Silver Haze

Band
Sqürl
Format
LP
Jahr
2023
Label
Sacred Bones
Kennung
SBR 316
Zusatz
silbergraues Vinyl, Download-Code

Krischan am

Weil ich ja neulich nicht ins Konzert gekommen bin, krieg ich jetzt wenigstens die neue Platte. Weil ich von denen sowieso noch mehr haben wollte, aber die alten Platten immerzu nicht lieferbar sind.

Jetzt also eine silbern heißende in silberfarbenem Cover mit silbernen Labels auf mehr oder weniger silbernem Vinyl. Mannohmann, da hats aber jemand nötig.

Hier könnte eigentlich ein Bandcamp-Player hin.

Das erste Stück klingt noch so wie man’s gewöhnt ist und wie ich es mag und gefälligst auch erwarte: schleppende Drums hinter angezerrtem Feedback- und Akkord-Dröhnen und weich blubberndem Bass. Dazu ein verhalltes Quietschen aus einem Cello. Viel Raum, viel Zeit. Kein vordergründiges Herumgetue mit Melodien oder so. Was war 1987 in Berlin? War Jim Jarmusch da länger hier?

Aber beim zweiten Stück haut dann auf einmal eine düstere, sehr nach vorn gemischte, sonore Stimme mit apokalyptischen Erzählungen über das Ende der Welt oder was dazwischen. Das ist Jim Jarmusch selber, der offenbar sowas wie einen Drehbuch-Entwurf vorliest. Die Musik rutscht dadurch ein bisschen zu sehr in den Hintergrund, aber die dystopische Story, die er da erzählt, ist wohl wichtiger, werd ich mal hinhören …

Bongo-Percussion und glockenhelle Töne auf einmal im dritten Stück, nichts dröhnt und nichts knarzt, aber kontemplativ bleibt es trotzdem, stimmungsvolle Untermalung von auszudenkenden Filmbildern quasi, diese Assoziation hab ich bei Postrock immer und bei der Band eines Regisseurs sowieso. In der zweiten Hälfte klanglich durch die Flageolett-Töne und die dann doch noch auftauchenden Feedbacks gar nicht so weit weg von den Made-In-USA-Sachen von Sonic Youth, nicht wahr nicht?

Das letzte auf der A-Seite fällt dann noch weiter aus dem Rahmen: Jim Jarmusch singt im Duett mit einer An(n)ika. Ich weiß nicht, ob ich das schon wieder ertragen will, dass eine Instrumental-Band unbedingt mit Gesang ankommen muss. Das ist nicht »mal was anderes«, sondern der Verlust von »mal was anderes«. Auch wenn es mich hier in der Art und Weise und im hallig-räumlichen Sound der Stimmen sehr an diverse Sachen von Die Haut erinnert, die gern ein paar Duetts zusammengestellt haben: Blixa Bargeld & Anita Lane, Kid Congo Powers & Lydia Lunch.

Seite B startet aber wieder mit dem Stamm-Sound der Band: sehr langsam gespielte Rockmusik mit sparsamen Akkordwechseln und fast ohne Melodie, dafür viel Hall und Ausklingen-lassen. Statt eines zusätzlichen Cellos darf im Hintergrund ab und zu Marc Ribots Sologitarre herumjaulen. Wer ist das?

Dann ist Charlotte Gainsbourg zu hören. Wieder wird etwas erzählt. Ist das eine extra für das Album aufgenommene Sache oder ein geklauter Mitschnitt von woanders? Die Stimme ist wie bei ihr üblich leise und halb gehaucht, dabei trotzdem recht weit nach vorn gemischt, das passt aber gut in den tief in den Raum hineinreichenden Sound der Band. John Ashbery war übrigens ein Dichter. Kennt man den hierzulande? Das Ende wird recht abrupt ausgeblendet.

Dann schon wieder Gesang. Zwar extrem verhallt und weit nach hinten in den Raum gestellt, aber trotzdem: warum muss er denn jetzt schon wieder singen? Weil es um Königin Elisabeth geht? Na gut, da sei ihm verziehen. Klingt ja wieder ein bisschen nach Die Haut.

Das Titelstück kommt dann wieder instrumental über die Runden. Obwohl es das längste ist. Und das flotteste. Das ist ja fast schon langsame Rockmusik. Dafür darf ein Moog mitspielen, der die noisigen Steigerungen der durcheinanderwabernden Gitarrenspuren mit spacigen Klängen unterstützt. Wenn nach vier Minuten das auf Dauer doch etwas einfallslos vor sich hin rockende Schlagzeug aussetzt, wird es interessanter, aber der eigentlich erwartete Neueinstieg kommt dann nicht mehr. Ist ja schließlich kein Progrock, sondern Postrock.

Jim Jarmusch and Carter Logan’s anticipated full length is a dazzling poetic journey of spoken words, dnyamic instrumentals, drone riffs and distorted effects. Featuring Charlotte Gainsbourg, Anika and Marc Ribot.
Includes digital download.
Silver vinyl edition.

Tracks

  1. Berlin ’87
  2. The End Of The World
  3. Garden Of Glass Flowers
  4. She Don’t Wanna Talk About It
  5. Il Deserto Rosso
  6. John Ashbery Takes A Walk
  7. Queen Elizabeth
  8. Silver Haze

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