffener Gesang – auf diese Zutaten verzichtet Cat Power natürlich, stattdessen gibt es zum brüchigen Gesang eine zweite Stimme und eine vibratierende Orgel. Kann man machen. Kurz vor Ende noch ein bisschen Schellenring und sogar ein paar Bassdrum-Schläge. Hätte man auch weglassen können.
Die A-Seite endet schließlich mit einer ollen Kamelle von Bob Seger, mit dem ich mich – glaub ich – auch noch nie befasst habe. Aus dem langweiligen Classic-Rock mit Klavier und Orgel und Pathos macht Cat Power etwas intimeres, das dann aber auch nur so vor sich hinplätschert.
Iggy Pop ist mir als Schauspieler in den Jim-Jarmusch-Filmen viel präsenter denn als Musiker. Ach, und als Song-Lieferant für Sonic Youth kenne ich ihn auch, die er dann live auch schon mal bei seinem »I Wanna Be Yr Dog« begleitet. Der hier ist eigentlich ein minimalistischer Song mit Drums und Bass und Space-Orgel und wird bei Cat Power etwas grooviger und basslastiger und bleibt ohne Orgel. Fehlt da nicht vielleicht doch was?
Von einem Jackson Browne habe ich noch nie gehört, was vielleicht kein Wunder ist in meinem Alter. In den Siebzigern war der wohl ein Großer in der amerikanischen Musik. Und so hört sich der Country-Schnulz im Original auch an. Das kann bei Cat Power nur besser werden, denn all den Schmalz lässt sie wie erwartet einfach weg, und übrig bleibt ein schöner kleiner amerikanischer Folksong über gescheiterte Beziehungen. Geht doch.
Eine Kitty Wells kenn ich natürlich auch nicht, die war ja noch viel eher: das gemächliche Lied mit dem archetypischen Geigensolo stammt aus den Fünfzigern. Bei Cat Power fehlen die Geigen, dafür wimmern die Slide-Gitarren fast von vorn bis hinten durch, und der Bass wird mit dem Rhythmus ziemlich allein gelassen.
Den Song von Nick Cave kenne ich freilich und mag ich auch sehr, und wie schon an anderen Stellen findet Cat Power hier mal wieder einen gelungenen Weg, das Lied nicht einfach nachzuspielen oder gar nachzuahmen, sondern durch Verschiebung des Fokus und Umstrukturierung oder sogar Weglassen der Bestandteile in eine ganz eigene Version zu transformieren, die mit dem Original gar nicht viel zu tun haben muss und genau deswegen fetzt. Beziehungsweise trotzdem. Zudem ist das Stück hier viel schwerer, langsamer, düsterer, monotoner als das wild holpernde Original.
Von den Replacements kenne ich eigentlich nur den Namen. Sonst wohl eher eine Rockband, ist das Stück hier aber eine melancholische Lagerfeuerklampfenschnulze. Cat Power setzt sich dafür fast zwangsläufig ans Klavier und klingt damit und auch sonst viel besser als die Lümmels aus Minnesota.
Zum Schluss traut sie sich noch an Billie Holiday heran. Beziehungsweise an einen Song, den unter vielen anderen auch Billie Holiday schonmal gesungen hat. Und verhebt sich dabei nicht, weil sie das Lied eben auf ihre eigene Art singt. Mit bisschen Gitarre und bisschen Klavier. Leise und traurig singend. Und sonst nix. Schöne Schnulze. So muss das.
Das als golden beworbene Vinyl ist in Wirklichkeit nur so hellbraun – ein Farbton, der zwar recht gut in die richtige Richtung geht, aber ohne den metallischen Glanz halt nicht gülden ist. Was selbstverständlich völlig wurscht ist.
Indie exclusive 180g gold vinyl
Includes mp3 download
Tracks
- Bad Religion
- Unhate
- Pa Pa Power
- White Mustang
- A Pair Of Brown Eyes
- Against The Wind
- Endless Sea
- These Days
- It Wasn’t God Who Made Honky Tonk Angels
- I Had A Dream Joe
- Here Comes A Regular
- I’ll Be Seeing You